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Kapitel 3 - Freiheit oder Tod
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#58
All das hier lief aus dem Ruder. Schreie und Rufe ertönten, ohne das Skadi sie mehr zuzuordnen wusste. Hörte hier und da eine bekannte Stimme aus dem Gewirr heraus und war doch zu sehr mit dem dunklen Schopf vor sich beschäftigt, dessen augenblicklicher Hieb einen stechenden Schmerz durch ihren Körper jagte. Abgelenkt von dem katzenähnlichen Tier, bemerkte sie den zurückschnellenden Kopf zu spät, als dass sie ihm noch ausweichen konnte. Spürte erst den Schwall roten Lebenssaft auf ihre Lippen tropfen, kaum dass ihr schmaler Oberkörper zurück taumelte und kraftvoll gegen die Holzplanken krachte.  All die Jahre auf diesem Schiff und sie ließ sich von einem Vieh ablenken, das selbst nicht so recht wusste, ob es ein Wolf oder ein winziger Panter sein sollte? Scheiße! Schnaubend und leise fluchend hob die Dunkelhaarige eine Hand an ihr Gesicht, lokalisierte das heftige Pulsieren ihrer Nase und atmete zischelnd die abgestandene Luft ein. Der Dreckskerl hatte ihr Gesicht mit voller Breitseite getroffen und es blieb zu hoffen, dass es nicht mehr als nur eine Prellung war.
Ein Funkeln durchfuhr die dunklen Iriden beim Anblick des Fremden, der unter dem aufkommenden Chaos wie eine Fackel aufleuchtete. Sie kannte sein Gesicht irgendwoher, wusste den düsteren Ausdruck jedoch kaum zuzuordnen. Womöglich eine Halluzination oder der tief vergrabene Herzenswunsch eines kleinen Mädchens, das nach Hause zurückkehren wollte. Und wenn sie diesem Vogelfreien nicht gerade ihre Hilfe angeboten hätte, würde sie sich mit reichlich Kampfeskraft für den Hieb revanchieren, der alarmierendes Rot über ihr Kinn gen Boden tropfen ließ.

"Wäre mir neu, dass Schlangen schmecken."

Entgegnete die Jägerin mit einem Zucken in den Mundwinkeln. Umfasste die Hand des Piraten mit festem Griff und erhob sich mit einem Ruck zur vollen Größe. Machte der Schmerz sie für einen kurzen Sekundenbruchteil unsicher auf den Beinen, fasste sie sich wieder binnen weniger Herzschläge und löste geschickt zwei Dolche aus ihrem Gürtel.  Beobachtete den schlanken Körper der Ginsterkatze in seiner Flugbahn, gefolgt vom dunklen Haarschopf, dessen Aufmerksamkeit von ihrer Wenigkeit auf den Rest der Crew übergegangen war. Nur leise drang der Ruf des Offiziers hinter ihrem Rücken über die Köpfe der Meute hinweg. Zupfte an den Spitzen ihrer Ohren und ließ die wachsamen Augen über die Schulter zurück gleiten. Für einen Augenblick erkannte sie das Gesicht Enriques im Gemenge, verengte die Augen und spürte ihr Herz mit zunehmendem Tempo in ihrer Brust wüten. Was zum Teufel hatte er nur vor?  
Angespannt musterte sie die feine Miene des Älteren, dessen Absichten so verschleiert schienen, wie dichter Nebel über eisigem Wasser. Manchmal wusste sie nicht so recht, ob ihr mittlerweile fest verwurzeltes Vertrauen ihm gegenüber nicht naiv war. Ob sie sich nicht instinktiv darin verrannte, ihn als Familie zu sehen, die sie nie wieder haben würde.

Doch es waren weder Liam, noch Sineca, die ihren Verstand in die Realität zurück holten. Es waren Glocken, schrill läutende Glocken, die ihre Miene kreidebleich werden ließen. Den Ausdruck schieren Entsetzens in ihre Miene meißelten und einen Lidschlag später einen herben Fluch über ihre Lippen schickten.
"Verfluchte Scheiße, dieser räudige Bastard!"

