06.10.2024, 15:47
Es gab keinen Moment, in dem er damit gerechnet hatte, dass sie es wirklich tun würde – zumindest so lange nicht, bis sie sein Lächeln ungewohnt charmant erwiderte. Alex war nicht auf eine Knutscherei mit ihr aus gewesen, doch für den flüchtigen Moment, in dem sie es ihm fast in Aussicht stellte, hätte er erstaunlich wenige Probleme damit gehabt. Doch Soula bewies, dass er sich nicht in ihr täuschte und ihr zuckersüßer Gesichtsausdruck wandelte sich binnen Sekunden zu einem vernichtenden Blick, der mehr sagte als tausend Worte: Er hatte Recht und sie täuschte wie ein getroffener Hund bellend mit einer Beleidigung darüber hinweg. Alex sah ihr nach, ohne sich von der Wand zu lösen und stellte sich dann erst wieder aufrecht hin. Statt dem kleinen Prinzesschen nachzusehen, suchten seine dunklen Augen allerdings zuerst nach den drei Gestalten in Uniform, um abschätzen zu können, in welche Richtung sie liefen. Er musste herausfinden, wo die Marine stationiert war. Vielleicht würde er den Rest des Tages ein wenig flanieren gehen. Vorerst aber folgte er Soula, die energischen Schrittes voranmarschierte.
„Was genau heißt ‚jemanden wie mich‘?“, hakte Alex gut gelaunt nach und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf.
Immerhin war er klug genug, ein wenig Abstand zu halten – klug genug, um das Thema einfach ruhen zu lassen, war er nämlich nicht. Er hätte ein paar provokante Beispiele gehabt, was sie wohl meinen könnte, überließ ihr allerdings erst einmal das Wort. Mit einem Mal schien er wieder die Oberhand zu haben und es gefiel ihm. Es täuschte über die Pleite in der Bibliothek und dem komischen Gefühl hinweg, das er in diesem gehobenen Gasthaus gehabt hatte.