14.09.2016, 14:34
Ihre Gedanken wanderten immer noch auf trüben Pfaden, weshalb sie Shanayas Worte kaum richtig mitbekam. Für sie war es ungewohnt sich so leicht runter ziehen zu lassen, doch dieses eine Mal sollte es zu verzeihen sein. Nach ihrem Gespräch mit Aspen wollte sie so eigentlich gar nicht mehr sein, einfach, um ihren Sturkopf durchzusetzen. Doch manche Sorgen konnte sich bei jemandem, mit dem sie eine Meuterei durchgezogen hatte, sicher auch zeigen und los werden. Aber Shanaya schien das anders zu sehen.
So in Gedanken versunken, hatte Talin gar nicht mitbekommen, wie die andere näher kam. Erst die zwei Finger an ihren Mundwinkeln, ließen sie ihre Aufmerksamkeit auf die Schwarzhaarige richten. Völlig verblüfft und überrumpelt, stand sie da und wusste nicht recht, wie sie damit umgehen sollte. Sie hatte verdammt noch mal zwei Finger im Mund! Deshalb kamen die Worte des anderen Mädchen auch erst etwas verspätet bei ihr an. Welch große Motivation! Wenn Shanaya jetzt los ruderte, dann würde sie sicher in einer Stunde 20 Meter weit gekommen sein. Machte sie sich gerade lustig? Aber nicht doch! Bevor sie der anderen sagen konnte, was sie von dem Vorschlag hielt, und sei es mit verzogenen Lippen, was das Verstehen erschweren würde, ließ sie auch schon los. Sehr deutlich bewegte sie ihren Mund und massierte ihre Wangen dramatisch mit ihren Händen. Das dramatische lag bei ihnen in der Familie.
Aber es war nicht so, als würde sie der anderen überhaupt nicht zu hören. Mit einem belustigten Schmunzeln ließ sie ihre Hände sinken und blickte Shanaya ruhig und mit einer leichten Herausforderung an.
„Nur zu, Shanaya. Binde mich fest, aber dieses Schiff werde ich niemals verlassen. Vielleicht schweige ich dich eher so lange an, bis du mich über Bord wirfst.“ Ihr Schmunzeln wurde zu einem eindeutigen Grinsen. „Ich danke dir aber für die Warnung.“
Mit geübten Blick ließ sie kurz den Blick über den Himmel und dann über das Schiff gleiten. Es war so schrecklich ruhig, dass sie sich nur langweilen und noch aufgedrehter werden würde, wenn sie sich jetzt wieder zurückzog. Also schaute sie wieder zu dem anderen Mädchen und seufzte ergeben. Was tat man nicht alles, um die eigenen Gedanken vom denken abzuhalten.
„Also schön. Um deine Neugierde zu befriedigen, stell mir eine Frage deiner Wahl. Ich werde sehen, ob ich sie dir beantworten kann oder nicht.“