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Frei zu sein bedarf es wenig
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#1
Frei zu sein bedarf es wenig
bespielt von    Liam Casey   Shanaya Árashi
06.03.1822
Asanu

Frei zu sein bedarf es wenig
Mittag des 06. März 1822
Liam Casey & Shanaya Árashi

Shanaya hob langsam eine Hand, mit der sie den Apfel zum Mund führte. Einen Tag war es nun her, dass sie in der Schenke zusammen gekommen waren, um nach neuen Männern zu suchen. Die Ausbeute war nicht sehr groß gewesen, aber immerhin besser als Nichts. Und auch der Regen hatte nachgelassen, überall waren noch Pfütze und Schlamm, aber daran störte die Dunkelhaarige sich nicht. Auch wenn eine kleine Sinnflut dafür gesorgt hätte, dass der Markt leerer war. So schlängelte sich die junge Frau zwischen Ständen und Menschen her, an einer Schulter einen Beutel, der mit Obst gefüllt war. Sie wusste noch nicht, wohin es als nächstes gehen würde, aber wenigstens ein bisschen Proviant würde nicht schaden. Ein paar Äpfel, von denen sie munter auf einem herum kaute, ein paar Zitronen... So würde sie sich also noch ein wenig umsehen, ehe sie zur Sphinx zurückkehren konnte.

Liam war ein Freigeist. Spontane Entscheidungen bestimmten seit langem sein Leben, weshalb auch die der letzten Nacht keine große Sache für ihn war. Bald würden sie auslaufen – gut. Das bedeutete, dass seine Reise weitergehen würde, wohin auch immer sie der Wind führen mochte. Aber bis dahin lief alles so wie bisher – für ihn jedenfalls, denn auch, wenn das Schiff erst auf Vordermann gebracht werden musste, hatte Aspen ziemlich deutlich gezeigt, dass er ein Platzhirsch war. Nichts, woran sich der Dunkelhaarige groß störte – er war ohnehin eher der kreative Kopf statt der, der stumpft auf Nägel hämmerte und sich danach etwas darauf einbildete. Deshalb: Erledigungen waren mehr sein Ding, doch bevor er sich um Erledigungen für seinen neuen Captain kümmern würde, hatte er beschlossen, seinen eigenen Vorrat aufzufrischen. Sineca hatte Stellung auf seinen Schultern bezogen, während er an den Marktständen vorbeischlenderte und deren Ausstellung begutachtete. In erster Linie hatte er aber nur ein Ziel fürs erste: den Waffenschmied. Sein Dolch war zugegeben doch recht alt – ein Geschenk seines Vaters – und eine kleine Politur samt Klingenpflege würde ihm durchaus gut tun. Die schwarzhaarige Kumpanin erkannte er dabei viel zu spät – aber wenigstens konnte er einen Zusammenstoß gerade noch verhindern, indem er seitlich auswich. „Huch.“, entwich es ihm. „'Tschuldige. Ich war abgelenkt. Hat dich Prinz Eisenherz losgeschickt, ihm Äpfelchen zu bringen?“ Er grinste und deutete kurz auf den Obstbeutel, den sie mit sich trug

Shanaya kaute auf dem Apfel herum, während ihr blauer Blick immer Mal wieder zur Seite schweifte. Noch war genug Zeit, um Kleinigkeiten zu besorgen, und vielleicht traf sie ja noch jemanden, der sie gestern Abend verpasst hatte. Möglich war alles, aber vorrangig kümmerte sich die Schwarzhaarige um Einkäufe. Ein erneuter Happen des Apfels landete in ihrem Mund, als die hellen Augen einen Stand mit Papier streiften. Hm, eigentlich hatte sie genug davon, einen neuen Kompass hatte sie auch... aber konnte man genug davon haben? Abgelenkt von dem neuen Ziel der Begierde bemerkte sie nicht den Mann, der sich ihr näherte, erst als dieser ihr auswich und einen Schatten auf sie warf, merkte die junge Frau auf. Er entschuldigte sich und Shanaya musterte ihn, weiter auf dem Apfel herum kauend. Mit vollem Mund ein verneinendes Brummen von sich gebend hob sie den Blick ein wenig zu dem Dunkelhaarigen an, musterte das Tier auf seiner Schulter, ehe sie den Apfel herunter schluckte. „Ich sorge dafür, dass ihr heile Knochen und alle eure Zähne behaltet.“ Ein munteres Lächeln lag auf ihren Lippen. „Zumindest wenn ihr euch gut anstellt.“

