07.11.2024, 16:46
Nicht sicher, auf was für eine Antwort sie hoffte, aber doch zu allem bereit, wenn Soula’s Antwort ‚ja‘ lauten würde, spannte Talin ihren Körper an. So weit ihr das möglich war. Gefühlt hatte sie nicht einen Muskel in sich, der sich anspannen lassen wollte oder der die Kraft dazu hatte. Außer vielleicht ihr Magen, der ihr Klipp und Klar sagte, sie sollte auf diese Fremde hören und etwas essen, wenn sie nicht wollte, dass ihr Körper in zwei Riss. Die Blonde ignorierte diese Bitte und starrte konzentriert auf die Frau vor ihr. Was vermutlich das beste war, was sie hätte tun können.
Gerade noch stand Soula hinter, dann neben ihr, antwortete ihr nur knapp und schon rannte sie mit einer Kraft und Geschwindigkeit los, die sie dem anderen Mädchen in dieser Situation nicht zugetraut hätte. Vielleicht doch, wenn sie bedachte, dass sie ihr vorgeschlagen hatte, sie sollten einen Fluchtversuch wagen.
Ohne lange zu zögern, machte Talin einen Satz über das zu Boden gefallene Tablett, an der torkelnde Frau vorbei und folgte der Dunkelhaarigen heraus in den Flur. Die Warnung der Fremden, sie könnten auf unangenehme Leute hier draußen stoßen, verbannte sie in einen hinteren Winkel ihres Kopfes.
Ihr Blick glitt nur kurz an Soula vorbei, die versuchte ein Fenster im Flur zu öffnen, bevor sie sich weiter umsah. Zwei Treppen, die nach unten führten. Das hieß, sie befanden sich ganz oben unterm Dach. Wenn sie also nicht wie ein Vogel von eben diesem Fliegen konnten, blieb ihnen nur der Weg über die Treppe, wenn das Fenster sich nicht öffnen ließ. Ihr Blick huschte zurück zu Soula, die das Fenster immerhin einen spaltbreit aufbekommen hatte, doch dann schien es zu blockieren. Die Blonde fluchte leise, bevor sie zu dem anderen Mädchen ging und ebenfalls versuchte Hand mit anzulegen. Doch selbst mit vereinten Kräften ließ sich das Fenster nicht weiter öffnen. Talin biss sich kurz auf die Unterlippe.
„Wir haben keine Wahl. In den anderen Räumen hier könnte jemand sein. Lass uns unser Glück versuchen und die Treppe nach unten nehmen. Ich sehe gerade keinen anderen Ausweg.“
[Verschollen | Bei Soula und der umgerannten Thiana]