Ruckartig hechtete Skadi voraus in Richtung Treppe, umklammerte den Griff der beiden Dolche mit festem Griff, der die bleichen Knochen hervortreten ließ. Bald würde es hier nur vor Soldaten wimmeln und eine Flucht angesichts dieser Anzahl an Gegnern wäre unmöglich - es sei denn, sie blockierten die Wege und eliminierten jeden Angreifer, der sich in den Bauch des Schiffes verirrte.
"Ein waschechter Pirat also, mh?", wandte sich der drahtige Körper auf der Hälfte der Treppenstufen herum, starrte direkt zu Liam hinab, der Filans zappelnden Körper an den Gitterstäben der Gefangenen klebend beobachtete. "Na dann lass mal sehen, wer von uns beiden mehr Soldaten ins Jenseits befördert."
Skadi konnte nur hoffen, dass der Fremde ihre Aufforderung verstand und ihr folgte. Zwar behauptete sie gern von sich eine waschechte Jägerin zu sein, doch hatte selbst sie bisher keine Meute dieser Größenordnung im Visier ihrer Pfeilspitze gehabt. Oh. Wie gern sie doch den Bogen ihres Vaters an ihrem Körper gewusst hätte. Alles wäre so viel leichter mit diesem kunstvollen Instrument, im Gegensatz zum schimmernden Metall, das bei ihrer Bewegung an ihren Beinen vorbei sauste. Sie musste Enrique vor dem Schlimmsten bewahren, wenn es hart auf hart kam. Musste ihm die Chance frei räumen mit den Piraten zu verschwinden, denen er offensichtlich Zeit schenkte. Das Chaos verschlimmerte, das hier unten herrschte, nur um Sekunden zu schinden. Atemzüge, in denen eine Rückkehr zum Greifen nah schien.
Das Geräusch von Fußschritten drang an ihre Ohren, kaum dass Skadi den letzten Absatz der Treppenstufen erreicht hatte. Mit kurzem Blick um die Ecke sah und im Zwielicht des Kanonendecks die schläfrigen, trägen Körper ausmachte, deren hektische Bewegungen in der Mitte des Raumes mit jedem weiteren Läuten der Glocken zügiger wurde. Aus ihrem Tiefschlaf geweckt, purzelten die Soldaten wie aus dem Winterschlaf erwachte Bären aus ihren Hängematten, wuselten konfus und vollkommen irritiert durcheinander. Einem Schatten gleich schlich sich die Jägerin an den Kisten entlang, entfernte sich ein Stück weit vom Tumult und musterte aus den Augenwinkeln die Kanonen, deren Silhouetten wie massive Bergfriede im Halbschatten aufragten.  Sie musste sich etwas einfallen lassen, wenn sie hier lebend heraus wollte. Mit etwas Glück sogar den Kapitän wie ein Schwein auf ihrem Zahnstocher aufspießen konnte, bevor sie mit einem Sprung ins Wasser und in die Freiheit sprang. Ganz gleich ob die Piraten sie dort heraus zogen oder sie den Frieden findend unterging.

Ruckartig blieb sie stehen, schielte über den dunklen Pony an die Decke, ehe sich lange Finger auf das harte Metall einer Kanone niederließ. Der Lärm oberhalb wurde deutlicher, lauter, durchdrang ihre Knochen wie der Schrei einer Sirene. Angespannt biss sich der Sergeant auf die Lippen, blickte über die Schulter und... schnappte augenblicklich nach Luft. Wer sagt's denn! Wenige Meter entfernt, halb verdeckt durch eine der unzähligen Kisten voller Kanonenkugeln, ruhte die kleinste der weitreichenden Geschosse. Lugte mit ihrer winzigen Öffnung zu ihr hinüber und versetze ein breites Grinsen auf das Gesicht der 22 Jährigen. Vielleicht mochte sie mit ihren Dolchen auf geringe Distanz Blut vergießen können, doch wer sagte, dass man seine Gegner nicht lieber auf Distanz hielt?

{Zellentrakt, in Sichtweite von Enrique und den anderen | zu Beginn direkt neben Liam | dann auf dem Weg zum Kanonendeck }
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Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - von Weltenwind - 04.02.2017, 01:14
RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - von Greo - 05.02.2017, 17:41
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RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - von Greo - 28.09.2017, 20:37

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