04.03.2017, 13:28
Let's give this another try
Vormittag des 14. März 1822
Ryan Black & Shanaya Árashi
Shanaya stand direkt an der Kante der Hafenmauer, hatte die blauen Augen auf den Horizont gerichtet. Informationen besorgt, Plan geplant. Jetzt mussten sie nur noch die Uniformen besorgen, auf die Morgenwind kommen und schon war ihr Ziel erreicht. Nicht, dass sie Talins Bruder noch befreien mussten, aber das war ja nur eine Kleinigkeit. Was sollte bei ihrem Plan schiefgehen? Sie hoffte nur auf die Zusammenarbeit der Anderen – und solch ein Gedanke von ihr. Aber Aspen und Liam hatten gezeigt, dass es funktionieren konnte. Und bei Talin war sie sich da auch Recht sicher. Also lag nun ein siegessicheres Lächeln auf den Lippen der Schwarzhaarigen. Sie konnte es kaum erwarten, wäre am liebsten direkt aufgebrochen. Aber hey – Vorfreude sollte ja die schönste sein. Also übte sie sich in Geduld, atmete tief durch und wandte sich mit einer ruhigen Bewegung um, noch ein paar Kleinigkeiten auf dem Markt besorgen.
Ryan hatte noch vor dem Morgengrauen das Schiff verlassen. Er genoss seine wieder neu gewonnene Freiheit, auch wenn es ihn zugegebenermaßen beunruhigte wie es nun für ihn weiter gehen sollte. Früher oder später würde Talin irgendwie mit ihm weiter verfahren müssen.. Doch jetzt wiegte er sich in der Sicherheit dass man auf seine Arbeitskraft nicht verzichten konnte. Und so sehr ihm bewusst war dass dies jener Crew ebenso missfiel wie ihm, würde dieser Zustand nicht für immer anhalten. Und bis dahin musste eine Entscheidung fallen. Allerdings war er jetzt in diesem Moment hier – an diesem unbekannten Hafen und versuchte sich einen Überblick über diesen Ort zu verschaffen. Was ihm auch recht gut gelang, immerhin hatte Ryan schon immer ein Händchen dafür die von Dieben und Hehler verseuchten Ecken eines Ortes ausfindig zu machen. Und so dauerte es nicht lange bis er wohlig Lächelnd aus einer dreckigen Spelunke trat, nur um dann festzustellen dass der Morgen schon eine ganze Weile angebrochen war.
Shanaya ließ die Arme kurz durch die Luft schwingen, musste sich zusammen reißen, um nicht durch die Gassen zu hüpfen. Wie gerne hätte sie die Zeit ein bisschen vor gedreht, dafür gesorgt, dass sie endlich auf dieses Schiff konnten. Wer hätte gedacht, dass sie es jemals kaum erwarten können würde, auf ein Marineschiff zu kommen. Wie gut, dass sie wusste, dass dieser Zustand schnell wieder vorbei sein würde. Lieber jetzt als Morgen. Dieser Gedanke tat ihrer guten Laune jedoch keinen Abbruch, sodass sie sich kurz zu ihrer Tasche drehte, prüfend hinunter blickte und wieder aufblickte, als vor ihr eine Tür geöffnet wurde. Eigentlich hatte sie zur Seite treten wollen, ihren Weg weiter gehen wollen, egal, wer da stand. Aber so legte sich nun doch ein hämisches Grinsen auf die Lippen der jungen Frau. „Vermisst du mich so sehr?“
Ryans Lächeln erstarb mit einem Male und sein Gesichtsausdruck schwankte von sichtlich und offenkundig genervt zu Todernst. Doch auf ihre Frage hin, hob er nur amüsiert eine Augenbraue. „Das müsste ich eigentlich dich fragen. Immerhin bist du es die mir über den Weg läuft und außerdem-“, mehr konnte Ryan gar nicht sagen. Er spürte wie ihn jemand an der rechten Schulter packte: “Ehh, Dieb.“, knurrte ein stämmiger, bärtiger Seefahrer mit diversen Tätowierungen im Gesicht und an den Händen. „Ich hab dich beobachtet..“, lallte er drauf los und starrte Ryan aus seinen Glubschaugen heraus an. Sein Gewicht verlagerte sich und er nutzte den schmächtigen Dieb dazu sich an ihm abzustützen. „...du hast dich mit Davidson unterhalten, rrrrrischtig?“, er sprach gedehnt beim letzten Wort kam er ordentlich ins Schwanken und schloss für einige Sekunden die Augen. Ryan schob ungerührt dessen Hand von seiner Schulter und just in diesem Moment verlor der gute wirklich das Gleichgewicht, durch den plötzlich fehlenden halt. Sofort stolperte er auf der Schwelle zum Ausgang direkt auf die Schwarzhaarige zu.
