18.09.2016, 17:29
Sie hätte wissen müssen, dass ihre Antwort zu dem führte, was sie bekam: Widerworte und einen offensiven Angriff, um mehr in Erfahrung zu bringen. Shanaya konnte ihr nicht erzählen, dass sie nicht neugierig war und alles wissen wollte, was in Talins Kopf vor sich ging. Da waren sie nun also, standen sich an Deck des Schiffes, das sie gemeinsam eroberten hatten und lieferten sich ein Blickduell. Wer würde als erstes nachgeben? Wer von ihnen beiden recht behalten? Denn ganz so falsch lag die Schwarzhaarige mit ihren Worten nicht. War es diese Loyalität wert, dass ihre Crew ihr misstraute? Nun...ja. Diese Crew konnte sie mit ihren Taten überzeugen. Vertrauen brauchte Zeit und die hatte sie. Sie würden mit der Zeit zusammenwachsen und entweder vertrauten sie dann einander oder nicht. Wenn nicht, dann hatte sie versagt und musste sehen, wie sie es richten konnte. Sie wollte nicht immer mit einem offenen Auge schlafen müssen, damit des Nächtens nicht erstochen wurde. Aber die Loyalität der Familie, die sie sich auch hart erkämpft hatte, jetzt zu verlieren, wäre dumm. Von daher war ihre Entscheidung nur die einzig richtige. Was also erwartete die Andere für eine Antwort auf ihre Aussage? Vielleicht reichte ihr ja ein vielsagender Blick und schweigen? Genau auf diese Art antwortete sie ihr letztlich auch. Sie würde es nicht weiter vertiefen. Es war ihre Entscheidung und sie würde damit leben müssen, wenn sie die Menschen um sich herum falsch einschätzte.
Aber immerhin hatte sie die andere doch noch aus der Bahn werfen können, auch wenn Talin gehofft hatte, es mit dieser Frage nicht zu tun. War es denn wirklich so schwer einem Menschen zu vertrauen, wenn man nicht all seine Geheimnisse kannte? Musste man sich anderen erst völlig öffnen, damit sie einem folgten, auch wenn es vielleicht besser wäre, sie wüssten es nicht? Waren Menschen wirklich so misstrauisch? Sie selbst hatte schon viel erlebt, was sie gern ungeschehen machen würde. Auch Verrat war darunter gewesen, welcher sie schwer getroffen hatte. Aber grundsätzlich war sie bereit den Menschen ihre offene Hand anzubieten. Es sei denn sie gehörten zur Marine oder wollten sie töten oder ihr irgendwie anders schaden. Doch sonst fühlte sie sich doch bereit, offen auf die Menschen zu zugehen. Wieso konnten das die anderen also nicht?
Wegen dieser Gedanken seufzte sie nur tief, während sie näher zu Shanaya trat. Dann würde sie es eben anders versuchen. Fest sah sie der anderen in die Augen.
„Obwohl du auch Geheimnisse vor mir hast, schenke ich dir Etwas von meinem Vertrauen. Wer weiß, vielleicht beinhalten diese Geheimnisse auch Pläne, die mich betreffen.“ Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, welches aber auch schnell wieder verschwand und einem ruhigem, fast kalten Zug platz machte. „Ich will damit sagen, wenn es euer aller Leben unmittelbar betrifft, dann würde ich es euch mitteilen. Doch so ist es nichts, was ihr jetzt schon wissen müsstet. Verstanden?“