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Willkommen an Bord
Samuel Zaedyn
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
#24
Als Enrique seine Tochter erwähnte, bahnte sich in Samuel eine Erkenntnis ihren Weg, die ihm vor einigen Stunden, als er Lowell an Deck niedergeschlagen hatte, verwehrt geblieben und dabei doch so offensichtlich war. Hier, in dieser Situation, sah er die Dinge jedoch klarer, und deshalb fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Mit seiner Drohung hatte Lowell die Schuld seines Vaters am Tod seiner Frau eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken zugegeben. Welchen anderen Ursprung hatte seine Drohung sonst haben können, wenn nicht das Wissen darum, dass der Mord geschehen war, um ihm persönlich zu schaden? Und woher hätte Lowell dieses Wissen haben sollen, wenn nicht von seinem Vater?

Auch wenn Samuel sich die letzten Jahre über sicher gewesen war, wer der eigentliche Mörder seiner Frau war, jetzt, da er den Beweis hatte, warf ihn dieses Wissen vollständig aus der Bahn. Zunächst zeigte sich dieser Umstand an seinen Gesichtszügen - denn sie entgleisten ihm vollkommen. Seine rechte Hand schloss sich um die Gitterstange, an die er sie eben noch lose gelehnt hatte und drückte so fest zu, dass die Fingerknöchel schneeweiß wurden. Er biss die Zähne zusammen, senkte den Blick und schloss die Augen, verzog das gesamte Gesicht und versuchte, tief durchzuatmen, um nicht vor Wut aufzuschreien und damit jeden einzelnen Gefangenen zu wecken und noch dazu die Aufmerksamkeit der Wachen an Deck zu erregen. Für Lowell wiederum musste dieses Schauspiel wahrscheinlich höchst seltsam sein.

Es dauerte einige Momente, ehe der Bärtige wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Zwar loderte die Wut weiter in ihm, doch für den Augenblick konnte er sie kontrollieren. Es lässt sich nicht ändern, sagte er sich und atmete nochmals tief durch, ehe er den Blick hob und Lowell fixierte. Für Ausflüchte war es nun zu spät - zumindest hatte er jetzt das Gefühl, dem Leutnant eine Erklärung zu schulden.

"Ungefähr das, was diese Worte bedeuten, wenn sie aus dem Mund eines Attentäters kommen", sagte er verbissen. Dann seufzte er und setzte zu einer Erklärung der weiteren Gründe seines Vaters für den Mord an. "Also gut - es macht ohnehin keinen Unterschied mehr, ob ich es Ihnen erzähle oder nicht. Als ich Siebzehn war, wurde mein Bruder vor meinen Augen ermordet. Er war der Erstgeborene meines Vaters gewesen und ich wurde von ihm für seinen Tod verantwortlich gemacht. Der Mord an meiner Frau hatte sicherlich auch politisch motivierte Gründe, aber primär ging es dabei um Rache."

Er machte eine kurze Pause, denn die Stimme drohte ihm zu versagen. Hatte er eben noch unbändige Wut gespürt, war es nun, da er offen über seine Vergangenheit sprach, Trauer, die ihn zu überwältigen drohte. Doch er riss sich zusammen, denn er konnte es sich sicherlich nicht erlauben, noch mehr Schwäche zu zeigen. Stattdessen fuhr er fort.

"Ich hatte es vorhin nicht bemerkt, aber Lowells Worte bedeuten, dass meine Vermutung stimmen muss und mein Vater tatsächlich für ihren Tod verantwortlich ist. Es war letztendlich eine leere Drohung, denn ihr Tod nützt meinem Vater nichts. Und Lowell ist zwar rachsüchtig, aber da ich bald am Galgen baumeln werde, wird auch er ihr nichts antun." Er fokussierte erneut den Leutnant. "Er könnte versuchen, Ihnen das Leben zur Hölle zu machen, aber mein Vater wird nicht daran interessiert sein, ihm zu helfen und ich bezweifle, dass er allein genug ausrichten kann. Zumindest vor ein paar Jahren wäre er dazu nicht in der Lage gewesen."

Das war es nun also. Zum ersten Mal hatte er jemandem die ganze Geschichte erzählt. Es war ein seltsames Gefühl - in gewisser Weise eine Art Erleichterung, weil er es sich von der Seele geredet und sich jemandem anvertraut hatte, der ihm vielleicht sogar Glauben schenken würde. Ihm fiel auf, dass der Leutnant ihn mit "Mister Zaedyn" angesprochen hatte, was einer Bekundung von Respekt gleichkam. Andererseits jedoch fühlte er sich so angreifbar wie schon lange nicht mehr, und genau das hatte er durch die Kreation seiner grausamen Fassade eigentlich verhindern wollen.
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Willkommen an Bord - von Enrique de Guzmán - 15.12.2016, 13:43
RE: Willkommen an Bord - von Samuel Zaedyn - 15.12.2016, 15:53
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RE: Willkommen an Bord - von Samuel Zaedyn - 12.01.2017, 14:04
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RE: Willkommen an Bord - von Enrique de Guzmán - 17.01.2017, 10:42
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RE: Willkommen an Bord - von Samuel Zaedyn - 23.01.2017, 11:07
RE: Willkommen an Bord - von Enrique de Guzmán - 23.01.2017, 13:49
RE: Willkommen an Bord - von Samuel Zaedyn - 26.01.2017, 13:26
RE: Willkommen an Bord - von Enrique de Guzmán - 30.01.2017, 12:39
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RE: Willkommen an Bord - von Enrique de Guzmán - 04.02.2017, 19:17
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RE: Willkommen an Bord - von Samuel Zaedyn - 04.03.2017, 20:13
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RE: Willkommen an Bord - von Samuel Zaedyn - 06.04.2017, 13:45
RE: Willkommen an Bord - von Enrique de Guzmán - 04.05.2017, 00:21

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