02.11.2024, 19:38
Ein klein wenig merkwürdig fand sie es schon, dass sich die beiden direkt ihren Nachforschungen anschließen wollten, so ganz ohne relevantes Briefing. Wäre sie ein wenig misstrauischer, hätte sie darin glatt eine Falle wittern können. Aber die beiden wirkten ehrlich und so, als wären sie selbst nach etwas oder jemandem auf der Suche. Außerdem war es selten verkehrt, Verbündete zu haben. Sie musterte erst den jungen Mann, dann die junge Frau.
„Ihr wisst über die Verschwinden Bescheid?“ Obwohl, man musste schon unter einem Stein oder im Weinkeller einer Taverne leben, um nicht zumindest davon gehört zu haben. „Ich hab’ sie in einer Taverne in der Nähe hier bemerkt und bin ihnen unauffällig gefolgt. Naja, nicht ganz so unauffällig, schätze ich.“ Sie schmunzelte. „Ich hab’ sie über irgendwelche Mädchen reden hören, die wohl heute Nacht," sie linste nach oben und einmal um sich herum, um die Unsinnigkeit einer solchen Zeitangabe in diesen Tagen zu unterstreichen, "von einem ominösen Ort A zu einem ominöseren Ort B gebracht werden sollen. Und es klang so, als gäb’s da noch irgendeinen Boss vor dem sich alle ins Höschen machen. Viel mehr hab’ ich aber nicht rausbekommen. Deswegen bin ich ihnen ja gefolgt.“ In der Hoffnung, dass die beiden Männer sie zu irgendeiner Spur ihrer Schwester führen würden.
Während der Mann mit den langen Haaren weiter hinein in die Gasse lief, vielleicht in der Hoffnung noch einen Zipfel der Männer in Schwarz zu erhaschen, warf sie einen prüfenden Blick um sich. Die Gasse war bis auf den Lärm aus einem entfernten Wirtshaus und ihren eigenen Stimmen wieder totenstill geworden. Ein leiser Wind blies. Ein paar Schritte vor ihr glänzte das Blut, das einer der Männer verloren hatte. Vielleicht konnten sie der Spur folgen, sofern sie nicht um die nächste Häuserecke endete.
„Seid ihr auf der Suche nach etwas?“