01.08.2017, 19:03
Shanaya lauschte nur halbherzig den Worten, die gesprochen wurden. Sie richtete die hellen Augen nicht herum, musterte nur die Luke, durch die sie endlich von diesem Schiff verschwinden würden, beförderte den massiven Stuhl in diese Richtung. Sie würde lange genug durchhalten, aber den ehemaligen Gefangenen würde solch eine kleine Schwimmhilfe sicher helfen. Auch wenn keiner von ihnen auf sie reagierte. Von dem guten Samariter hatte sie das ja schon kennen gelernt, aber selbst Schuld, wenn er sich damit auf eine Stufe zu Aspen setzen wollte. Das war nun wirklich nicht ihr Problem. Aber wenigstens sorgte er für sich selbst, nahm das Regal auseinander.
Den Stuhl nun auf der Höhe der Luke hob die junge Frau doch den Kopf an, als eine fremde Stimme erklang. Kurz blinzelnd neigte Shanaya den Kopf etwas zur Seite, richtete die blauen Augen kurz auf Talin, um zu sehen, wie sie reagierte. Aber eine große Reaktion blieb aus, sie schien nur einen Moment lang verstimmt zu sein. Die Frage des Dunkelhaarigen blieb also noch offen, womit die Schwarzhaarige den Blick leicht herum wandte, den Fremden musterte. Das war nicht der Kerl, der bei Lucien in der Zelle gesessen hatte. Also einer der anderen Gefangenen, den sie nun an der Backe hatte.
„Das kostet dich mindestens vier Finger. Wenn nicht eine ganze Hand.“
Ein amüsiertes Lächeln lag auf den Lippen der jungen Frau, auch wenn ihre Stimme nicht danach klang, als würde sie scherzen. Und das tat sie ja irgendwie auch nicht – sie würde persönlich für eine Strafe sorgen, wenn dieser Kerl sich daneben benahm. Er, sowie der Samariter, mussten mit keiner Gnade rechnen. Sie konnte ihnen also nur raten, sich zu benehmen. Aber der Fremde war in der Unterzahl, und auch wenn er nicht ganz so mitgenommen aussah wie Lucien und Ex-Zellengenosse, so würden Talin und sie sicher mit ihm fertig werden. Die Schwarzhaarige wollte sich wieder der Luke zuwenden, endlich von diesem Schiff verschwinden, als die Tür erneut aufging und ihr letzter Vermisster die Kajüte betrat. Liam war zurück – das hieß dass es bald...
… kaum hatte sie diesen Gedanken begonnen, erfüllte ein lautes Krachen die Luft, die hauptsächlich von den Schreien der Männer erfüllt war. Der Stuhl neben ihr war zur Seite gerutscht, zeitgleich hatte es Shanaya förmlich den Boden unter den Füßen weg gerissen. Sie hatte nicht einmal Zeit für ein überraschtes Geräusch, stolperte und stürzte gen Boden. Eigentlich hatte sie sich schnell wieder aufrappeln wollen, endlich hier verschwinden – aber ein stechender Schmerz in ihrem Kopf ließ sie zurück sacken, plötzlich war ihr Schwarz vor Augen und all die Geräusche klangen dumpf, als wäre sie schon unter Wasser. Sie spürte nicht einmal, wie ihr Körper auf den Boden sackte, unter dem Schmerz leicht zitterte. Sie spürte nur den Druck, der erst nach einigen Momenten nachließ. Und dann bewegte sich doch wieder alles, wenn auch ziemlich ruckhaft. Als nächstes hörte sie ihren Namen, weiterhin so dumpf, aber viel näher als die anderen Geräusche. Die junge Frau schlug blinzelnd die Augen auf, aber die Schärfe ihrer Umwelt wollte sich nicht wieder einstellen. Hatte sie gefragt, ob alles in Ordnung war? Natürlich war es das! Was machte es schon für einen Unterschied, wenn ihr Kopf so vehement puckerte und die Welt sich irgendwie noch drehte? Zitternd stemmte die junge Frau sich in die Hocke, wankte dabei leicht, konnte aber das Gleichgewicht halten, auch wenn sie sich dafür gegen Talin lehnen musste. Die Blonde sagte etwas zu den Anderen, und damit fiel es auch ihr wieder ein. Das Schiff. Sie mussten hier runter. Mit diesem Gedanken hob die Dunkelhaarige die Hand, fasste sich an die Stelle, die so unangenehm puckerte. Ihre Hand war nass – nur das noch kein Wasser in der Nähe war. Immernoch blinzelnd suchte sie nach Talins Blick, ließ ihre Hand dann wieder in ihr Blickfeld sinken und musterte sie einen Moment. Das war eindeutig zu dunkel für Wasser, zu klebrig. Viel zu eindeutig.
„Es wird Zeit, dass wir verschwinden.“
Wunderbar. Auf den letzten Momenten musste ihr dieser verdammte Stuhl den Kopf anschlagen. Glanzleistung.
„Na los, bevor der Tisch meint, er müsste dich niederstrecken.“
Die Stimme der jungen Frau war leise, zitternd, nur für die Blonde zu hören. Sie wankte, versuchte trotzdem irgendwie auf die Beine zu kommen. Als wenn sie sich jetzt noch aufhalten lassen würde! Der blaue Blick schweifte durch den Raum, ohne wirklich etwas zu erkennen. Aber die Luke war so nah, sie mussten also die Chance nutzen.
„Wenn ich ohnmächtig werde, schlag mir mit dem Stuhl ruhig ins Gesicht.“
Shanaya konnte kaum Kraft für diesen Scherz aufbringen, krallte sich dabei aber an Talins Schulter fest, um nicht den Halt zu verlieren. Und so wankte sie mit der Blonden zu der Luke, die freie Hand entknotete das Tuch um ihre Hüfte, drückte es schließlich gegen die Wunde an ihrem Kopf. Die Schwarzhaarige wich nicht von der Seite ihres Captains, alles andere hätte wohl mit erneutem Bodenkontakt geendet, wankte aber trotzdem gefährlich. So hörte sie auch nicht mehr darauf, ob noch jemand sprach, machte sich nur zum Sprung bereit, ehe sie schließlich den letzten Schritt machte und darauf wartete, dass das kühle Nass sie umhüllte und in der Wunde brannte.
[Kajüte | Liam, Lucien, Yaris, Farley, Talin & Aspen -> Im Wasser]