06.11.2024, 16:26
Lolas Muss klang mehr gezwungen als überzeugend und automatisch versuchte der Lockenkopf, das Gewicht ein wenig mehr auf seine Seite zu verlagern. Wirkliche Mithilfe ihres Verletzten erhoffte er sich nicht, denn nicht grundlos hatte er in dieser Gasse wohl zusammengekauert auf neue Kräfte gewartet. Oder – was viel realistischer war – seinen Tod. Liam war bedrückt. Nicht nur, weil ihn diese Sache unangenehm schmerzhaft an ihren Verlust des letzten Landgangs erinnerte, sondern auch, weil ihm ziemlich bewusst im Hinterkopf pochte, dass es Skadi ähnlich gehen könnte. Oder schlimmer.
Sein Blick war eigenartig am Boden verschwommen, ehe er sich wieder dazu zwang, nach vorne zu sehen. Lola hatte gerade Niloc, wie er sich vorstellte, dazu aufgefordert, selbst etwas mehr zu helfen, doch die Worte zogen fast unbemerkt an Liam vorbei. Erst, als er merkte, dass Niloc wirklich versuchte, sich zurückzuziehen, festigte er den Griff um seinen Arm, um ihm ohne Worte mitzuteilen, dass er ihn erst an ihrem Ziel abgeben würde. Dieses Mal würde er sich diese Sache nicht aus der Hand nehmen lassen. Er kannte sich nicht genug aus in der Medizin, aber jeder Funke Kraft, die er hier sparen würde, würde ihm beim Überleben sicherlich behilflich sein.„Ich bin Liam. Das sind Lola und Ceall.“Liam hatte kurz gezögert, bevor er ihre Namen so bereitwillig in den Mund nahm. Er überlegte kurz, den Blick des Hünen für diesen Moment entschieden zu meiden, erwiderte jeglichen fragenden Ausdruck dann aber doch entschlossen. Dieser Mann hier starb vielleicht. Und Liam konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als zwischen Fremden allein sein Leben auszuhauchen. Ihre Namen machten aus ihnen noch lange keine Bekannten. Aber wenn er ihnen genau wie Per schließlich unter den Händen wegstarb, dann wenigstens nicht zwischen Namenlosen. Doch so nah am Tod war er dann scheinbar doch nicht – oder zumindest noch aufmerksam genug, um Cealls Verwundung zu bemerken. Liam zog kurz die Augenbrauen zusammen, sagte aber nichts und überließ die Antwort demjenigen, dem die Frage gestellt worden war. Ein flüchtiges, freudloses Lächeln huschte schließlich über seine Lippen, bis der kurze Wortwechsel zwischen Niloc und Ceall darin endete, dass jemand vor ihnen auftauchte. Liam spürte vorsichtige Erleichterung in sich aufkeimen. Bei allem, was Lola konnte – er hoffte, dass sie – und Niloc! – hier noch mehr Hilfe bekommen würden. Die Frau, die er im Licht Cealls Laterne erkennen konnte, wirkte etwas älter als Ceall und er, aber bodenständig und konzentriert statt verschreckt bei ihrem Anblick. Das war… gut, schätzte er. Das hieß, dass sie hier vielleicht wirklich Hilfe bekommen würden.„Wir wissen es nicht genau. Wir haben ihn lediglich so verwundet gefunden.“, erklärte Liam und hoffte, dass sie nichts Genaueres brauchte oder Niloc noch bei Sinnen genug war, um ihr alle nötigen Fragen zu beantworten.