28.01.2025, 18:10
Während die beiden Frauen leichtfüßig die Führung übernahmen, kam sich der Wahrsager hinter ihnen nur laut und schwerfällig vor. Seine Schritte polterten viel lauter als die seiner Begleiterinnen auf dem kalten Stein. Jeder Nachhall klang lauter in seinen Ohren, drängte ihn zu Eile und verwandelte sich in seinem Kopf zu dem Ticken einer Uhr. Er versuchte möglichst leichtfüßig zu laufen, doch seine bestimmt zwanzig Kilo mehr Körpergewicht waren schwer zu leugnen oder zu verbergen. Nicht dass er sich deswegen schämte, aber bei lautlosen und gleichzeitig schnellen Verfolgungen war er wohl nicht die beste Wahl.
„Das klingt nach einer langen Suche. Ich hoffe, diese wird bald von Erfolg gekrönt.“
Aric schaffte es nicht etwas anderes zu Kay zu sagen. Es fühlte sich irgendwie falsch an zu wünschen, dass jemand in den Händen dieser Männer war. Obwohl er nicht wusste, was mit den Verschollenen passierte und es sich nicht vorstellen wollte. Teekränzchen würden es wohl nicht sein. Sein Kopf zeigte ihm auch ohne besondere Aufmerksamkeit schon viel zu viele Ideen für die Verfassung der verschollenen Frauen.
An der kleinen Kreuzung blieb der Braunhaarige genau hinter den beiden Frauen stehen und ließ seinen Blick aufmerksam durch die Gegend schweifen. Es gab drei mögliche Wege und keiner davon hatte auf den ersten Blick auffällige Blutspuren zum Verfolgen. Das schummrige Licht der Laternen machte es auch nicht gerade besser, irgendetwas zu erkennen.
„Wir könnten jeder eine Straße nehmen und nach Spuren suchen.“
Schlug er gerade vor, als ihm in einer der Gassen ein Vorhang auffiel. Er wehte im leichten Wind aus einem der Fenster heraus. Doch am unteren Ende fehlte ein ganzes Stück und der Stoff war dadurch schief und ausgefranst. Mit leicht zusammengekniffenen Augen blickte er weiter in diese Gasse und hob dann den Arm um die Aufmerksamkeit der beiden Frauen in diese Richtung zu lenken.
„Was meint ihr. Zufall? Oder fehlt da ein deutliches Stück Stoff, mit dem man eine Blutung für eine kurze Zeit vom Spuren machen abhalten könnte?“
Was kein Zeichen dafür war, dass die beiden auch diesen Weg eingeschlagen hatten. Einer der beiden hätte auch den Stoff holen können, während der andere hier wartete. Wieder verengte der Wahrsager die Augen, blickte dieses Mal jedoch auf den Boden. Tatsächlich waren an der einen Stelle mehrere Blutspuren auf einmal.
„Verdammt. So schlau hatte ich die beiden nicht eingeschätzt... Einer hat dem anderen den Stoff geholt, damit sie Spuren vermeiden, wenn sie den Weg wählen. Das macht es nicht einfacher.“
Ein weiteres Mal ließ er seinen Blick über den Boden schweifen. Es gab so viele Fußspuren, dass er nicht eindeutig sagen konnte, welche zu wem gehörte. Doch wenn seine Theorie stimmte, müsste nur eine bis zu dem Fenster führen und dann wieder zurück an ihre Stelle.
„Wir könnten versuchen, die eine Spur zu finden, welche erst zu dem Fenster führt und dann wieder zurück zu diesem Punkt... Ansonsten bleibt uns nur aufteilen und diese Option finde ich äußerst gefährlich... was meint ihr?“
Prüfend schaute er erst zu der einen und dann zu der anderen Frau. War er zu schnell zu weit voran geprescht? Er hatte endlich das Gefühl, dass eine seiner Fähigkeiten mal zu etwas gut war. Seit Wochen hatte er versucht, einen Platz an Bord zu finden und war gescheitert. Doch gerade jetzt konnte er einen Teil seines Könnens zu etwas einsetzen, dass vielleicht zu den verschollenen Frauen führte.