17.01.2017, 16:37
Der Redeschwall des Leutnants - anders konnte man dessen Ausführungen wohl kaum betiteln - traf Samuel mehr als unvorbereitet. Seine Augenbrauen hoben sich verwundert, als De Guzmán damit begann, einen Teil seiner gemeinsamen Geschichte mit Lowell vor ihm offenzulegen. Doch nicht nur das, was er über das Ende des Vorfalls an Deck des Schiffes zu sagen hatte, kam einer Sympathiebekundung gleich, mit der der Gefangene trotz der offensichtlichen Dankbarkeit seines Gegenübers niemals gerechnet hätte. All diese neuen Informationen rückten das Geschehene in ein völlig neues Licht. Der Leutnant hatte mehr als bewusst mit seiner Zukunft gespielt, als er Lowell derart respektlos behandelt hatte. Dieser war so etwas zwar zweifelsohne gewohnt, doch in Anbetracht ihrer Bekanntschaft hatte ein solches Verhalten wesentlich mehr Gewicht. De Guzmán hatte seinen Posten, vielleicht sogar mehr, aufs Spiel gesetzt, als er ihn hatte gewähren lassen. Die Frage war nur, wieso? Nur, um Lowell eins auszuwischen? Das kam ihm reichlich unwahrscheinlich vor - außer natürlich, der Leutnant war ohnehin kein großer Anhänger seines eigenen Postens.
Als De Guzmán schließlich auf seinen Vater zu sprechen kam, verzogen Samuels Augen sich unweigerlich zu schmalen Schlitzen. Zögernd blickte er seinem Gegenüber in die Augen und fragte sich, ob er seine Maskerade ihm gegenüber aufgeben sollte. Grundsätzlich hatte er es vor langer Zeit aufgegeben, die wahre Geschichte über seine Festnahme erzählen zu wollen, weil ihm ohnehin niemand geglaubt hatte. Hier hatte er nun jedoch einen Mann vor sich, der nur allzu gut über die Niedertracht Lowells Bescheid wusste und vielleicht in der Lage wäre, diese Charaktereigenschaft auch auf seinen Vater zu projizieren. Im schlimmsten Fall würde auch er ihn für einen Lügner halten, die Brig wieder verlassen und nie wieder ein Wort mit ihm sprechen - doch das Risiko war es allemal wert. Zunächst jedoch wollte er erfahren, was genau der Dunkelhäutige bisher über ihn erfahren hatte.
"Leutnant, was genau wurde Ihnen über meine Tat berichtet?" Er hielt einen Moment inne und fügte dann noch eine Erklärung für diese im Grunde genommen überflüssige Frage hinzu. "Ich frage deshalb, weil es verschiedene Versionen darüber gibt und ich gespannt bin, welche davon Ihnen zu Ohren gekommen sind."