21.12.2016, 21:16
Yaris mochte es überhaupt nicht, auf diese Weise angestarrt zu werden. Zu viel Neugier war entweder nicht gut für ihn oder endete schlecht für den anderen. Der Jungspund verstand die stumme Drohung postwendend. Zwar blieb der Blickkontakt, doch die anfängliche Skepsis wich einer spöttischen Note. Eine Antwort auf seine Drohung, mit der dieser unmissverständlich klar machte, dass er keinen Schiss hatte und die Herausforderung ohne mit der Wimper zu zucken annehmen würde. Taffes Kerlchen mit Eiern in der Hose. Wirklich. Damit entlockte er Yaris ein belustigtes Schnauben. Ihr wortloser Schlagabtausch jedoch wurde jäh unterbrochen, als sich eine Stimme aus einer der benachbarten Zellen einmischte. Am Tonfall zu vernehmen, kam dieser sich damit verdammt witzig vor. Damit war er jedoch auch der einzige. Keiner lachte. Nur ein bissiger Kommentar von dem Typen aus der Zelle.
Unbeeindruckt und gelassen wanderte der Blick des Attentäters erst zu diesem möchte-gern-Witzbold, der sich doch glatt ängstlich hinter seinem Kumpel versteckte und damit nur noch lächerlicher wirkte, und dann weiter zu besagtem Dritten ihres Zellentrios. Seine Stimme war kalt gewesen, seine Augen strahlten auf den ersten flüchtigen Blick dieselbe Kälte aus, doch jetzt, wo Yaris ihn eingehender betrachtete, wirkte etwas … schief an ihm. Was es war, dafür musste er ihn auch nicht länger mustern.
Ihre kleine Show hier stellte offensichtlich den Höhepunkt dieser Reise dar. Denn sie zog eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Nach und nach wanden sich ein Kopf nach dem anderen ihrer Zelle zu. Yaris nahm es mit einem innerlichen Augenrollen hin, ließ sich nach außen jedoch nichts anmerken. Desinteressiert lehnte sich sein Kopf wieder zurück an die Gitter der Zelle, als ein weiterer Gefangener in der übernächsten Zelle sich langsam erhob, näher an das Gitter herantrat und schließlich stotternd und auf seine Person zeigend zurückwich. “D .. d … d … das ist d … d … der Attentäter …“ Die Furcht stand ihm in die Stimme geschrieben.
Gelangweilt und ungerührt sank der Blick des Angesprochenen herab und legte sich auf den Mann. Kein einziger Muskel regte sich in Yaris‘ Gesicht. Er musterte einfach stoisch den Mann, der auf Linara in der Zelle ihm gegenüber gesessen hatte und der unter dem nichts und gleichzeitig alles sagenden Blick zurückstolperte.
“Und wenn schon … Der wird dir kaum was tun von dort aus und er wird hängen bevor du wieder rauskommst. Bleib ma locker, Alter.“, knurrte sein Zellengenosse. Es gab viele Mörder auf den Inseln, aber nur wenige Attentäter und nur einen, den man auch direkt als solchen betitelte. Zweifelhafte Berühmtheit, die ihm so was von am Arsch vorbei ging. Ohne auch nur den Hauch von Interesse zu zeigen, lehnte Yaris den Kopf wieder zurück.