16.12.2024, 15:13
So unterschiedlich sie auch waren – wenigstens das Ziel vereinte sie dieses Mal und half ihnen hoffentlich über ihre Diskrepanzen hinweg. Alex, der sich wirklich bessere Gesellschaft hätte vorstellen können, um dieser heißen Spur zu folgen (keine, zum Beispiel), hatte aber nicht allzu viel Zeit, sich selbst zu bemitleiden. Er nahm sich einfach vor, die meisten Aussagen von Soulas Wachhündchen zu ignorieren und darüber hinwegzusehen. Problem nur, dass vermutlich Alex der sein würde, der stichelte. Aber das wollte der ältere Lockenkopf natürlich nicht wahrhaben. Für den Anfang allerdings hielt sich Alex noch wacker und nickte bloß stumm, als Kieran den fehlenden Staub mit ihrem Flüchtigen abglich und fühlte sich dennoch darin bestätigt, dass sie seine Spur nicht verloren hatten. Blieb nur zu hoffen, dass er sich da oben verschanzte, statt längst über alle Berge zu sein. Im Gegensatz zu seinem Begleiter machte er sich keine Gedanken darum, dass und wie sie hätten verhindern können, dass dieser verhüllte Mistkerl ihnen zeitweise entwischte. Immerhin hatten sie ihn in Alex‘ Realität nicht verloren. Sie wogen ihn nur kurz in Sicherheit, bevor sie ihn in die Mangel nahmen. Mit etwas Glück führte er sie sogar direkt zu den vermissten Frauen und allen würde es gegen den Strich gehen, dass sie Alex (und Kieran) die Rettung der Damen zu verdanken hätten. Ha.
Vorausgesetzt jedenfalls, der kleine Straßenköter traute sich. Alex verkniff sich ein süffisantes Grinsen, als er das Zögern des Jüngeren bemerkte. So würde er Soula nie retten können. Doch die Herausforderung in seinem Blick schien den Frischling dann doch zu Heldentaten anzuspornen. Zufrieden schmunzelte er im Schein seiner Laterne und ließ den Blick die Gasse auf und ab wandern, während der andere Pirat ins Innere des Hauses kletterte. Sie waren noch immer allein und auch im inneren brannte kein Licht. Alex konnte, abgesehen von Kierans dumpfen Aufkommen auf den Holzdielen, auch kein Geräusch im Inneren ausmachen. Er spähte zurück in die Dunkelheit des Hauses und begann schließlich widerwillig damit, seine Laterne vom Gürtel zu lösen, um sie Kieran hineinzureichen. Ihm war dann doch wohler, wenn er sehen konnte, wo er landete. Außerdem würde man sich dann um Kieran kümmern, wenn man sie doch entdeckte. Alex war ja kein Anfänger. Bevor er allerdings ebenfalls ins Innere kletterte, hielt er noch einmal inne. Er fühlte sich beobachtet, konnte aber keinen Schatten erkennen. Vermutlich bildete er sich das nur ein, weil er gerade im Begriff war, in ein fremdes Haus einzubrechen.Möglichst leise ließ er sich vom Fenstersims auf den Boden gleiten und blickte sich um, was er im Licht seiner Laterne sehen konnte. Wie es aussah, waren sie in einem Flur gelandet. Nach links schien es weiter in eine Küche zu gehen, rechtsherum in eine Wohnstube. Der Flur selbst führte noch weiter nach hinten und dort scheinbar eine Treppe hinauf ins nächste Stockwerk.„Und jetzt? Aufteilen?“, fragte Alex so leise wie möglich und wandte den Blick zu seinem Begleiter herum. „Oder hast du Angst alleine im Dunkeln?“Jetzt hatte er ja wenigstens eine Laterne. Alex würde sie ihm gerne überlassen.