16.01.2017, 20:13
Angenehme Wärme breitete sich in ihrem Bauch aus, während der leichte Wind ihr ins Gesicht blies. Ein ganz normaler Abend einer ganz normalen Gesellschaft. Nichts unnatürliches, was irgendwie beachtenswert gewesen wäre. Bis auf die Tatsache vielleicht, dass sie Kaffee tranken, was bei einfachen Soldaten nicht so üblich war, und sich darüber unterhielten, die Flucht zu ergreifen, sollte es nötig sein.
Talin hob den Becher noch einmal an die Lippen und genoss den leicht bitteren Geschmack, der sich in ihrem Mund ausbreitete, als sie einen Schluck nahm. Sie liebte diese Intensität mit der sich Kaffee bemerkbar machte und er schmeckte noch einmal doppelt so gut, wenn sie daran dachte, dass sie nicht für die Bohnen hatte bezahlen müssen, weil sie noch auf Lager gewesen waren. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus, als ihr Blick über Greo und den Dieb glitt. Ryan schien sich noch nicht dazu durchgerungen zu haben, den Becher an sich zu nehmen, wobei sein Blick sehr wohl eine gewisse Gier verriet. Der Große, wie Talin in manchmal in ihren Gedanken nannte, hingegen, fand das Gebräu wohl eher nicht ansprechend. Tapfer nahm er zwar Schluck für Schluck, nachdem er sich beim ersten Mal verbrannt hatte, womit er der Blonden ein leises Glucksen entlockt hatte, aber begeistert schien er dennoch nicht zu sein. Das würde sie sich einfach merken und das nächste Mal fand sie sicher etwas anderes, was Greo schmecken mochte.
Schließlich beendete der Große das Schweigen, was sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte, nachdem sie ihren Vorschlag verkündet hatte, und nur von gelegentlichen Schlürfgeräuschen und dem Plätschern des Wassers unterbrochen wurde. Mit schief gelegtem Kopf und leicht gerunzelter Stirn sah sie anderen an und nickte dann leicht angesäuert. Er hatte natürlich recht. Sie würden zu sehr auffallen, wenn sie nur zu dritt oder auch nur zu zweit – der Dieb schien eher Interesse an seinem Kaffee zu haben, als daran ihnen zu helfen – anfingen, das Schiff klar zu machen. Ein guter Einwand, wirklich. Und schon sah es so aus, als würde ihre Möglichkeit, die Langeweile zu vertreiben, schwinden, aber ihr fiel etwas ein, was sie zum Schmunzeln brachte. Doch bevor sie es sagen konnte, bekam Ryan nach langem Schweigen den Mund auf, was sie überrascht in seine Richtung blicken ließ. Er widersprach nicht, haderte und meckerte nicht, sondern nahm ihre Entscheidung einfach hin und war sogar bereit zu helfen. Wie überaus..großzügig von ihm.
„Das ist eine gute Idee, Dieb.“
Es gelang ihr nicht ganz die Verwunderung und den leichten Sarkasmus aus ihrer Stimme zu vertreiben. Hoffentlich fühlte er sich jetzt nicht gleich beleidigt und setzte um, was er vorgeschlagen hatte. Sie wandte sich an Greo, um ihm ihre Idee mitzuteilen und seine Zweifel zu zerstreuen.
„Sollte jemand auf uns aufmerksam werden und erkennen, was wir tun, sagen wir einfach, wir würden für den Ernstfall üben. Probleme gibt es nicht nur bei Tag, sondern auch Nachts, deshalb sollte es erst einmal lästige Gaffer fernhalten.“ Eine schwache Ausrede, vermutlich, aber besser als gar nichts. „Ich schlage vor, du lockerst die Segel, Greo, damit wir schnell abhauen können, wenn es sein muss. Wenn keiner am Kai zu sehen ist, werde ich die Taue lockern. Solltest du Hilfe brauchen Dieb...Ryan, wird Greo dir auf jeden Fall besser helfen können als ich.“
[Hauptdeck | Ryan & Greo]