Liam hatte am vorherigen Abend nur einen geringen Einblick in die Beziehungen der bestehenden Crew erhalten. Aspen zweifelte an Talin, Talin fand das unerhört, Aspen lief Shanaya hinterher, als würde sie nur Unheil anstellen, Shanaya fand das lustig... Eine bunte, eigentlich nicht gerade vielversprechende Gruppe, aber Liam berechnete hier keine Chancen für irgendwas – außer vielleicht die, dass er bald schon auf einer anderen Insel strandete und auf dem Weg dorthin vielleicht noch etwas gutes tun konnte: Talins Bruder retten beispielsweise. Aber er würde sich schon mit weniger zufrieden geben. Er erwiderte das Lächeln des Mädchens und konterte mit einem munteren „Na also – sag' ich doch. Goldlöckchen hat Angst um sein unversehrtes Grinsen.“ Er zwinkerte, ehe er den Kopf kurz schüttelte. „Nein, ehrlich. Vorbildlich. Die wenigsten Schiffe, auf denen ich bisher Gast war, haben wirklich drauf geachtet.“ Er legte eine kurze Pause ein, ehe er fortfuhr. „Und wenn's hart auf hart kommt, schicken wir dich einfach an die Front, damit unsere Knochen heil und unsere Zähne vollständig bleiben. Oder bewerfen die Gegner mit faulem Obst.“

Shanaya strich sich mit der freiend Hand durch die dunklen Haare und ließ die mit dem Apfel ein wenig sinken. Als Liam wieder sprach wurde ihr Grinsen einen Moment lang etwas breiter. Wahre Worte, sie konnte sich Aspen nur zu gut vorstellen, wie er sich das eigene Gesicht begrabschte, aus Angst, irgendetwas könnte nicht so aussehen, wie es sollte. Auf Liams Zwinkern hob die junge Frau kurz eine Augenbraue, das Lächeln blieb auf ihren Lippen. „Naja, irgendwo sollte man als Crew zusammen halten. Wenn ihr hops geht habe ich zwangsläufig auch ein Problem, wenn wir gerade tausend Meilen vom nächsten Land entfernt sind...“ Liams Pause und seine darauf folgenden Worte kommentierte sie mit einer leicht gehobenen Augenbraue. „Mich an die Front schicken, wo ich eh immer genau da bin. Aber du darfst meine Gegner gern mit faulem Obst bewerfen, wenn wir danach ist. Aber heb noch etwas für dein Kätzchen auf.“ Und ganz automatisch huschte der blaue Blick zu besagtem Tier auf seiner Schulter.

Liam zuckte angedeutet mit der Schulter. „Du kannst sicher noch auf 'hilfloses, unschuldiges, entführtes Mädchen' tun im Ernstfall.“ Prüfend besah er sich die Dunkelhaarige, ehe seine Mundwinkel nichtssagend zuckten. „Mit ein bisschen Mühe. … Vielleicht.“ Bestimmt nicht, denn bis es soweit war, hatte sie wahrscheinlich die größte Klappe gehabt und sich diesen Ausweg mit großen Schritten verbaut. Auf ihren Vorschlag hin nickte er dann aber nach kurzer Überlegung. „Abgemacht. Kokosnüsse sind sowieso leichter als Kanonenkugeln“, schloss er. Sineca blinzelte hingegen bloß und miaute leise, als hätte sie gemerkt, dass Shanaya sie angesprochen hatte. „Mit faulem Obst kommst du bei ihr allerdings nicht weit. Sie ist ziemlich krüsch für ein Wildtier.“

Shanaya verzog bei Liams Worten ein wenig den Mund. Ja, das war absolut eine Rolle, in der sie sich wohl fühlte. Hilfloses, kleines Mädchen. Der prüfende Blick des Mannes entging ihr nicht und so hob sie leicht den Kopf an. Und er sprach weiter, woraufhin die Schwarzhaarige leise schnaufte. „Steckst du mich hier etwa gerade in Schubladen?“ Sie schienen sich jedenfalls einig zu sein, dass sie nicht in die armes, hilfloses Mädchen Schublade passte. Immerhin. Was auch immer er von ihr denken mochte, das war definitiv ein bisschen Sympathie wert. Wobei ihr heller Blick weiter auf dem Katzentier ruhte und bei den Worten des Gelockten ein wenig schräger wurde. „Oh, ja. Sie mag lieber Menschenfleisch als Nüsse.“ Auch wenn die kleinen Wunden an ihrem Finger kaum der Rede wert waren.