Shanaya s Lächeln wurde breiter, je ernster die Miene des Diebes wurde. Ihr lag ein 'Warum denn so ernst?' auf der Zunge, aber sie hob nur leicht die Arme, verschränkte sie vor der Brust und lauschte Ryans Erwiderung. Zu gerne hätte sie das 'außerdem' gehört, aber ein dritter kam dazwischen. Jemand Fremdes, vielleicht ja ein Freund des Dunkelhaarigen? Einer, der ihn jetzt aus der Hand der bösen Piraten retten würde? Sollte er ihn ruhig mitnehmen. Aber scheinbar waren die zwei doch keine Freunde, aber der Dieb diente als Stütze und wurde ausgefragt. Davidson. Kein Name, den sie kannte – und vermutlich musste sie ihn sich auch nicht merken. Aber in diesem Moment wendete sich das Blatt ein wenig, der Betrunkene taumelte, kam dabei direkt auf sie zu. Die junge Frau hatte nur eine Augenbraue gehoben, war einen Schritt zur Seite getreten, während ihre Hand auf ihrem Dolch am Gürtel ruhte, bereit zu handeln, wenn er zu nah kam. „Einen bezaubernden Freund hast du da...“
Ryan drehte sich erwartungsvoll in die Richtung in welcher der Betrunkene gestolpert war doch sehr zu seinem Bedauern machte Shanaya einen gar eleganten Schritt zur Seite, sodass der Typ zumindest nicht bei ihr den gewünschten Halt fand. Und kaum das ihre Hand auf ihrem Dolch ruhte, kippte der dicke Seefahrer prompt vornüber und landete direkt neben der Dunkelhaarigen im Dreck. Überraschenderweise hinderte es den betrunkenen nicht daran weiter zu lallen – diesmal jedoch völlig unverständliches Zeug. Ryans Augenbraue war immer noch leicht angehoben, doch ein leises amüsiertes schmunzeln huschte für den Bruchteil einer Sekunde über seine Lippen. „Aye und er ist so grazil wie ein Flusspferd. Und dürfte auch in etwa die selbe Statur haben.“ Ryan steckte kurz eine Hand in eine seiner Taschen, beugte sich zu dem am Boden liegenden Typen und packte ihn mit der anderen Hand an den Haaren um seinen Kopf hochzuheben. „Hier, kauf dir einen Schnaps mein Freund. Damit du wieder zu Kräften kommst. Mit besten grüßen von Davidson.“, und mit einem Klirren hatte er eine Silbermünze aus der Tasche gezogen und schnipste jene direkt vor dem Fremden in den Dreck. Woher er er so schnell das Geld aufgetrieben hatte, war wohl etwas sonderbar – immer hin hatte man ihm alles abgenommen was er bei sich getragen hatte, nachdem man ihn auf der Sphinx festnahm. Und dennoch war es nichts ungewöhnliches für Ryan. Zumindest nicht im Zusammenhang damit das er gerade aus einer ziemlich dreckigen Spelunke getreten war. Vermutlich hatte er ja doch nur seine Taschen dort bereichert. „Und wenn ihr zwei mich jetzt entschuldigen würdet, ich habe noch etwas zu erledigen.“
Shanaya rechnete damit, dass der Typ noch einen Schritt zur Seite kommen würde, um sich an ihr zu stützen. Sie wartete förmlich darauf, aber statt dessen küsste er lieber den Boden zu ihren Füßen. „Immerhin liegt er mir zu Füßen...“ Mit diesen Worten hob Shanaya leicht einen Fuß, stupste damit den am Boden liegenden. Zwar lallte er noch etwas, aber man konnte ja nie wissen... er schien jedenfalls noch zu leben – sie hatte ihn also doch nicht ganz umgehauen – und bekam sogleich eine charmante Behandlung des Diebes. Der spendierte ein bisschen Geld, nannte wieder diesen Namen. Da konnte sie ja fast neugierig werden. Aber aus diesem betrunkenen am Boden würde sie wohl nicht viel heraus bekommen. Ryan jedenfalls wollte sich zum gehen wenden, sodass die blauen Augen kurz auf dem Mann ruhten, ehe sie mit den Schultern zuckte, sich selbst wieder in Bewegung setzte und mit vorsichtigen Schritten über den Fremden stieg. Wenn er sich ihr schon mal so vor die Füße warf... Sie musste selbst noch etwas besorgen.
Ryan hörte wie sich Shanaya ebenfalls in Bewegung setzte und für einen kurzen Augenblick dachte er sogar sie wolle ihn wieder im Auge behalten. Doch dann schüttelte er nur den Kopf. Nein, Talin hatte ihr Wort gegeben und so sehr es ihm missfiel rechnete er Shanayas desinteresse immerhin etwas an. So konnte er nun wenigstens in Ruhe den Tag damit verbringen seinen gerade erhaltenen Auftrag auszuführen. „Sonnenschein, du hast eine ziemlich verquere Sicht auf all die Dinge um dich herum“, kommentierte er knapp ihre Aussage, nachdem er nun doch einen Blick über seine Schulter wagte. Er hatte den Markt noch nicht erreicht, als er stehen blieb und seine Augen leicht zusammen kniff. Dann sah er sich argwöhnisch um und anstelle weiter zu gehen, nahm er doch eine der viele Abzweigungen in eine dunklere, engere Gasse.
Shanaya dachte schon nicht mehr über die Anwesenheit des Diebes nach. Er war quasi frei, und leider glaubte sie, dass sie sich bald schon wieder begegnen würden... Also kümmerte sie sich nicht weiter um ihn, hob nur leicht den Kopf an, als er sie noch einmal ansprach. 'Sonnenschein'. Was wollte er ihr damit wohl sagen? Aber eine verquere Sicht? Sie? Sie war eine Frau, eine sehr hübsche dazu, jeder Kerl der Welt würde sich ihr vor die Füße werfen, ihr aus der Hand fressen. Da machte solch ein betrunkener Typ keine Ausnahme. Und der Dieb selbst... der durfte gern seine Suppe allein auslöffeln. Sie sagte jedenfalls nichts auf seine Worte, konzentrierte sich schon wieder auf den Markt und hob nur halbherzig grüßend eine Hand. Was konnte sie hier wohl alles an Proviant bekommen...?