01.09.2016, 16:32
Liam konnte sich denken, dass Shanaya auf der Suche nach den anderen war – sie war nicht umsonst in diese Richtung verschwunden. Auch, wenn er sich vorher keine Gedanken darüber gemacht hatte: Jetzt machte es Sinn. Weniger Sinn würde es machen, ihr auch noch zu folgen und den Hünen vollkommen allein in seiner misslichen Lage sitzen zu lassen. Dass keine Zeit für ein Pläuschchen war, war ihnen andererseits wohl auch beiden bewusst – spätestens, seit sie im Grunde kein Wort von dem verstanden, was der andere einem versuchte, mitzuteilen. Deshalb begnügte er sich schließlich auch damit, ihrem Adlerauge stille Gesellschaft zu leisten und selbst Ausschau nach dem Schiff zu halten, dass sich in ihre Richtung bewegte. Die Sache mit dem Schweigen schien den Hutträger allerdings nicht ganz so zufriedenzustellen, denn kaum war es still um sie herum – vom Wind und den Möwen mal abgesehen – rief er wieder etwas nach unten. Liam seufzte und warf Greo einen fast mitleidigen Blick nach oben. Die Bruchstücke, die er verstanden hatte, ließen abermals darauf hinschließen, dass er sich noch immer nach dem Rest der Crew sehnte. Himmel, warum sollte er denn nun auch noch verschwinden, wenn Shanaya bereits auf dem Weg war? Trotz ihrer jungen Jahre traute er ihr dann doch zu, ganz alleine ihren kaum älteren Captain an Deck zu holen.
„Ich -“, begann er, nachdem er abermals tief durchgeatmet und sich doch zu einer Antwort entschlossen hatte. Immerhin würde sich nur wenig an ihrer Lage ändern, egal, wie oft er nachfragte. Allerdings mischte sich eine weitere Stimme ein, noch ehe Liam fortfahren konnte.
„Da!“, rief er also stattdessen einsilbig und deutete mit beiden Händen und ausgestreckten Armen in die Richtung, aus der Aspen nun zu ihnen trat. Einen kurzen Moment widmete er sich also auch selbst wieder dem Ausblick auf das fremde Schiff am Horizont. Ein kurzes Brummen war Ausdruck seiner Zustimmung zu Aspens Aussage. Greo musste sich ja jetzt erstmal zufrieden geben.
„So oder so – uns bleibt wahrscheinlich nur abwarten und uns für den Ernstfall vorbereiten.“ Er schwieg kurz, entschied sich dann aber doch, Greo noch einen kleinen Gefallen zu tun. „Unser Adler in seinem Hort kräht durchgehend nach Talin. Hat sich Shanaya auf dem Weg verlaufen?“
Eine verdeckte Frage, ob er sie gesehen hatte. Dann würde er eben doch nochmal losziehen, um die Arbeit der Dunkelhaarigen zu Ende zu bringen.