30.11.2016, 16:13
Nervosität, Ungeduld und der Drang etwas zu tun, beherrschten Talin. Es war ein fürchterliches Gefühlschaos in ihr, dass dringend Ruhe gebraucht hätte. Doch statt etwas zu unternehmen, saß sie auf dem Schiff fest. Es war schon die richtige Entscheidung gewesen, die anderen loszuschicken, obwohl sie sich wegen Aspen sorgte. Wenn ihn jemand erkannte, dann wäre alles umsonst gewesen. Doch sie selbst wäre nicht viel besser. Vermutlich wäre wegen ihrer Ungeduld und Sturheit alles den Bach herunter gegangen. Deshalb war es besser, dass sie auf dem Schiff geblieben war. Doch diese Warterei bekam ihr einfach nicht. Deshalb hatte sie sich eine Aufgabe gesucht, etwas, was sie tun konnte, um sich von den Gedanken abzulenken. Am Ende war sie in der Kombüse gelandet, wo sie, ohne groß zu überlegen, Kaffee gekocht hatte. Der Geruch der gemahlenen Bohnen hing in der Luft und nachdem sie Wasser auf das Pulver gegossen hatte, füllte der Duft, unwiderstehlich und beruhigend, den ganzen Raum.
Mit vier gefüllten Bechern, machte sie sich auf den Weg ans Deck. Vorhin war ihr Greo aufgefallen, der genau so verloren aussah, wie sie sich fühlte. Gregory befand sich sicher auch oben an Deck, weil sein Vetter mit auf der Geheimmission war. Und auch der Dieb huschte sicher irgendwo rum. Sie beargwöhnte seine Beweggründe, zu bleiben, aber auf der anderen Seite fand sie es sehr praktisch. Je mehr sie waren, desto besser Chancen würden sie haben, die ganze Sache zu überleben. Denn es würde schwer werden. Was wäre nur, wenn die kleine Gruppe um Shanaya erwischt wurde? Wenn sie so schnell wie möglich fliehen mussten? Dieser Gedanke spukte schon die ganze Zeit in ihrem Kopf herum. Und genau deshalb wollte sie die ihr verbliebene Crew auch zusammen rufen und ihnen etwas zu tun geben.
Oben angekommen hantierte sie ein wenig mit den Tassen herum, bevor sie ihren Blick schweifen ließ. Sie hatten einen perfekten Blick auf Ryan, doch Greo und Gregory konnte sie nicht sehen. Vorsichtig, um nicht zu verschütten, schritt sie weiter voran in die Mitte des Hauptdecks und sah sich von dort aus um. Immer noch niemand zu sehen. Vielleicht waren die beiden doch unter Deck und sie hatte sie, in Gedanken versunken, nicht wahrgenommen. Da sie aber keine Lust hatte noch einmal den ganzen Weg zurückzulaufen und nach den beiden zu suchen, sprach sie einfach laut genug, dass ihre Stimme weit über das Deck trug. So still wie es war, musste sie ihre Stimme nicht besonders anheben.
„Greo? Gregory?“
Sie lauschte kurz in die Nacht, bevor sie weiter sprach.
„Ich hab für jeden Kaffee gemacht. Auch für dich, Dieb. Kommt her. Ich muss mit euch etwas besprechen.“
-Hauptdeck | allein | auf die anderen wartend-