17.04.2017, 11:59
BÄMM
Unvermittelt traf ihn die breite Seite der Pistole hart gegen die Schläfe und wirbelte seinen Kopf zur Seite. Für einen Moment war alles Schwarz, dann setzte das Hämmern ein. Grinsend richtete sich der Attentäter wieder auf und schüttelte die Benommenheit aus seinem Kopf. Es half jedoch nicht, um eine klare Sicht zu bekommen. Alles erschien schwankend und in dreifacher Ausführung. Aber er grinste. Vielleicht war er derjenige in Ketten, doch er hatte dennoch die Macht. Und von der Reaktion des Leutnants zu urteilen, war dem das nur allzu sehr bewusst.
Noch immer das Grinsen auf den Lippen, beugte sich der Attentäter ein wenig nach vorn, um einen Mund voll Blut auszuspucken, bevor er sich wieder zurücklehnte. Viel zu gelassen dafür, dass er auf dem Weg zu seinem Henker war. Wohl wissend, dass er einen weiteren Schlag provozierte. Aber was hatte er schon zu verlieren?
„Ihr hitziges Temperament ist nicht gesund in der Marine, Leutnant.“, witzelte er grinsend. Mann, sein Kopf hämmerte wie der Schmied auf einen verdammten Amboss. Zumindest lenkte es vom Schmerz in seinem geschundenen Rücken ab. Ein Ruck ging durch die Kutsche und ließ Yaris schmerzhaft aufstöhnen. Für einen Moment sank sein Haupt in den Nacken und es machte den Anschein, sein Bewusstsein würde abtrifften. Doch dann fing er sich mit einem Ruck wieder und ließ träge den Kopf wieder nach vorn rollen. Traf auf den lodernden Blick in den dunklen Augen ihm gegenüber. Folgte ihm, während er sich betont langsam wieder niederließ. Mühsam beherrscht, genau wie die gepresste Stimme, die nach einer Weile erklärte. Die ganze Zeit über ließ der Attentäter den Mann nicht aus den Augen. Heiß brennendes Feuer gegen sein kaltes, nicht minder verzehrendes Feuer.
Als er endlich geendet hatte, ruhten die grünen Augen noch immer auf dem Leutnant. Fort war das verhöhnende Grinsen. “Was hat er Ihrem kleinen Herzen angetan, um einen solchen Hass zu schüren, Leutnant.“ Das Grinsen war fort, doch es lag noch eine Spur Hohn in seiner Stimme. Im Glitzern seines Blickes. Es lag nicht an der Geschichte, die der Mann ihm erzählt hatte. Nein, die war ihm sehr ernst. Spätestens, seit ein kleines Mädchen darin auftauchte. Viel mehr war es seine Haltung. Sein Rang als Leutnant. Als solcher besaß er Autorität, spielte sie mit Freuden zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Und doch, es gab einen Punkt, an dem ihm diese nichts mehr nutzte. Er machtlos war. Und wunder Punkt, den er verabscheute. Ganz bestimmt sogar. Das war es, was das amüsierte Funkeln weckte.
“Und immer noch stellt sich die Frage, was Sie bereit sind, dafür zu tun. Würden Sie einem zum Tode verurteilten Mörder zur Flucht verhelfen? Ihm die Macht über Leben und Tod wieder in die Hand legen? Ihre Karriere riskieren für einen Mann, dem Sie ganz offenbar nicht weiter über den Weg trauen als Sie spucken können?“ Wieder dieser Ernst. Diese Professionalität. Diese stoische, abgebrühte, emotionslose Ruhe.