31.01.2017, 19:13
„Hmmm.“, war seine einzige Reaktion auf Aspens Worte, aber es war Aussage genug.
Während sich die beiden anderen weiterhin um den Schreibtisch kümmerten, schob sich Liam am Regal entlang, welches an der Wand der Tür stand. Die linke Hand hatte wieder fast automatisch an seine Flanke gefunden. Ein wenig Druck auf der Wunde brachte das Brennen zum Schweigen, selbst wenn es noch immer unangenehm pochte. Die andere Hand hatte er zu einer Regalreihe gehoben und fuhr mit dem Zeigefinger die Buchrücken entlang. Hier schienen keine Archive gelagert zu werden, viel mehr politische oder historische Bücher, die die Schifffahrt oder die Marine betrafen. Da sich die anderen beiden um den Schreibtisch gesammelt hatten, hielt er es für unnötig, sich auch noch dazuzustellen, griff sich schließlich ein Buch und blättere darin herum – so lange jedenfalls, bis hinter ihm das Geräusch von brechendem Holz erklang. Er zuckte zusammen, immerhin hatte er Aspen nicht umsonst den Schlüsselbund gegeben, aber jetzt schien es zu spät – dann wüssten sie eben doch, wonach sie – wahrscheinlich – gesucht hatten. Liam hatte sich umgewendet, das Buch noch immer in der Hand aber ein wenig gesenkt und wartete auf irgendeine Reaktion seiner Kumpanen. Hatten sie tatsächlich gefunden, was sie brauchten? Shanaya zu urteilen: Ja. Ein erleichtertes Grinsen zierte seine Züge, da die Dunkelhaarige allerdings bereits zu schreiben anfing und Aspen noch ein wenig Unordnung veranstaltete, widmete er sich wieder dem Buch in seiner Hand und ließ den Abschnitt, den er angefangen hatte, bis zum Ende. Nichts, wodurch er wirklich schlauer wurde, aber was man anfing, brachte man schließlich zu ende, oder?
Dann legte er das Buch zurück ins Regal, etwa zeitgleich mit der Fertigstellung Aspens, der verkündete, sich um Trevor zu kümmern. Er hatte Recht, weswegen ihm ein knappes Nicken galt, denn er hatte nichts anzufügen.
„Seid vorsichtig.“, wies er an, während er sich ebenfalls zum Schreibtisch bewegte, an dem Shanaya ihr Werk zu vollenden versuchte.
Als Aspen durch die Tür verschwand, sah Liam ihm kurz nach, ehe er das Chaos auf dem Schreibtisch kurz untersuchte, sich schließlich ebenfalls einen Zettel nahm, ihn umdrehte und auf das Blatt Papier spähte, das vor der Jüngeren lag. Er hatte eine recht schnelle Schreibweise – wenn auch nur für ihn lesbar – mit der er ebenfalls schnell die Liste niederschrieb. Man wusste nie, was passierte, vielleicht würde es sich auszahlen, zwei Kopien mitzunehmen. Als er fertig war, nutzte er die verbliebene Tinte, die an seinem Federkiel haftete, um noch eine kleine Kritzelei auf einem weiteren Dokument zu hinterlassen, die sich als männliches Gemächt mit Gesicht herausstellte. Ganz erwachsen. Kurz kicherte er in sich hinein, steckte seine Notiz ein und begab sich zum Fenster, um es zu öffnen.
„Bist du soweit? Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden.“
Als er sich zu Shanaya umgewandt hatte, war sein Blick ein weiteres Mal auf den zitternden Jungen gefallen, der am Boden kauerte. Noch immer lächelnd trat er auf ihn zu und ging hinter ihm in die Hocke, ehe er ihn mit der Hand an der Schulter berührte. Durch den jungen Körper ging ein schreckerfüllter Ruck, doch auf Liams Gesicht zeigte sich bloß ein Lächeln, das er nicht sehen konnte.
„Und du übst die Sache mit dem Zielen, aye?“
Ein Nicken galt seiner Begleiterin, als er sich von ihrer 'Geisel' abwandte und wieder zum Fenster schritt, um die Zeit zu nutzen, bevor noch mehr Wachen hier antanzten. Den Sprung würde er schon schaffen.