19.09.2024, 19:05
Was unterschied einen Gärtner von einen Gräber?
Josiah ließ seinen Blick über den Mann vor ihnen gleiten.
Es war ein Arbeiter, soviel war eindeutig. Und auch, dass er irgendetwas grub, und mit seinem Auftreten grundlegend erstmal in das Bild einer Parkanlage passte.
Auf den ersten Blick jedenfalls.
Da war ein altes, dunkles Leinenhemd, über das ein schwerer, zerbeutelter Arbeitsmantel geworfen war. An einem Ledergürtel hingen Arbeitsscheren, sowie eine kleine Handsäge und ein noch kleineres Messerchen. Eine behandschuhte Hand, deren drei Finger - es fehlten Mittel- und Ringfinger - sich um den Griff des Spatens schlossen.
Ein Gärtner wie er im Buche stand, wären da nicht die kleinen Dinge:
Das schwere Leder der Handschuhe, das viel zu steif war, als dass er damit eines der feineren Werkzeuge, wie die Gartenschere, gut hätte greifen können.
Das leichte Zittern der Hände - Anstrengung? Entzug? Nervosität?
Oder die dunklen Ölflecken an seinen rechten Ärmel, wie man sie zumeist bei Fischern sah, wenn sie ihre Segel und Kleidung vor Wind und Wasser schützten.
Und dann der alte, zerlumpte Hut mit einer breiten Krempe, die ihm so tief ins Gesicht hing, dass er das Kinn anheben musste, um sie aus zusammen gekniffenen Augen heraus anzusehen.
Eine Geste, die so manchen Mann etwas knattrig oder verzaust wirken lassen konnte, aber hier strafte der Blick des Mannes jedes solcher Vorurteile Lüge.
Es war ein kalter, berechnender Blick. Viel zu wach, und voller Misstrauen, ein Blick dem nichts entging.
"Die Herrschaften"
Die Stimme war tief, hart, und von einen schweren westländischen Akzent durchtränkt.
Bevor dem Mann auffallen konnte (sollte?), dass er begutachtet wurde, erwiderte Josiah den Gruß mit einem knappen Nicken und kam zu einem Halt, der, so hoffe er jedenfalls, für den Mann möglichst entspannt, natürlich und, in gewisser Weise, sorglos wirken sollte - und nicht etwa wie eine weitere Taktik, um ihn unauffällig weiter auszuspähen, einem Verdächtigen gleich.
Nicht, dass er seinem Verdacht einen Namen geben konnte.
Josiah verlagerte sein Gewicht auf seine Fersen.
Einerseits stand er nun weit genug von ihm entfernt, dass er die Grabstelle des Mannes problemlos begutachten konnte, ohne dabei auffällig Kopf und Blick zu lenken. Andererseits hieß das auch, dass er zu weit weg war, um nennenswerte Einzelheiten auszumachen.
So blieb nur der scheinbar Topf-große Umfang des Aushubs knapp vor einem günstig platzierten, wenn auch recht einsamen Bäumchen, sowie der kleine Haufe daneben - entweder, der Mann hatte gerade erst begonnen, oder befand sich kurz vor dem Abschluss.
Der Anfang oder Abschluss von was?
Gartenarbeit, oder mehr?
Und wenn es mehr war - War es wahrscheinlicher, dass sie über einem verkappten Drogendeal oder Nachwehen eines Diebstahles gestolpert waren, als dass dies mit dem Verschwinden ihrer Leute zu tun hatte? Mit Sicherheit.
Aber in dem Moment, in dem sie um die Ecke gekommen waren, waren sie zum Bestandteil dieser Geschichte hier geworden, sei sie nun harmloser, langweiliger, geldgieriger oder wahnsinniger Natur.
Besser Vorsicht als Nachsicht
Josiah ließ seine Hand etwas sinken und hänkte seinen Daumen in vorgegebener Lässigkeit in seinen Gürtel, unweit des kleinen Beutels, das seine Wurfmesser enthielt, streng darauf bedacht, keinen seiner Gedanken in seine Mimik oder Haltung entfliehen zu lassen.
Der Mann legte den Kopf leicht zur Seite, die Augen weiterhin starr auf die drei gerichtet. Dann hob er grob den anderen Arm und deutete den Pfad in Richtung Nord-Westen.
"Die "Goldblüte" findet ihr wenn ihr dem Pfad ihr folgt, dann an der nächsten Kreuzung rechts, und an den drei alten Eichen nach links geht."
Aus dem Augenwinkel sah Josiah Jon an. Er hatte vorhin schon Grips bewiesen, wie würde er nun die Situation einschätzen? Die Natur dieser Situation?
Eigentlich, sann Josiah, war dies kein übler Zeitpunkt, um etwas mehr über den Matrosen herauszufinden. Wenn Ihnen nicht vorher die Wildcard namens Trevor zuvor, oder zugute kommen können.
Gärtner weiterhin = #669933