17.01.2017, 10:42
Um ihn herum atmete das Schiff, schnarchten und stöhnten die Gefangenen. Auch Samuel hing in einer Ecke und sah aus, als ob er schliefe. Kurz darauf bewegte er sich unruhig und der Eindruck erhärtete sich, dass er nicht schlief, sondern nur döste. Seine Nachtruhe war also auch nicht die eines Kindes. Zum Glück wurde der Bärtige von einem lauterem Krachen im Gebälk richtig wach, so dass Enrique ihn nicht wecken musste. Darauf hatte er gehofft und als es passierte seine Aussage getätigt.
Als der Gefangene realisierte, was sein Gegenüber gesagt hatte, wurde er noch munterer, trat schließlich dicht an die Gitter. Erneut musterte der Leutnant ihn eingehend: Sorgenfalten, dunkle Augenringe, gequälter Gesichtsausdruck, blasse Haut unter dem Schmutz, nein, dieser Mann schlief nicht gut. Und dann kein 'Bitte, gern geschehen!', 'Ich könnte noch viel mehr für sie tun' oder gar der Versuch eines Angriffs. Nicht mal Arroganz, nur schlichte Verwunderung.
Wahlloses Töten lag ihm nicht im Blut, wenn dann eher jäher Zorn. Falls überhaupt. Welche Ähnlichkeit.
"Weniger als sie vielleicht glauben." Der Dunkelhäutige lächelte leicht aber kalt. "Schlimmer wird das sein, was dieser arrogante Bastard daraus konstruieren wird. Und etwas daraus konstruiert hätte er so oder so. Das kenne ich schon, es ist nicht das erste Mal, dass ich mit Lowell zu tun hatte oder seine Art ertragen musste. Sie glauben gar nicht, wie gerne ich selber Hand an diesen vermaledeiten Tyrannen gelegt hätte." Wie weit sollte er gehen? Bei der Wahrheit bleiben? Würde das reichen? Erneut spielte er die Möglichkeiten im Hinterkopf durch. Er entschied sich für die unterschwellig aggressive Variante. Mehr durchsickern lassen könnte er dann immer noch, zurücknehmen nicht.
"So musste ich nicht einmal einen Finger rühren. Trotzdem wird er sich auf mich einschießen, so als hätte ich sie auf ihn gehetzt. Das aber wird nichts sein im vergleich zu dem, was er daraus gemacht hätte, hätten sie mich nicht davon abgehalten ihn eigenhändig vom Schiff zu werfen. Sie sehen also, ich bin ihnen zu Dank verpflichtet."