02.10.2024, 20:10
Zwischen das Ächzen, als ihm die beiden Fremden auf die Beine halfen, schmuggelte sich ein hörbares Lächeln, während sein Blick kurz und flüchtig die erleuchtete Silhouette des Blonden in Augenschein nahm. Zeit hatte er. Ein Leben lang, wenn man so wollte, denn es gab nur noch dieses Ziel, das er sich in den Kopf gesetzt hatte. Und Niloc war ein sehr ehrgeiziger, geduldiger Mann, der überlegt handelte statt Dinge zu überstürzen. Nicht unbedingt der Eindruck, den er hier gerade erwecken musste, aber sei’s drum – Ausnahmen bestätigten bekanntlich die Regel und das hier war wohl für jeden von ihnen eine Ausnahme. Fakt war, dass der Händler gerade alles andere als in der Verfassung war, irgendeinen Eindruck von ihm in besseres Licht zu rücken. Es blieb nur das fahle Licht der Laterne, das den kalten Schweiß und das Blut, das er fälschicherweise mit den Händen in sein Gesicht gerieben hatte, auf seiner Haut besonders in Szene setzte. Er sah elend aus. Wie ein Krieger auf einem Schlachtfeld, der zurückgelassen wurde, um seinen Verletzungen zu erliegen. Dieser verfickte Schweinehund hatte ordentliche Arbeit geleistet, musste Niloc ihm eingestehen. Wenn sie sich das nächste Mal über den Weg liefen, würde er es büßen.
Gefangen zwischen seinen Gedanken, dem bittersüßen Geschmack von Erfolg und Blut auf den Lippen und dem Schmerz, der sich bei jedem Schritt durch seine Eingeweide zog, war ihm gar nicht bewusst, wie weit sie letztlich wirklich liefen. Wichtig war, dass er das hier überleben würde und das war sein Erfolg. Denn nur so würde er erledigen können, was er zu erledigen hatte. Niloc stöhnte auf, als die Blonde nachgriff und ihm so in seine Schonhaltung grätschte, die den Schmerz irgendwie erträglich, fast belebend gehalten hatte.
„Ich hatte mich nicht vorgestellt, wenn ich mich recht erinnere.“ - Und Erinnerung war gerade ganz gewiss nicht seine Priorität - „Mein Name lautet Niloc.“
Die junge Frau schien allmählich an ihre Grenzen zu kommen. Niloc schmunzelte freudlos, als ihre innere Verzweiflung frustvoll ihren Weg nach draußen fand und ihre Stimme barsch und schroff färbte. Er konnte laufen – die Arme über die Schultern seiner Begleiter gestützt waren nur nicht unbedingt die schonenste Haltung für seine Bauchverletztung, die ihn dazu nötigte, sich so gut es ging zusammenzukrümmen.
„Ihr habt schon genug getan, vielen Dank.“, reagierte Niloc und versuchte, den Arm, den sie über ihre Schulter gelegt hatte, langsam zurückzuziehen.
Die Beine durchstrecken, Schritt für Schritt. Laut des Lockenkopfes auf seiner anderen Seite hatten sie ihr Ziel ohnehin bald erreicht, das würde er schaffen.
„Ihr seid auch verletzt.“, eröffnete er schließlich seine Beobachtung an den Blondschopf gerichtet, der mit der Laterne vorausging.
Sonst hätte er wohl kaum das Tragen der zierlichen Gestalt überlassen, statt selbst anzupacken.