Liam ließ ein angedeutetes Lachen vernehmen, ehe er abwinkte und ein wenig ertappt dreinblickte. „Keine Sorge. Meine Schubladen waren nie wirklich ordentlich.“ Leider wahr. Er war ein Chaot, Ordnung nicht sein Ding und er trotzdem immer erfolgreich bei der Suche nach Dingen, die er verlegte. Früher oder später jedenfalls. Shanaya steckte dann also sowieso in einer Schublade mit Räubern, Adligen und Gauklern. Bunt gemischt auf alle Fälle, aber das passte ja zu ihr. Liam folgte ihrem Blick zu Sineca auf seiner Schulter. Dass sie sie gezwickt hatte, hatte er längst vergessen. „Am besten, ganz junges, zartes. Ist auch leichter zu fangen.“, sponn er ihre Idee überzeugend weiter und strich dem Tierchen kurz mit dem Finger über die Nase. „Ich wollt' gerade zum Waffenschmied – wie sieht's aus, noch Bedarf?“

Shanaya verengte gespielt empört die Augen, aber dieser Ausdruck verflog recht schnell wieder und bei seinen Worten kehrte der amüsierte Anblick zurück. „Klingt vielversprechend.“ Ungeordnete Schubladen, da war die Frage, mit wem sie in einer steckte. Vielleicht war es aber auch besser, wenn sie es nicht wusste... Jetzt richtete der Dunkelhaarige sich jedenfalls selbst an sein Tier, das eben noch miaut hatte und jetzt schwieg. „Also soll ich mich noch geehrt fühlen, dass sie mich angeknabbert hat?“ Ein munteres Grinsen galt dem Pelztier, beobachtete, wie Liam ihr über die Nase strich und sich dann wieder an sie wandte. Auf seine Frage hin betrachtete sie kurz den Degen und den Dolch, überlegte kurz, ehe sie mit den Schultern zuckte. „Man kann nie genug ausgerüstet sein. Weißt du, wo er ist?“

Liam erwiderte ihr Lächeln, sagte aber nichts mehr dazu. Stattdessen lag sein Augenmerk kurz auf Sineca, die ihre Wange kurz an seinem Handrücken rieb, ehe sie das Mitglied ihrer neuen Crew wieder aus großen Augen heraus inspizierte. „Womöglich ja.“, antwortete nach kurzem Wiegen des Kopfes. „Normal is' sie ziemlich zurückhaltend. Personen gegenüber. Nicht Situationen.“ Von der Seite her spähte er die Unheilskatze noch einmal kurz an. Gerade wirkte sie ja doch recht süß und zahm, aber Unheil und Chaos verstand sie mindestens genauso gut wie Liam. Sie war eine Elster, die nur darauf wartete, Leute zu entblößen. Augen, denen besonders in der Nacht nichts entgingen, was mal praktisch und mal unpraktisch sein konnte. Mit dem Kopf wies er schließlich in die Richtung, in die er gerade unterwegs gewesen war. „Da hinten irgendwo ließ ich mir sagen.“, meinte er und setzte sich wieder in Bewegung. Dass er bereits zwei Mal im Kreis gelaufen war, ließ er mal unerwähnt. „Wie lang zieht ihr eigentlich schon zusammen rum?“ Keine Frage, von der er sich viel erhoffte – wie gesagt, er war nicht sonderlich berechnend. Aber gut zu wissen war es trotzdem, auch wenn er nicht urteilte.

Shanaya hob bei den Worten des Mannes belustigt eine Augenbraue. Soso. Zurückhaltend bei Personen, hm? „Dann muss ich ihr wohl einfach einen guten Geschmack zuschreiben.“ Kurz wedelte die Dunkelhaarige mit dem malträtierten Finger, folgte dann dem kurzen Nicken des Mannes. Einen Schmied hatte sie heute nicht eingeplant, aber wer wusste schon, wie lange sie mit diesem Mann an Bord der Sphinx verbringen musste. Und... Shanaya wusste einfach gern, mit was für Kalibern sie sich abgab. Jeder einzelne würde also für sich geprüft werden – aber bisher stellte sich der noch Fremde ganz gut an. „Da hinten ist eine gute Angabe...“ Sie hatte die letzten Tage Zeit gehabt, sich die Insel anzusehen, aber an einen Schmied erinnerte sie sich nicht unbedingt. Sie folgte dem Mann also, wog bei seiner Frage den Kopf für einige Atemzüge zum Himmel. „Etwa einen Monat. Es wurde also Zeit für ein paar neue Genossen.“
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Frei zu sein bedarf es wenig - von Shanaya Árashi - 01.08.2016, 10:36

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