28.11.2016, 20:07
Nicht viel mehr als eine dunkle Strähne und eine schlanke Schulter blitzten an der Ecke des Hauses hervor, hinter dem sie sich alle versteckten, da ergriff Liam die Initiative. Vielleicht, weil er Shanayas Plan nicht einmal wirklich aufgenommen hatte, ehe ihm dieser Einfall kam. Vielleicht aber auch, weil er das, was sie plante, in wenigen Herzschlägen durchschaute und ihm das Risiko dabei zu hoch war. Kurz entschlossen jedenfalls stieß er Reshef kräftig in den Rücken und beförderte den dunklen Hünen mittels seiner eigenen Körperkraft aus dem Schatten ihres Verstecks und mitten in das Sichtfeld der drei Soldaten vor dem Kontor. Das mochte ihm zweifelsfrei nur deshalb gelungen sein, da der Riese mit einem solchen Vorgehen nicht im Ansatz gerechnet hatte und etwas perplex vorwärts stolperte.Ein Hauch von Täuschung ...
Nur den Bruchteil einer Sekunde später hallte Liams Stimme über das Hafengelände. „Haltet den Dieb!!“ Reshef, die beiden Soldaten auf Patrouillie und der Mann am Eingang des Kontors erstarrten. Sechs Paar Augen hefteten sich auf den Smut der Sphinx, der es gerade noch schaffte, Liam einen bitterbösen Blick zu zu werfen. Dann kündete das Geräusch von Metall auf Metall davon, dass die drei Soldaten ihre Degen zogen. „Stehen bleiben!“, rief einer der drei deutlich vernehmbar. Spätestens dann kam Reshef auf den Gedanken, dass er besser die Beine in die Hand nahm. Schneller, als man es dem massigen Mann zugetraut hätte, machte er kehrt und rannte los – weg von der kleinen Piratengruppe. Sein Ziel würde die Sphinx sein, jedoch über Umwege, denn nun setzten sich die drei Männer der Stadtwache an seine Fersen. Mit klirrenden Waffenröcken stürzten sie an dem Versteck der übrigen vier Piraten vorbei, ohne einen Blick in die Dunkelheit zu werfen, oder sich zu vergewissern, wer den Diebstahl gerade gemeldet hatte. Fragen stellen konnte man schließlich auch hinterher noch und der riesige Kerl sah durchaus nach einem zwielichtigen Typen aus. Wenige Herzschläge später verklangen die Rufe und das Klappern der Rüstung in der Nacht und vor dem Eingang zum Kontor stand niemand mehr. Der Weg war frei.
Doch wenn sie nun Pech hatten, würde die Stadtwache auf der Suche nach ihrem Dieb das gesamte Hafengelände früher oder später gründlich durchkämmen.