20.08.2017, 16:59
Oh, Shanaya hätte so viel auf der Zunge gelegen, hätte sie sich nicht viel mehr darauf konzentriert, bei Bewusstsein zu bleiben. Sie musste sich zusammen reißen, musste alle Kraft in sich aufbringen, die noch übrig war. Sie hatte doch schon Schlimmeres durch gemacht. Wie viele Schussverletzungen hatte sie ihrem Bruder zu verdanken? Was war da so eine läppische Verletzung am Kopf?! Nichts, was sie umhauen würde! Trotzdem war die Welt vor ihren Augen nicht mehr ganz so klar, und umso mehr verspürte Shanaya das sonst vollkommen unbekannte Gefühl von Dankbarkeit für Talin. Ihr Schnauben hätte ihr fast ein Lachen entlockt, es blieb jedoch bei einer stummen Grimasse, die einem - für ihren Zustand – viel zu gut gelaunten Lächeln glich. Die Worte der Blonden entlockten ihr dann doch ein heiseres Husten, zu mehr rang sie sich jedoch nicht durch. Sie hatte schon verstanden! Auch wenn es wirklich verlockend war... Nun konzentrierte die junge Frau sich jedoch auf den Sprung, auf den Moment, wenn sie nur von Wasser umgeben sein würde. Sie musste wieder nach oben, so schnell es möglich war. An Talins Seite begab sie sich also zu der Luke, atmete noch einmal tief durch, ehe sie sich vor beugte, nicht von Talin abließ und der Dunkelheit entgegen sprang.
Der Schmerz kam stechend, wie unzählige Nadeln, die sich mit einem Mal in ihren Körper bohrten. Der Schmerz lähmte ihren Körper, das Salzwasser brannte in der frischen Wunde. Nach oben, irgendwie nach oben. Sie biss die Zähne aufeinander, versuchte irgendwie ihren Körper zu bewegen und schaffte es mit Talins Hilfe wieder an die Oberfläche. Sofort atmete die Schwarzhaarige tief ein, musste dadurch husten. Viel zu lange fühlte sie sich in der Dunkelheit orientierungslos, versuchte sich an den flackernden Flammen und Talins Griff zu orientieren. Sie folgte einfach der Richtung der Blonden, schwamm mit halb geschlossenen Augen neben ihr her. Bis ihr Körper gegen etwas stieß, das sich nicht menschlich anfühlte. Blinzelnd, immer noch nicht ganz sicher, wo oben und unten war, hob sie eine freie Hand, während die andere noch immer ihr rotes Tuch umklammerte. Keuchend hielt sie sich irgendwie an dem Holz fest, blinzelte, aber der Schwindel blieb. Ihr Kopf sank ein wenig zwischen ihre Schultern, während Talins Stimme dumpf in ihrem Kopf wieder hallte.
„Ich hab' ein bisschen Kopfschmerzen.“ Das Beste, was sie aus ihrer Situation machen konnte. Was blieb ihr anderes übrig? „Mir wäre es lieber, jetzt schnell auf der Sphinx zu sein.“
Sie brummte, verstummte dann. Sprechen kostete erstaunlich viel Kraft. Etwas, was ihr sonst nicht so sehr auffiel. Wieder musste die Schwarzhaarige husten, ließ den Kopf dann noch ein wenig sinken, bis sie sich gegen das Holz lehnen konnte, auf jeden Atemzug konzentriert. Nicht ohnmächtig werden. Bloß nicht.
Talins Stimme drang erneut durch einen dichten Nebel zu Shanaya, die sich daraufhin jedoch nicht regte, zumal die Frage nicht zu Ende gebracht wurde. Wieder nur ein leises Brummen, aber sie versuchte nicht einmal den Kopf zu heben. Liams Rufen hörte sie nicht, erst Talins viel zu laute Stimme drang wieder zu ihr durch, jagte ihr einen Schauer durch den Körper. Ein wehleidiges Geräusch drang ihr aus der Kehle, aber sie regte sich nicht, klammerte sich nur an das Holz, das Talin zum wackeln brachte. Gut, ihr Bruder hatte es also auch bis hier her geschafft. Fehlte noch Liam und das blonde Weichei. Mühsam hob Shanaya den Kopf, blinzelte. In der Dunkelheit die Sphinx zu finden war nicht einfach, sie wusste nicht einmal, wie weit sie entfernt waren.
„Sie sollten sich wirklich beeilen... Kannst du Wunden nähen, ganz zufällig?“
Sie glaubte nicht, dass sie dazu noch fähig sein würde, wenn sie zurück auf der Sphinx waren. Nun suchten auch die blauen Augen nach der Gestalt von Talins Bruder. Drei Köpfe wären jetzt vielleicht hilfreich gewesen, man hätte sie als Paddel benutzen können... Mit diesem Gedanken und einem Husten zog sich die Schwarzhaarige etwas höher auf das Holz, schloss die Augen und lauschte einfach auf die Umgebung. Solange ihr Kopf noch auf solch absurde Gedanken kam, machte sie sich keine wirklich Sorgen um sich selbst.