18.09.2024, 21:31
Sie streckte die flache Hand aus.
Die Katze?
Sie fürchtete sich nicht.
Sie versuchte anzutesten, ob sie sich mit den Wangen gegen die Finger reiben konnte. Ob die Hand ungefährlich war.
Behutsam, jede Bewegung mit Liebe bedacht, tasteten ihre Finger über das Ohr der Katze. Dabei versuchte sie, jedes positive Gefühl, das sie aufbringen konnte, in ihre Hand zu kanalisieren.
Schon bald begann die Katze, ihr zu vertrauen. Sie schmiegte sich an die Fingerspitzen, um ihre Liebkosungen zu verspüren.
"Ahlso wurde das klainä Kaufmannsjunge geraubt? Man sagt, Katzen könnän nicht wainen." Mit einer schnellen Bewegung packte Tali den Nacken des Tieres. Dieses krallte sich in ihren Arm. Scharfe Krallen zerrissen ihr die Haut und bildeten tiefe, blutige Kratzer. Doch Schmerz und Blut waren der beste Preis, den ein Mensch bezahlen konnte, wenn er um ein Wunder bat. Sie hob die Katze über ihren Kopf. Dabei bohrten sich ihre Finger in die Flanke des Tieres und drückten auf die inneren Organe. Die Katze schrie laut auf, ein Schreien, das einem Baby oder Kleinkind glich. Das arme Vieh musste starke Schmerzen verspüren.
Tali grinste den Jungen an, als die Katze diese Töne von sich gab. Dann blickte sie nach oben, bis sich flüssiges Sekret aus den Augen des Tieres löste und Tali diese Tränen auf sich tropfen ließ.
"Ahhh, das ist sooo viel bässa!" Damit wandte sie sich an Runa und hielt ihm die Katze hin. "Na lohs, du bist drahn. Kaine Angst, diese hält sie für dich."
[Handwerkerviertel, Rúnar]