10.09.2016, 15:47
Noch schwiegen die drei Neuen, sodass Shanaya nur ein leises Seufzen unterdrückte. Vielleicht trauten sie sich nicht? Dabei sah mindestens einer von Ihnen aus, als würde er nicht davor zurück schrecken, den Mund aufzumachen. Oder sie hatten einfach Nichts besonderes dazu zu sagen. Die blauen Augen der jungen Frau streiften sie also nur kurz, genau wie den Dieb, der inzwischen mit verschränkten Armen an eine Wand gelehnt stand – und ebenfalls die Klappe hielt. Er hatte sich auch als einziger nicht in dieses Gespräch einzumischen, auch wenn er ein bisschen Freilauf genießen durfte. Aber sie wartete noch immer auf einen Fehltritt, aber so hoch dieser Kerl sich selbst schätzte, er schien wenigstens hohl wie Stroh zu sein und blieb, wo sie ihn sehen konnte – und das ohne dümmliche Kommentare von sich zu geben.
Talin brach endlich das Schweigen und so richtete sich Shanayas Aufmerksamkeit vom Frischfleisch und dem Dorn in ihrem Auge wieder zu der Blonden. Nichts, was sie nicht schon wusste, die Wortwahl ließ die Schwarzhaarige aber lächeln. Gut, Talin würde wohl nicht solch einen Aufwand betreiben, wenn ihr Bruder ihr Nichts bedeuten würde, aber das klang ein bisschen so, als würde danach ein kleiner Krieg zwischen Geschwistern ausbrechen. Nicht, worüber sie böse sein würde, das war sicher eine spannende Abwechslung, sollten sie Opfer einer Flaute werden. Das dreiköpfige Mysterium gegen die aufgebrachte Schwester. Aber vielleicht gab ihr Bruder auch einfach nach, damit sie ihren Willen bekam? Shanaya schüttelte leicht den Kopf, grinste über die eigenen Gedanken und verwarf sie dann aber wieder, um Nichts spannendes zu verpassen.Wenn Talin schon endlich den Mund aufmachte...
Während Talin eine kurze Pause machte ließ Shanaya den Blick wieder über die anderen wandern, noch regte sich jedoch niemand zu einer Antwort. Es dauerte also nicht lang, bis die Blonde wieder das Wort erhob, und dieses Mal wurde auch Shanaya hellhöriger. Sie waren also tatsächlich auf dem richtigen Weg, wenn auch noch unwissend, wie weit sie wirklich von ihrem Ziel entfernt waren. Die Schwarzhaarige lauschte aufmerksam, und auch wenn sie nicht wusste, wieso Talin aus dieser Sache solch ein Geheimnis machte, beließ sie es für diesen Moment dabei. Vielleicht verschwieg sie ihnen noch etwas, was sie weiter bringen würde. Die junge Frau fuhr sich mit überlegender Miene mit der Zunge über die Zähne, wog den Kopf ein wenig zur Seite. Nach Esmacil ins Gefängnis. Das wäre sicher eine Herausforderung und irgendwie zu schaffen, aber der winzige Funke Vernunft loderte in diesem Moment ein wenig höher. Vermutlich war es wirklich besser, wenn sie den Herren fanden, bevor er dort eingelagert wurde. Sonst durften sie erst einmal ein paar Jahre trainieren, zusammen zu arbeiten... und darauf hatte sie nicht wirklich Lust. Also nickte Shanaya sich selbst zustimmend, lockerte die Arme aus der Verschränkung. Und noch immer bekam keiner von Ihnen den Mund auf, Aspen rang sich nur zu einem Nicken durch. Anfang des Jahres...
„Und es ist sicher, dass er noch nicht in Esmacil eingetroffen ist?“
Talins Worte klangen nach Vermutungen, und auch wenn die Schwarzhaarige kein Problem damit hatte, ein Gefängnis zu stürmen – ein bisschen verlockte dieser Gedanke ja schon – so war ihr nicht danach, blind durch alle Welten segeln zu müssen. Und je weniger Möglichkeiten es gab, desto besser.
„Es liegt jetzt also an uns, herauszufinden, ob er schon auf dem Weg dorthin ist – und wenn ja, auf was für einem Schiff er ist?“
Inzwischen ruhten die blauen Augen wieder auf Talin, während man ihr vermutlich schon ansah, dass die unzählige Pläne und Ideen durchkaute.
[An Deck - Bei allen]