05.02.2017, 17:08
Endlich kehrte Ruhe ein. In den Zelle und auch allgemein auf dem Schiff. Bis auf ein paar patrouillierende Wachen war nicht mehr viel los. Hier unten konnte man nicht den Himmel sehen, doch Yaris konnte davon ausgehen, dass sie die Nacht über das Schiff gesenkt hatte. Der Wellengang war ziemlich ruhig. Nur ein paar niedrige Wellen brachten das Schiff zu einem leichten, einschläfernden Schaukeln. Nichts, was seinen Magen in Aufruhr versetzen konnte, dennoch mochte Yaris das Meer nicht sonderlich. Er war kein Seemann. Sein Metier – von wenigen Aufträgen einmal abgesehen -befand sich hauptsächlich an Land.
Selbst die Gefangenen hatten fast alle – soweit er es einsehen konnte – die Augen geschlossen. Nur vereinzelt drangen leise Gesprächsfetzen zu ihm vor. Wie es um seine eigenen Zellengenossen bestellt war, konnte er nicht genau sagen. Sie wirkten schlafend. Doch es konnte genauso gut sein, dass sie sich – genau wie er – nur schlafend stellten.
Lediglich ein paar betrunkene Soldaten, die sich aus dem Frachtraum mit noch mehr Rum eindeckten, störten diese Ruhe. Mit ihrem Gegröle weckten sie sprichwörtlich schlafende Hunde. Oh mein Gott. Und so etwas schimpfte sich tatsächlich Soldat. Doch Alkohol brachte die dunkelsten Seiten eines Mannes zum Vorschein. Yaris hatte es Jahre lang bei seinem Vater gesehen. In den Städten beobachten können. Viele Gründe, um selbst die Finger davon zu lassen. Dafür schätzte er seinen klaren Verstand viel zu sehr, um ihn sich mit derart vergänglichen Dingen zu benebeln.
Die Augen geschlossen und in einer ihm so angenehmen Position wie möglich lehnte der Attentäter an den Gittern. Seine Muskeln schmerzten und fühlten sich steif an. Kein Wunder. Stunden in derselben Position.
Das kühle Metall kühlte seinen Rücken ein wenig und bot somit wenigstens etwas Linderung. Dennoch, ein stetiges, dumpfes Pochen hielt ihn vom Schlaf fern. Selbst wenn er in dieser Situation ein wenig Schlaf gefunden hätte. Sein Körper hätte es ihm gedankt. So aber konnte er mit seinen Sinnen, die Umgebung wahrnehmen. Denn diese arbeiteten auf Hochtouren. Es war tatsächlich etwas dran. Fiel ein Sinn aus, ersetzten die anderen den Fehlenden. So war das Gehör eines Blinden Mannes sehr viel feiner als normal. Yaris hatte viele Stunden damit zugebracht, seine Sinne zu schärfen wie einen rohen Diamanten. Denn das Auge spielte einem nur zu gern Streiche.
Weiter vorn im Gang standen zwei Soldaten. Da war das Rauschen von feinen Wellen gegen die Bordwand. Die leisen Gesprächsfetzen um ihn herum … Und ein dumpfes Poltern unter ihnen. Kaum zu hören. Bei stärkerem Wellengang wäre es auch ihm entgegen. Ratten? Verrutsche Fracht? Was es auch war. Es war nur kurz zu hören und nicht regelmäßig.