02.12.2024, 22:08
Ceallagh wandte seinen Blick von der älteren Frau auf Liam, der ihm bei seiner beherzten Vorstellung gekonnt auswich. Mh. Ein Lächeln umspielte kurz seinen Mundwinkel, bis es beim Anblick von Lola und Niloc abebbte und er sich wider daran machte, dem kleinen Trupp ausreichend Licht zu spenden. Ceallagh machte Liam keinen Vorwurf sich mit ihren Namen einen Vertrauensbonus bei der Frau zu erarbeiten, die seltsam scharfsinnig und direkt die Initiative ergriff. Wahrscheinlich war es sogar die taktisch schlauere Alternative, wenngleich in einer Nacht und auf einer Insel wie dieser nahezu alles möglich war. Sollte der Lockenkopf seinen unverfälschten Charme spielen lassen, um dem Kerl an seiner Seite das Leben zu retten. Vielleicht half es ihnen seine Freundin, Soula und Talin zu finden. Ein Versuch war es wert. Und wenn es letztlich darauf hinaus lief, dass Ceallagh sich als Schatten zurück zog und heimlich im Haus auf Spionage ging.
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”Mhm, mhm.” Mit zusammengekniffenen Augen trat Ashyna näher an die Fremden heran. Packte ungeniert nach dem Handgelenk des Riesen, um den Schein der Laterne deutlicher auf den Verwundeten zu lenken. Das Mädchen mit den verknoteten Haaren hatte ihr Bestmöglichstes getan. Und dem armen Tropf so vielleicht kostbare Minuten geschenkt, die es brauchte, um ihn wieder zusammen zu flicken. Bevor er den Löffel abgab und den Boden des Geburtshauses in ein Blutbad verwandelte.
”Piraten?” Tiefe Falten zogen sich über ihre Stirn während ihre Augen für einen Sekundenbruchteil vielleicht etwas zu energisch zu Liam und Lola hinüber zuckten. ”Dann rein mit euch, bevor der Rest der Bande vor der Tür steht.” Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, ließ sie von Ceallaghs Handgelenk ab und wackelte die Stufen zur Tür hinauf. ”Erste Tür links.”, drang es gedrungen aber deutlich unter dem Klimpern von Schlüsseln hervor. ”Geht den Flur hinab, bis ihr eine offene Tür auf der rechten Seite seht und legt ihn auf die Pritsche.”
Geräuschvoll und knarzend öffnete sich die schwere Holztür und gab einen mit Kerzen erhellten Vorraum und einen dumpfen Klangteppich von Stimmen und Geburtsgeräuschen frei. Dann trat Ashyna zurück. Nahm Ceallagh ohne Vorwarnung die Laterne aus der Hand und nickte zu Niloc hinüber. ”Die paar Meter kannste ihn stützen. Das Mädel kommt mit mir.”
Die Art ihrer Worte duldeten keine Widerrede. Und auch wenn der Hüne sich innerlich ein Augenrollen verkniff, tat er wie geheißen. Um Lolas Position zu übernehmen und gemeinsam mit Liam den Verletzten ins Krankenzimmer zu tragen. Selbst wenn er die Zähne unter eigenen Schmerzen fest aufeinander biss.
Kaum waren die Herren eingetreten, winkte sie die junge Frau zu sich und presste mit dem ganzen Gewicht ihres Körpers die Tür zurück in die Angeln. ”Meine Kolleginnen sind gerade Zugange. Deshalb wirst du mir gleich etwas helfen müssen. Aber das schaffst du schon…” Ein Lächeln schob sich auf ihre Lippen, das unter dem Klacken und Klimpern des Schlüssels im Schloss irgendwie mehr Druck als Zuversicht aufbaute.
”Aber erstmal holen wir frisches Wasser, Werkzeuge und Arzneien. Folg mir.”
Nur kurz folgten sie den beiden Männern in den Nebenflur zur Linken, bogen jedoch zwei Türen später bereits in einen Vorratsraum ein. ”Wasch dir erstmal gründlich deine Hände im Zuber. Auf der Ablage liegt Kernseife. Danach kannst du dir eine der Schüsseln aus dem Schrank, sowie ein paar Verbände, Mull und Handtücher nehmen. Ich kümmer mich um die Arzneien.”