10.04.2017, 20:51
Mit dem Arm um die Schulter fiel es Shanaya schwer, die innere Ruhe aufrecht zu erhalten. Es wurde Zeit, dass sie hier weg kamen. Aber jetzt eine Waffe zu ziehen... irgendeiner würde sicher fliehen können, Verstärkung holen. Und auch, wenn diese Zelle unglaublich bequem aussah, war der jungen Frau nicht danach, sich zu Talins Bruder und seinen Zellengenossen zu gesellen. Aber immerhin schien der Trunkenbold angebissen zu haben, was Shanaya beinahe ein leises Lachen entlockte. Ihre Miene sprach aber weiter einfach nur von leichter Genervtheit. Wie konnten diese Banausen auch so hier auftauchen? Und das einem Vorgesetzten gegenüber. Also wirklich! Dass die sich nicht schämten. Zu gerne hätte die Schwarzhaarige nun tadelnd mit dem Finger gewedelt, aber er in Richtung der zwei brummeligen Marinetypen. So eine schlechte Laune... Und das vollkommen grundlos! Beide machten deutlich, wie schlecht ihre Laune war – und je weiter ihre absank, desto besser wurde Shanayas Laune. Besonders der, der sich hier unten wohl am meisten auf sich einbildete machte kein Geheimnis aus seinem Zustand, er motzte nach bester 'Ich bin so ein hohes Marinetier und habe so viel zu sagen' herum, verwies die Betrunkenen. So ein langweiliges Spielverderber. Aber die Dunkelhaarige war sich sicher, sobald sein Captain auftauchen würde, kroch auch er im Dreck. Und da fragte man sich, wieso SIE keinen 'noblen' Arbeitsweg gewählt hatte. Es schauderte der jungen Frau bei diesem Gedanken, aber sie beobachtete das Schauspiel, noch immer in der Umarmung des Mannes, von dem eine ziemliche Fahne zu ihr hinüber zog. Gott, wenn ihre Eltern sie so sehen würden!
Liam hatte sich inzwischen auch zu Wort gemeldet, baute auf ihre Worte auf. Ob das die zwei Griesgräme überzeugen würde – Shanaya glaubte nicht daran. Sie rochen bestimmt, dass irgendetwas nicht stimmte... und sie vier hatten sicher auch diese Betrunkenen hier angeschleppt. Die gehörten nämlich eigentlich auch zu ihnen. Wäre es nur so... aber sie auf ihre Seite zu bringen dürfte nicht all zu schwer werden... der Übereifer einer der Männer sprach immerhin für sich. Und das machte er im nächsten Moment auch schon wieder überdeutlich. Auch wenn einer seiner Kumpanen ihn zurück halten wollte, die Herausforderungen schienen ihre Wirkung zu zeigen, angestachelt von den Insassen um sie herum. Fast hätte sich ein kühles Lächeln auf die Lippen der jungen Frau gelegt, aber sie unterdrückte es, das wäre vielleicht doch ein wenig zu verräterisch gewesen. Stattdessen beobachtete sie das weitere Geschehen, blickte nur für einen Herzschlag zu Talin, dann zu Liam, während Filan verkündete, dass es hier um seine Ehre ging. Oh ja, er war so ehrenhaft, ihre Eltern hätten ihn sicher direkt adoptiert. Die blauen Augen richteten sich auf den Mann, der dem hohen Tier entgegen torkelte – und nach etwas an seiner Seite greifen wollte. Ihr Blick verweilte dort nur einen Moment, allein schon, weil der Mann stolperte. Nur ein winziger Moment des Zögerns, Shanaya machte zwei Schritte auf den Stolpernden zu, streckte den Arm aus, ohne ihn wirklich erreichen zu wollen. Er stolperte, stürzte und riss das zweite hohe Tier mit sich, woraufhin sich ein vollkommen entsetzter Ausdruck auf die Züge der jungen Frau legte. Wie konnte er nur?! Mit diesem Blick bedachte sie kurz den Dunkelhäutigen, ehe sie sich schnaufend abwandte. Jetzt musste sie sich wirklich auf die Zunge beißen, um das Grinsen zu unterdrücken.
Mit möglichst erbostem Blick trat sie also zu den restlichen Betrunkenen, ihr Ziel war einer der Männer, die etwas seitlicher standen, die aber genauso betrunken wie Filan und mit der Situation komplett überfordert waren. Das perfekte Ziel also – und wer wäre sie, wenn sie DAS nicht ausnutzen würde? Bei besagtem Mann angekommen hob die junge Frau einen Arm, boxte recht kräftig gegen seinen Oberarm. Ihre Miene blieb weiterhin unbegeistert, auch als sie in die Richtung der am Boden liegenden deutete. Für Umstehende mochte es den Eindruck machen, als wolle sie ihn darauf hinweisen, dass er seinen Kumpel aufheben und verschwinden sollte, untermalt von der Hand, die nun beinahe vorwurfsvoll in Filans Richtung deutete. Sie sollten doch den Dravean zum Captain bringen (Das klang in ihren Ohren schon irgendwie witzig) und hatten keine Zeit, sich von diesen Trunkenbolden aufhalten zu lassen! Das sagte zumindest ihre Haltung – was sie dann aber mit ruhiger Stimme an den Soldaten richtete, war etwas ganz anderes. Shanayas Stimme war leise, darauf bedacht, dass niemand (!) der anderen sie hören konnte. Außer vielleicht der zweite Soldat, direkt neben ihnen. Und das wäre gar nicht Mal so tragisch… In dem, was sie sagte, schwang jedoch deutlich eine Herausforderung mit.
„Die sind mir viel zu steif, wir sollten das ein bisschen auflockern… Wenn ihr mir seinen Schlüssel bringt, verspreche ich euch einen ganzen Monatslohn und die Hälfte meiner Wochenration.“ Sie überlegte einen kurzen Herzschlag. „Und meine Ration Rum bekommt ihr auch. Was sagt ihr?“
[Zellengang - Direkt bei den Betrunkenen]