24.01.2017, 21:20
Es war gar nicht so schwer, den Schmerz zu vergessen, wenn man das Ziel vor Augen hatte. Von Wunden konnte man sich später erholen, jetzt war es Zeit, um Geschichten zu erleben, die man später niederschreiben konnte. Die Hand, die er eben noch zur 'Wundversorgung' genutzt hatte, wischte er großzügig an seinem ohnehin ruinierten Hemd ab, warf einen weiteren Blick auf den Flur und versuchte ein Geräusch von Trevor zu erhaschen, doch es blieb weiterhin still. Liam ging einfach mal davon aus, dass es ein gutes Zeichen war und ihr Komplize tatsächlich eine kleine Kampfmaschine war. Aber ansonsten hätte Prinz Eisenherz ihn auch sicherlich nicht allein gelassen, oder?
„Dafür ist auch später Zeit, jetzt haben wir Wichtigeres zu tun. Das Hemd ist so oder so hin.“, wiegelte er ab und schüttelte abwesend den Kopf, während er nun selbst den Blick über ein Regal an der Wand zur Tür schweifen ließ.
Er bezweifelte, dass sie nach einem Buch suchten. Archive, schön und gut, wenn sie nach einem längst ausgelaufenen Schiff und dessen Fracht gesucht hätten, aber so musste noch Platz für Korrekturen sein. Außerdem musste man sie mitnehmen können, um die Richtigkeit der Fracht abstreichen zu können. Er runzelte ein wenig die Stirn, während er überlegte, ohne dabei allerdings einen wirklichen, festen Gedanken zu fassen. Den kurzen Wechsel zwischen den anderen beiden überging er unfreiwillig und wandte den Kopf erst wieder über die Schulter, als Shanaya ihm die Information gab, die er erfragte. Ihr Einwand war berechtigt und überschnitt sich mit dem Gedanken, den er auch schon gehabt hatte – Ebenso wie Aspens Einschätzung.
„Irgendwie muss er trotzdem erfahren, dass wir fertig sind – am besten bevor wir über alle Berge sind oder Verstärkung eintrifft.“, murmelte er sich nun dem nächsten Regal zuwendend, während sich die anderen beiden um den Schreibtisch kümmerten. Aspens ehrlich klingende Sorge überraschte ihn dann aber doch etwas. „Ich muss ja nur fallen. Das sollte noch drin sein. Die Frage ist nur, wie wir Nummer Vier hier rausbekommen, ohne uns wieder in die Gefahr zu begeben, noch mehr von denen anzulocken.“
Dann – endlich – schien Aspen etwas gefunden zu haben. Nichts, was sie wirklich gebrauchen konnten, aber wenigstens etwas, was ihnen das Gefühl gab, auf dem richtigen Weg zu sein.
„Sind die Frachten als Vorhanden gekennzeichnet? Ich bezweifle, dass sie nicht ganz genau niederschreiben, was wirklich verladen wird und was fehlt. Wenn nichts markiert ist, ist es möglich, dass sie die Archive erst nachträglich vervollständigen... Hoffentlich haben sie sie nicht einfach schon mitgenommen, um sicherzugehen, dass sich jede einzelne Ware auf dem Weg zum Hafen befindet...“
Er umschrieb es absichtlich und doch ganz automatisch, um ihrem kleinen Zuhörer keine Informationen zu geben. Nicht, dass ihm noch wirklich bewusst gewesen wäre, dass der wimmernde Junge überhaupt anwesend war, aber er hatte das Szenario oft genug durchdacht, um ganz automatisch so zu handeln.