19.01.2017, 21:09
Nur aus den Augenwinkeln beobachtete Shanaya die beiden Männer. Aspen, der ziemlich zerknittert aussah und Liam, der sich gegen den Türrahmen lehnte und tat, wie ihm geheißen. Kurz richteten sich die hellen Augen auf das rötlich gefärbte Hemd des Mannes. Über Liams Worte schmunzelte sie leicht – eine gute Einstellung. Und sie waren bald wieder hier raus, dann würde er seine Wunde versorgen können. Geschweige denn...
„Willst du dich selbst zusammen flicken? Das meiste dafür habe ich dabei.“
Ohne auf eine Antwort zu warten wandte die junge Frau sich herum, steuerte jedoch nicht den Schreibtisch an, sondern eines der Regale. Mit einer ruhigen Bewegung fuhr sie über die Buchrücken und überflog die Worte, die darauf standen - während Aspen auch seinen Weg zu dem Kind gefunden hatte, dass auf ihre Worte hörte und am Boden sitzen blieb. Und der Blonde ging noch einen Schritt weiter – er verband dem Jungen die Augen und die Hände zusammen. Ganz leicht hob Shanaya eine Augenbraue, konnte sich dann ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen. Auch wenn keiner der beiden auf ihre Frage einging. Wie gut, dass sie sie hatten... sonst kamen sie nachher wirklich mit einem Namen zurück, mit dem niemand etwas anfangen konnte.
„Ein geheimer Fetisch, Aspen?“
Schnell wandte sich ihr blauer Blick wieder auf die Bücher, Liams Stimme ließ sie leicht die Lippen verziehen. Wenigstens einer der Kerle hier bewies sein Geschlecht und plante sogar eine mögliche Flucht aus dem Fenster. Aspen war nicht all zu schwer verletzt, und Liam traute sie zu, aus diesem Stockwerk zu springen. Auch wenn er dabei vielleicht vergaß, dass der Aufprall schwer sein würde. Ihre Augen wanderten also noch ein wenig über die Bücher, dann trat sie zum Fenster, stubste gegen den Griff, der es öffnen würde. Dann lehnte sie sich etwas vor, schielte über die Fensterbank.
„Direkt unter dem Fenster ist ein kleiner Vorsprung, das solltet selbst ihr beiden Verletzten schaffen. Irgendwer sollte sich nur um Trevor kümmern.“
Belustigung schwang in ihrer Stimme mit, jedoch bemühte sie sich um den nötigen Ernst. Und Trevor... wenn er den Weg nach hier oben finden würde, er würde vermutlich über den Vorsprung hinaus springen und einfach auf den Steinboden klatschen, während die anderen gemütlich hinab stiegen. Oder sie würden ihn vom Eingang aus rufen können.
Mit nur einem Schritt war sie wieder an dem Schreibtisch, schob ein paar Bücher zur Seite und griff nach einem etwas zu oft benutztem Buch. Während sie darin herum blätterte, eine Ansammlung von Koordinaten und vergangenen Daten, fiel ihr Blick auf einige Bögen Papier. Davon wanderte ihr Blick weiter, blieb an dem dunklen Kompass hängen – aber so gern sie auch dieses ganze Büro angeschaut hätte, so richtete sie ihre Aufmerksamkeit jedoch wieder herum, nicht ohne jedoch nach dem Papier zu greifen, das nach kurzer Prüfung als gut bewertet wurde – und damit in ihre Tasche wanderte, Diese Qualität hatte ihren Preis – und sie musste sparen! Aspen besaß nun die Schlüssel, während Shanaya zuerst locker, dann etwas energischer an einer der Schubladen ruckelte. Der Tisch war beinahe zu schön, um ihn zu verunstalten... Aber noch während sie diesen Gedanken zu Ende dachte, steckte ihr Dolch schon in der Schmalen Spalte zwischen Tischplatte und Schublade und hebelte so gut es ging, hoch und runter, schon zufrieden mit dem knackenden Geräusch, das das alte Holz von sich gab.
[Hafenmeisterbüro | Aspen & Liam]