14.09.2016, 15:55
Zuerst rechnete Aspen wieder mit einem Angriff, als Talin sich anspannte. Doch entgegen seiner Erwartungen hielt sie ihm nur das Glas hin und er schenkte nach, bevor er die Flasche wieder zurück stellte und sich ebenfalls an die Stuhllehne anlehnte. Verdammt, eigentlich war er immer nur der jenige der an seinem Glas nippte, wenn es um wichtige Themen ging. Nun fühlte er sich allerdings eher wie bei einem Kneipenabend. Gerade als er das Glas wieder ansetzen wollte, hielt er sich daher zurück. Noch brauchte er seine Sinne, auch wenn dieser Einfall nach dem dritten Glas puren Alkohol ziemlich spät kam.
Während dessen setzte Talin ihren Monolog fort und Aspen nickte nur zum Zeichen, dass er zuhörte und ließ sie reden. Vielleicht tat es ihr in diesem Moment ganz gut, sich zu verteidigen – wo vor auch immer. Erst als sie mit einer Drohung endete, sah er auf und musste schmunzeln, als wollte er sie wirklich fragen wollen, warum sie solche Worte für nötig hielt? Um die Diskussion zu beenden? Um sich ein weiteres Mal selbst höher zu stellen?
„Talin, ich überschätze dich viel eher.“, seufzte er quasi, als hätte er dieses Eingeständnis schon mehrere Male angedeutet und sie hätte es einfach nicht begriffen. „Es klingt danach, als seist du dir deiner Stärke sicher – dann zeig das doch bitte auch. Nicht durch Geheimnisse, nicht durch sinnlose Angriffe in der Kneipe. Ich glaube eher, dass du überhaupt nicht mitbekommst, wie du auf Andere wirkst.“
Bei allen Welten, nun verlor er sich beinahe in einem Monolog. Vielleicht war es doch zu viel Rum, den er bereits getrunken hatte, auch wenn er noch nicht lallte? Nun, bevor es zu spät wäre, könnte er nun auch die Karten auf den Tisch legen.
„Ich wiederhole mich noch einmal. Ich sehe dein Potenzial und kann mich wahrscheinlich nicht im entferntesten vorstellen, wie schwierig es ist sich als junge Frau auf See durchzusetzen.“ Damit seine Worte endlich wirken konnten, machte er eine kurze Pause. „Leider habe ich immer öfters das Gefühl, dass du unsicher bist und das macht dich schwach. Schon alleine, dass du mir drohen musst um dich zu verteidigen – warum? Ich bin hier um dir mit Worten deine bisherigen Fehler aufzuzeigen, bevor es jemand tut der nicht hinter dir steht und jeden Fehler ausnutzt.“
So. Damit wäre sein Anliegen einfach mal direkt ausgesprochen. Er hatte keine Lust, dass sein neues Leben allzu schnell beendet wurde, nur weil der Captain seine Position nicht halten konnte. Punkt. Und gerade weil er sich, anstatt Zuspruch und die Bestätigung zu erhalten, dass dies nicht passieren würde, einer Drohung aussetzen musste, wurde dieses Gefühl noch verstärkt. Vor Selbstüberraschung, dass er so viele Emotionen unterschwellig benennen konnte, nahm er noch einen Schluck aus seinem Glas.