25.04.2017, 13:33
Hach, diese Aufmerksamkeit, wenn man eine Gefangenenzelle aufschloss, in der drei vermutlich sehr ausgehungerte Kerle saßen. Und das in mehr als einem Sinne. Aber dieser Gedanke ging der jungen Frau nur kurz durch den Kopf, ausnahmsweise konzentrierte sie sich auf etwas anderes. Und wer hätte schon gedacht, dass SIE sich auf den Weg machen würde, um jemanden zu retten? Und sie hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass hier nicht einer der männlichen Vertreter ihrer Art daher spazierte. Was hatte sie auch zu verstecken? So schnell der kurze Moment der Aufmerksamkeit aber auch gekommen war – so schnell verflog er wieder. Und vermutlich hatte er eh mehr dem Schlüssel in ihrer Hand gegolten, der recht schnell auch wieder den Besitzer wechselte. Der Hauch von Skepsis, der in allen drei Mienen gelegen hatte, überging die Schwarzhaarige jedenfalls. Nach wie vor achtete sie kaum auf die anderen beiden.
Erst, als der verwirrte Soldat von der Tür getroffen, zurück wich, wandte Shanaya den blauen Blick herum, wo der erste seine Fesseln gelöst hatte und nach kurzem Wortwechsel den Schlüssel an einen zweiten weiter reichte, während der Dritte schwieg. Sie war gespannt, ob die beiden ihnen folgen würden. Zwei weitere Crewmitglieder, die die Dunkelhaarige in diesem Moment nun selbst skeptisch beäugte. Es sollte ihr nochmal jemand sagen, sie wäre ein schlechter Mensch! Immerhin hatte sie gerade drei Männer befreit, denen sie nicht weiter traute, als sie sie werfen konnte. Was tat man nicht alles, um Versprechen zu halten... Der Soldat, der vor die Tür gelaufen war, fand das ganze sicher nicht so spaßig, aber er schien sich wieder etwas berappelt zu haben, war schon mit ehrgeizigem Blick und erhobenem Degen auf dem Weg zu ihr. Also wandte sie sich wieder herum, zog den Degen ein wenig aus der Scheide. Er schien wütend, viel zu erbost darüber, dass sie ihn auf so unfaire Weise ausgetrickst hatte. Wie konnte sie auch nur? Die junge Frau wartete noch einen Herzschlag, legte eine Hand an den Degen, mit der anderen zog sie sich die Mütze vom Kopf – die im nächsten Moment, als der Soldat auf ihrer Höhe war, schmerzvoll auf der Höhe seiner Augen auf sein Gesicht traf, ohne, dass Shanaya sie los ließ. Sein Degen surrte dabei nah an ihrem Gesicht vorbei, erwischte jedoch nur ein paar Haare. Wieder war der Mann kurzzeitig geblendet, und diese Chance nutzte die Schwarzhaarige dieses Mal zog den Degen und rammte ihn dem Mann durch die Seite, als er sich wieder zu ihr drehen wollte. Nicht schnell genug, auch wenn ihr Hieb nicht tödlich war, der Soldat ging mit einem Schnauben in die Knie, versuchte sie nur unbeholfen von sich weg zu schlagen. Von ihrem Sieg überzeugt zog die junge Frau die Waffe also zurück, lächelte nur über das schmerzvolle Aufjaulen des Mannes. Soldaten waren wirklich echte Männer! Die Mütze in der einen, den Degen noch in der anderen richtete Shanaya sich also wieder an die drei Insassen, wo langsam Leben in die Zelle kam. Sie trat einen Schritt auf die geöffnete Tür zu, behielt dabei aber auch den zu Boden gegangenen Soldaten im Blick. Wo er wohl hin kriechen wollte?
Ihre Aufmerksamkeit wurde jedenfalls erst wieder herum gelenkt, als sich jemand direkt an sie wandte, und Lucien im nächsten Moment an ihr vorbei auf den Gang trat. Der helle Blick huschte kurz zurück in die Zelle, musterte die beiden anderen Männer, ehe sie sich mit amüsierter Miene und einem optimistischen Lächeln an den Mann mit Bart wandte.
„Das hier war eigentlich anders geplant...“ Ihr Blick huschte zu den Anderen Kämpfenden. „Aber wie du siehst, sind deine Retter Meister im Improvisieren. Bevor du dich versiehst, sind wir hier runter.“
In ihrer Stimme schwang absolute Sicherheit mit, als gäbe es keinerlei Zweifel daran, dass sie nicht innerhalb der nächsten Minuten im kühlen Wasser und von Greo heraus gefischt werden würden. Mit einem weiteren, kurzen Lächeln zu Lucien drehte sie sich halb um, auch die anderen beiden im Blick.
„Wer von euch kann noch eine Waffe halten? Da ist eine frei geworden.“
Sie nickte in die Richtung des Soldaten, der noch nicht weit gekrochen war, sich eine Hand auf die blutende Wunde drückte. Auch wenn sie diesen Kerlen misstraute, sie konnten schlecht drei Unbewaffnete gegen eine ganze Marinemannschaft verteidigen. Das durften sie schön selbst tun.
[Vor der Zelle | Lucien, Yaris & Samuel]