04.02.2017, 23:50
Nicht mehr lange und man würde ihn auf das Gefangenenschiff überstellen, dass ihn zu seinem Henker bringen sollte. Yaris hatte in seiner Zelle an der Wand gelehnt und stoisch die Wand angestarrt, als eine Dutzend Soldaten vor seiner Zelle aufmarschiert waren und schließlich der Schlüssel im Schloss geklappert hatte. Er war nicht überrascht, den Gefängnisvorsteher dort zu sehen. Der alte Bastard würde es sich nicht nehmen lassen, ihn höchst persönlich aus seinen heiligen Hallen zu eskortieren. Doch das war nicht der Weg gewesen, den sie eingeschlagen hatten. Nicht im Entferntesten. Es war der Lieblingsplatz des Vorstehers – das Podium mit den beiden Pfählen, von denen schwere Eisenketten hingen. Das ganz persönliche Paradies dieses Sadisten, wo er jedem Gefangenen die Haut vom Leib peitschte, den er nicht leiden oder dessen Visage er nicht ausstehen konnte oder einfach nur, weil es ihm sadistische Freude bereitete, als Aperitif vor dem Abendessen ein wenig Blut fließen zu sehen. Mit einem hämischen Grinsen hatte der Mann gewartet, bis man ihn an die Pfähle gefesselt hatte und hatte dann Yaris sein ganz persönliches Abschiedsgeschenk angedeihen lassen.
Nun schleiften ihn Soldaten mehr auf den Gefängnisplatz, als das er selbst lief. Nur seiner Willenskraft verdankte es der Attentäter, dass er nicht vollends einknickte. Er spürte das Blut auf seinem Rücken, wie es in heißen Rinnsalen hinabrann, da das schmutzige Leinenhemd nichts mehr davon aufsaugen konnte.
Der Vorsteher stellte ihn sehr ausführlich der Mannschaft vor, die ihn überstellen sollte. Mit gesenktem Kopf hörte er seinen blumigen Ausführen zu, die gar nicht so falsch waren. Einige Soldaten hatten ihn unterschätzt, sich in Sicherheit gefühlt, wo er doch in Ketten gelegen hatte. Tja, für ihre Nachlässigkeit hatten sie mit dem Leben bezahlt und Yaris als Verursacherer ihres Todes ein paar intensive Stunden an den Pfählen und in inniger Gesellschaft mit der Peitsche.
Ein leises Lächeln schwang um seine Mundwinkel. Es ließ seine Züge trügerisch sanft wirken, als könne er keiner Fliege etwas zu leide tun. Tatsächlich jedoch bestätigte es nur die Richtigkeit der Ausführungen. Augenscheinlich war dieser Mann auch noch stolz auf seine Taten.
Das Lächeln verschwand jedoch schlagartig, als der Gefängnisvorsteher sich ihm zuwandte. Tiefe Abneigung – nein, sehr viel intensivere Gefühle die eher mit Hass beschrieben werden konnten – trübte das helle Grün der Augen, als sie den Mann vor sich fixierten. Er verhöhnte ihn. Yaris war ein stoischer Zeitgenosse und ließ sich im Grunde nicht provozieren. Eine tödliche Eigenschaft in seinem Geschäft. Er erlag nicht dem Hohn oder der Provokation. Er wollte diesen Mann töten, einfach, weil er es konnte.
Offensichtlich hatten die Soldaten, die ihn gehalten und aufrecht gehalten hatten, genauso wenig damit gerechnet, dass noch so viel Kraft in ihm steckte, weshalb ihr Griff nicht stark genug war, als der Attentäter vorschnellte und sich in dieser Bewegung von ihnen losriss. Ein Schritt nach vorn, eine leichte Drehung, die ihn den Vorsteher umrunden ließ. In einer einzigen flüssigen Bewegung, die ihm zweifelsohne in heißen Schmerzwellen durch den Körper rollten. Das Auspeitschen war durchaus eine kluge Idee gewesen, um ihn ruhig zu stellen. Doch wie man sah, half es nur bedingt. In ihm steckten verborgene Kraftreserven, die keiner vermutet hätte.
Yaris legte dem verdutzten Mann die Ketten seiner Handschellen um den Hals, an der er ihn dicht an sich heran zog, um ihn seine Abschiedsworte ins Ohr zu raunen. Sie würden sich wiedersehen. Wenn nicht in diesem Leben, dann in der Hölle und er würde kommen und ihn holen. Sie beide wussten nur zu genau, wenn Yaris in Hochform war, nicht gebeutelt wie jetzt, der Mann hätte keine Chance, ihm zu entkommen. Vielleicht war er einmal ein fitter Soldat. Doch das hohe Amt und die damit verbundene Macht hatten ihn träge werden lassen. Fetter, widerwärtiger Bastard.
Härt wurde ihm von hinten ein Gewehrkolben gegen den Hinterkopf geschlagen. Yaris wurde schwarz vor Augen und er sackte zu Boden. Gerade noch gehalten von Soldaten, ehe er den Gefängnisvorsteher mit sich reißen konnte und dieser verletzt wurde.
Als er mit pochendem Schädel schwerfällig die Lider wieder hob, hievten ihn zwei Marinesoldaten hoch. Die Hände hatte man ihm nun auf den Rücken gefesselt und zusätzlich Fußketten angelegt.