20.12.2016, 13:50
Mehr beiläufig als wirklich bewusst lauschte Shanaya, ob sie von unten irgendwelche Geräusche hörte. Aber kein Ton drang zu ihnen, kein Rumpeln, kein Klirren von Waffen... Vielleicht hatte Trevor von Aspen die Meinung gesagt bekommen? Das, was sie selbst zu gern getan hätte. Ein Gedanke, der kam – und direkt wieder verschwand. Liams Antwort auf ihre Frage ließen sie leicht die Lippen zu einer unbestimmten Miene verziehen. Shanaya gegen die abgeschlossene Tür. Zwar war die Schwarzhaarige sich ihres maßlosen Größenwahnsinns bewusst – genau wie ihrem Dickschädel – aber genauso war sie Realistin... und sie war kein riesengroßer Bulle, der alles umwälzte, was ihm in den Weg kam. Zum Glück. Aber so... Schlösser knacken war noch nie ihr Spezialgebiet gewesen, was blieb ihr also anderes übrig, als mit dem Kopf durch die Wand? Wie immer also.
Die junge Frau schluckte das Seufzen herunter, das ihre Kehle hinauf stieg, konzentrierte sich dabei aber wieder mehr auf ihre Umgebung als darauf, Liam zu antworten. Wenigstens würde es ihr nicht all zu schwer fallen, mit dem Dunkelhaarigen zusammen zu arbeiten. Die Hand an seinem Degen sprach für sich, für eine gewisse Bereitschaft, die manch anderer nicht hervor bringen konnte, der sich Pirat schimpfte. Trotzdem war es ihr beinahe zu ruhig. Ein bisschen mehr Widerstand hätte sie sich schon gewünscht... Liam sprach wieder und die Schwarzhaarige gab ein leises, zustimmendes Brummen von sich.
„Zuverlässig, wie immer.“
So und nicht anders kannte sie Soldaten jeder Art. Aber sie würde sich auch nicht beschweren, wenn sie ohne Kampf an ihr Ziel kamen. Umso schneller konnten sie zur Sphinx zurück. Bis dahin hatten die beiden unten vielleicht auch aufgeräumt, sodass sie ohne großen Aufwand einfach wieder verschwinden konnten. Sie schritt also mit ruhigen Schritten den Gang entlang, achtete im Gegensatz zu dem Dunkelhaarigen jedoch weniger auf die Bilder an der Wand, sondern viel mehr auf die Türen. Zwei links von ihnen, keine rechts und nur geradeaus eine weitere, soweit sie sehen konnte. Drei Möglichkeiten. Aus diesem Gedanken wurde sie wieder von Liams Stimme und sich nähernden Schritten gerissen, woraufhin sie die blauen Augen kurz mit einem vielsagenden Ausdruck zu dem Mann wandte. Automatisch ruhte nun auch ihre Hand wieder auf dem Knauf des Degens. Sie hatten die Überraschung auf ihrer Seite, selbst wenn die, die da auf sie zu kamen, von den beiden unten im Lager wussten. Nur ein Moment, dann wandte die junge Frau den Blick wieder nach vorn, gerade rechtzeitig, um den kurzen Moment der Überraschung in den Augen der beiden Männer zu erkennen. Sie grinste, richtete die ruhige Stimme, die zu einem Flüstern gesenkt war, an Liam, während sie ihren Degen zog.
„Ich denke, es ist eine von den beiden linken Türen.“
Die beiden Männer warfen sich einen kurzen Blick zu, woraufhin einer von beiden sich wieder herum wandte. Soso. Sie hatten also Angst vor einem zwei gegen zwei und brauchten Verstärkung? Wie schade, dass es dann wohl zwei gegen einen sein würde.Ohne den Blick zu Liam herum zu wenden, richtete sie sich wieder an ihn.
„Wir sollten uns beeilen, wer weiß, wie viele Freunde von sich er holt.“
Ein belustigtes Schnauben folgte, während der übrig gebliebene Soldat langsam näher kam. Er versuchte auf Zeit zu spielen, bis seine Kumpanen ihm zur Hilfe kamen, dumm nur, dass sie selbst diese Zeit verkürzen würde. Sie setzte sich also in Bewegung, mit sicheren, aber nicht eilenden Schritten auf den Mann zu, den Degen fest umklammert. Liam sollte sich ruhig um die Tür kümmern, sie würde nicht lange brauchen.
[Liam | Obergeschoss]