13.07.2017, 12:21
Wo hatte sich der schwarzhaarige Dieb eigentlich die ganze Zeit herum getrieben? Im Grunde dort, wo ihn jeder sicherlich vermutete: Seitdem ein Teil der Crew die Sphinx verlassen hatte um sein Leben einem Unterfangen zu Opfern, dass von vorne herein zum Scheitern verurteilt war hatte sich Ryan auf einer der Strickleitern zur Takelage bequemt. Den verbliebenen Männern auf dem Schiff ging der Dieb bewusst aus dem Weg. Immerhin hatte Ryan alles getan um seinen Kopf vor der Schlinge oder gar einer tödlichen Kugel seitens der Marine zu bewahren. Und doch saß er nun hier – unweit von Greo entfernt im Schutze der Dunkelheit. Der schwarze Blick war in die Ferne auf das Marineschiff gerichtet und ja, eigentlich müsste ihm egal sein was dort vor sich ging. Und doch regte sich ein Gefühl in seinem inneren.. Dieser kleine, verbotene Gedanke.. Diese unterschwellige Hoffnung dass jene verfluchte Aktion irgendwie von Erfolg gekrönt war. Aber wieso eigentlich? Im Grunde wäre es ja das Beste was ihm passieren könnte: Sowohl Captain Talin als auch ihr Bruder Tod auf dem Deck eines Marineschiffes. Das aufmüpfige Sonnenscheinchen und der Großteil vom Rest der Cre ebenfalls Weit entfernt auf einem voll besetzten Schiff der Marine... Blieb nur noch Greo. Ein Fels in der Brandung den man sicherlich nicht dazu überreden konnte, im Falle des Falles einfach mit der Sphinx kehrt zu machen um die Leichen sich selbst zu überlassen.
Aber wollte Ryan das wirklich? Er war ein Dieb – ja. Aber sein selbst auferlegter Credo verbat ihn an Mord und Todschlag zu denken. Nein, Ryan war kein Mörder und im Grunde wünschte er sicherlich niemandem auf der Sphinx den Tod. Wenngleich es für die anderen vermutlich oftmals nicht so den Anschein machte.
Das Misstrauen welches im entgegen Schlug war verständlich.. Wenngleich Ryan sich nicht sonderlich darum riss etwas an diesem Eindruck zu ändern. Aber in einem Punkt hatte der Dieb recht... Was genau machten eigentlich die anderen Crewmitglieder vertrauensvoller als ihn selbst? Sie alle hatten mit Sicherheit eine dunkle Vergangenheit. Wer versicherte ihnen, das Greo ein rechtschaffener Mann war und keine hinterlistige Intrige spann? Oder der ach so unscheinbare Liam? Ihr Wort? Na, wenn das mal ein Grund für Vertrauen war, dachte der Dieb sarkastisch und schnaubte kurz laut auf. Immerhin spielte Ryan mit mehr oder weniger offenen Karten.
Schlussendlich wurde der Dieb aus seinen Gedanken gerissen. Unter ihm hörte er Stimmen. Er konnte nicht genau verstehen was gesprochen wurde und da seine Neugier in ihm wuchs, kletterte er einige Stufen der Strickleiter hinab – blieb aber immer noch im Verborgenen. Amüsiert lauschte er den Worten von Greo und dem Dunkelhäutigen, mit dem er noch nie ein Wort gewechselt hatte. Während sie so sprachen, sponn Ryan sich weiter seine eigene Meinung über das Unterfangen. Hin und wieder lagen ihm sarkastische Bemerkungen auf der Zunge, doch immer noch hatte er kein Interesse daran sich zu Zeigen. Zumindest bis zu dem Moment, als es spannender wurde: Der Alarm auf dem Gefangenentransporter war deutlich bis zu ihnen zu hören. Ryan wandte den Blick von Greo und Rayon ab und sah zu dem fremden Schiff.
„Wie rührend.“
drang die dunkle Stimme des Diebes sarkastisch aus dem Nichts zu Greo, nachdem Ryan beobachtet hatte wie Rayons Umriss das Achterdeck verlies. Zugegeben, nicht gerade der Beste start ein Gespräch anzufangen, von der Schwarzhaarige sehr wohl wusste dass es von seinem Gegenüber nicht geführt werden wollte. Aber so war er nun mal: Ließ zunächst seine abschätzende Meinung los, bevor er darüber nachdachte welche Wirkung sie hatte. Am sinnvollsten war es in diesen Momenten einfach Ryans Arroganz zu ignorieren. Doch kaum hatte er die Worte ausgesprochen, hörte er schon Trevor im wahrsten Sinne des Wortes heran tänzeln. Für einen kurzen Moment hielt Ryan inne, zog die linke Augenbraue in die Höhe und beäugte den Narren. Der Dieb entschied sich, den Betrunkenen zu ignorieren und zunächst seine Frage zu stellen, die ihm seitdem er das Gespräch zwischen Greo und Rayon belauscht hatte auf der Zunge brannte.
„Ich hatte zwar kein Mitspracherecht in dieser ganzen Aktion.. Aber wäre es nicht irgendwie Sinnvoller gewesen, die Crew hätte klammheimlich den Gefangenentransporter mit einem Beiboot der Marine verlassen, als die Sphinx so gefährlich nah an ein voll besetztes feindliches Schiff heran zu führen?“
Während er sprach, triefte die Arroganz nur so aus seiner Stimme. Die Frage allein ließ seine Meinung dieser mieserabel geplanten Aktion durchaus deutlich werden. Und doch war er hier. Hatte sich nicht davon gestohlen oder sich gar gänzlich aus der Sache heraus gehalten. Irgendeinen undurchsichtigen Grund musste es ja geben, weshalb der Dieb so motiviert war an Board zu bleiben. Und sich zudem offensichtlich Gedanken über die Geschehnisse des Abends machte. Endlich ließ sich Ryan an einem der Taue hinab gleiten und berührte still mit den Füßen das Achterdeck. Und zwar wahrhaftig _lautlos_ - nicht so wie Trevor.
- Strickleiter über dem Achterdeck - In unmittelbarer Hörweite von Greo & Trevor -