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Willkommen an Bord
Samuel Zaedyn
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
#14
Eine gewisse Enttäuschung stellte sich angesichts der Antwort - oder vielmehr der Abwesenheit einer solchen - des Offiziers durchaus ein, auch wenn Samuel im Grunde nichts anderes erwartet hatte. Sein Dank zumindest schien einfach an dem Befehlshaber abzuperlen, der ihn keines Blickes mehr würdigte und stattdessen den schlichten Befehl gab, ihn nun endlich in seine Zelle zu bringen. Während er auf die Beine gezerrt und in Richtung Frachtraum geschleppt wurde, warf er dem Dunkelhäutigen einen letzten Blick zu und versuchte, dessen Reaktion einzuordnen. Dessen Verhalten während seiner Auseinandersetzung mit Lowell schien darauf hinzudeuten, dass er ihm nicht grundsätzlich feindlich gesonnen war, denn ansonsten hätte er sowohl seine verbalen als auch körperlichen Entgleisungen viel früher unterbunden. Dies mochte allerdings genauso gut damit zusammenhängen, dass Lowell ihm anscheinend mehr als unsympathisch gewesen war und nun, da der Beamte von Bord gegangen war, schien auch das Interesse an dem Gefangenen erloschen. Sicherlich hätte der Offizier es sich niemals erlauben können, vor versammelter Mannschaft seinen Dank anzunehmen und ihn dadurch gewissermaßen als gleichwertige Person anzunehmen, doch er hatte es augenscheinlich nicht einmal für nötig gehalten, ihm irgendeine Reaktion zukommen zu lassen. Das konnte für Samuel sowohl Gutes als auch Schlechtes bedeuten - Gutes, weil das Interesse an einer besonders harten Bestrafung dadurch vielleicht geringer ausfiel oder Schlechtes, weil die völlige Emotionslosigkeit des Offiziers dafür sorgen konnte, dass das vom Kapitän angeordnete, zweifelsohne hohe Strafmaß ohne viel Federlesens durchgeführt werden würde.

Als Samuel in die Brig geworfen wurde, fielen ihm zwei Dinge auf: Zum einen, und das verbesserte seine Situation zumindest ein wenig, war er für den Moment in einer Einzelzelle gelandet und würde sich darum hoffentlich nicht mit den anderen Gefangenen auseinandersetzen müssen. Zum anderen schienen die weiteren unfreiwilligen Reisenden bereits von ihm gehört zu haben, wie das gedämpfte aufgeregte Murmeln vermuten ließ, das bei seiner Ankunft aufkam und schnell verstummte, als er den Kriminellen einen düsteren Blick zuwarf. In einer benachbarten Zelle erkannte er die angsterfüllten Gesichter zweier Netarer, mit denen er sich in den letzten Tagen das Gefängnis geteilt und denen er seine Geschichte besonders ausgeschmückt erzählt hatte. Zumindest auf deren Bedürfnis, das Gehörte so schnell und oft wie möglich weiterzuplappern, hatte er sich also verlassen können.

In den folgenden Stunden schnappte der Bärtige eine Gesprächsfetzen auf, die dem soeben Erlebten ein wenig Form verpassten. Besonderes interessierten ihn daran Informationen zu dem Offizier, der anscheinend auf den Namen De Guzmán hörte und zweiter Leutnant auf der Morgenwind war. Ein Vorname fiel zwar nicht, aber eine bisweilen mürrische Laune des Dunkelhäutigen war wohl einigen der Anwesenden aufgefallen. Die meisten von ihnen waren sich einig, dass es sich dabei um einen typischen Drecksack in Diensten der Marine handelte und drei von ihnen verbrachten eine gute halbe Stunde damit, sich auszumalen, was sie alles mit seiner Mutter anstellen würden, nachdem sie die Haftstrafe in Esmacil abgebüßt hätten. Anscheinend handelte es sich bei den meisten der Gefangenen um Kleinkriminelle, die wegen einer zu großen Anzahl an Bagatelldelikten festgenommen worden waren und lediglich einige Wochen oder Monate, vielleicht ein oder zwei Jahre im Gefängnis verbringen würden, für die auf ihren jeweiligen Heimatinseln jedoch nicht genug Platz war. Das erklärte auch, warum sie eine derartige Angst vor ihm hatten - eine Tat wie die seine war ihnen trotz ihrer Existenz auf der falschen Seite des Gesetzes vollkommen fremd.

Nach einiger Zeit verstummten die Gespräche und Samuel, der es sich so gut, wie es mit gefesselten Handgelenken eben ging, an der leicht schwankenden Wand des Schiffes bequem gemacht hatte, ging in eine Art Halbschlaf über. Düstere Gedanken vernebelte ihm die Sinne und sorgten dafür, dass die Teilnahmslosigkeit und Depression, die in den letzten Jahren seine ständigen Begleiter geworden waren, mit gewohnter Macht zurückkehrten. Aus diesem Grund bemerkte er De Guzmán erst, als dieser bereits einige Zeit vor seiner Zelle gestanden hatte. Das Interesse des zweiten Leutnants an ihm war anscheinend doch nicht verloschen - doch bevor Samuel sich fragen konnte, was ihm diese unerwarteten Besuch bescherte, flüsterte dieser ihm bereits einige Worte zu, die derart leise waren, dass er einige Sekunden brauchte, um sie zu erfassen. Der Inhalt jedoch war eindeutig - er hatte sich soeben bei ihm bedankt. Stirnrunzelnd richtete Samuel sich auf und machte zwei Schritte auf die Zellentür zu, vor der De Guzmán stand. Er war sich nicht sicher, ob die Worte seines Gegenübers aufrichtig gesprochen waren oder dieser sich nur über ihn lustig machte - doch solch ein Verhalten entsprach nicht dem, was er an Deck gesehen und von den anderen Gefangenen gehört hatte.

"Bei mir?" Ungläubig blickte er den Leutnant durch die Zellentür hindurch an. "Ich kann mir vorstellen, dass ich Ihnen einige Probleme bereitet habe. Aus welchem Grund sollten Sie sich dafür bedanken wollen?"

Die Worte waren ebenso flüsternd gesprochen wie die De Guzmáns. Zwar schienen die Gefangenen in den angrenzenden Zellen tief und fest zu schlafen, doch Samuel hatte das eindeutige Gefühl, dass der Inhalt dieses Gesprächs für niemandes Ohren bestimmt sein würde als die ihren.
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Willkommen an Bord - von Enrique de Guzmán - 15.12.2016, 13:43
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