17.01.2017, 11:40
Samuel wusste nicht, wie lange der Leutnant sich bereits vor seiner Zelle aufhielt, doch dessen Interesse an ihm war nun eindeutig erkennbar. Nachdem er aufgestanden und auf ihn zugegangen war, entwickelte sich zunächst einmal eine Pause, in der De Guzmán nichts tat als ihn prüfend anzublicken. Noch war sich der Bärtige nicht sicher, welche Intention dahinter steckte, ob nicht vielleicht doch einfach nur die Bestrafung für sein Fehlverhalten näher rückte und der Dunkelhäutige herausfinden wollte, womit er ihm am besten schaden, wie er ihm am effektivsten wehtun könnte. Irgendetwas an der Körpersprache seines Gegenüber sagte ihm jedoch, dass dies nicht der Fall, sondern das Interesse von ehrlicher Natur war. Für ihn selbst hatte das wahrscheinlich keine weiteren Auswirkungen abgesehen von einer Plauderei mit einem Menschen, der mit ihm eigentlich nichts zu tun haben sollte, aber das Verhalten des Leutnants während des Konfliktes mit Lowell war mehr als ausreichend gewesen, um auch Samuels Interesse geweckt zu haben.
Der Gefangene schnaubte spöttisch, als De Guzmán den Gefängnisaufseher direkt ins Gespräch brachte. Das klang ganz nach diesem schmierigen Opportunisten. Es machte den Leutnant noch ein Stück sympathischer, dass dieser bereits in der Vergangenheit Probleme mit Lowell gehabt hatte und seine Andeutung, dass er diesen ohne Samuels Attacke über Bord geworfen hätte, zeigte ihm umso deutlicher, dass er hier ganz eindeutig keinen typischen Offizier der Marine vor sich hatte, der zugunsten seiner Karriere bereitwillig sowohl Moral als auch Persönlichkeit opferte.
"Lowell ist ein Nichts und seine Ausschreitungen sind wohlbekannt. Sie haben allerdings das Glück, dass er dem obersten Richter Netaras unterstellt ist, und da ich in diesen Fall involviert bin, wird er ihn wahrscheinlich nicht einfach auf sich beruhen lassen." Er schüttelte resignierend den Kopf. "Und auch das wird wenig mit Ihnen zu tun haben und mehr damit, dass mir selbst der Tod noch so unangenehm wie möglich gestaltet werden soll."
Er betrachtete den Offizier skeptisch und zuckte dann mit den Schultern. "Danken sollten Sie mir also erst dann, wenn ich am Galgen hänge, denn dann wird dieses Kapitel sicherlich abgeschlossen sein. Leider werde ich Sie dann nicht mehr hören." Ein süffisantes Grinsen entstand kurz auf seinen Lippen, verschwand jedoch schnell wieder angesichts dieser wenig erheiternden Aussicht.