26.08.2024, 22:52
Alle Teile fügten sich bereits an ihre Plätze - oder zumindest hatte Tarón das gedacht, als, kurz bevor sie damit beginnen konnten ihren Plan in die Tat umzusetzen, ein weiteres unerwartetes Stück auftauchte: Kieran.
Taróns Stirnrunzeln verriet den Teil in ihm, der den Jüngeren dafür tadelte sich nicht an die besprochene Aufteilung gehalten zu haben, wer wo war, blieb und wohin ging. Immerhin hatten sie bereits genug Crewmitglieder die verschwunden waren und die Situation war damit bereits unübersichtlicher, als allen lieb war. Aber natürlich verstand er den Burschen auch. Es hatte ihn ohnehin gewundert, dass ausgerechnet Kieran bei Greo und Elian auf dem Schiff hatte bleiben wollen. Oder eher: zugestimmt hatte, dass es sinnig war drei Personen auf ihr Schiff achtgeben zu lassen. Denn, dass er wirklich hatte dableiben wollen, daran hatte Tarón bereits gezweifelt, ehe sie aufgebrochen waren.
Nun - offenbar hatte sich sein Instinkt damit wieder bewahrheitet.
"Kieran." begrüßte er den anderen nur knapp, jedoch mit einem Tonfall, der alles gleichzeitig zum Ausdruck brachte: milde Verärgerung über diesen unabgesprochenen Wandel, Akzeptanz seiner Anwesenheit und ...Verständnis. Sein Nicken hingegen, das sich anschloss, ließ erahnen, dass er es bei genauer Betrachtung wohl sogar begrüßte ihn hierzuhaben.
Puzzleteile. Klick klick.
Ausgerechnet Kieran - wer wäre besser geeignet ein Auge auf Alex zu haben, sollte Tarón selbst diesem nicht folgen können?
Ja. Kierans Loyalität zu Soula stand außer Frage - und damit auch seine Haltung Mason gegenüber. Und dennoch war Kieran nicht der Typ, der die Gelegenheit für irgendeine verdrehte Racheaktion in den kaum beleuchteten Gassen nutzen würde. Und Alex alleine losrennen zu sehen war ein Szenario, dass Tarón aus mehr als einem Grund vermeiden wollte. Kieran war vielleicht genau der Mann, den sie jetzt hier brauchen konnten.
Cassy übernahm es ihn knapp und effektiv in Kenntnis zu setzen. Tarón sparte sich weitere Worte. Er war gedanklich bereits dabei, wie es weitergehen konnte.
Wie auch die anderen verschwand er daher still auf seinen Platz in den Schatten auf der erhöhten Treppe, die ihm einen etwas besseren Überblick erlaubte, als ihn die beiden Männer in der Menge haben würden.
Nun lag es an Cassy - und diese lieferte ab.
Tarón hatte sich vorgestellt, dass sie vielleicht zunächst tatsächlich etwas darbieten würde, um die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu lenken, doch das war garnicht nötig. Auch wenn viele Gesichter sich zunächst desinteressiert wieder abwandten und genügende Menschen auch im Verlauf ihrer Worte Ignoranz übten, reagierten genau zwei Gestalten auf die es ankam:
die erste war eine mit dunkler Kapuze, die ihr Gesicht so sehr im Schatten verbarg, dass es selbst unmöglich war genau zu sagen welches Geschlecht sie haben mochte, auch wenn die Statur auf einen Mann hindeutete. Taróns Blick hatte sie einen Sekundenbruchteil zu spät taxiert, um dieses Geheimnis noch zu lüften ehe sie sich den dunklen Stoff über den Kopf gezogen hatte. Doch hier hatten sie ihn - den Verdächtigen, auf den sie gehofft hatten, denn die Gestalt machte sich daran abzuhauen.
Alex hatte sie auch bemerkt und so hätte sich Tarón seine dringlich deutende Geste vielleicht auch sparen können, dennoch brachte er sie zu Ende, fixierte dabei nun jedoch eher Kieran, als Alex, der ohnehin schon reagierte.
Auch Tarón war bereits dabei sich aus den Schatten zu lösen, um ebenfalls die Verfolgung aufzunehmen (auch wenn er die beiden anderen erst einmal würde einholen müssen), als er diesen Plan wieder verwarf, denn noch jemand reagierte auf Cassys Worte.
Ein Mann, etwa von seiner eigenen Statur, schälte sich aus der Menge nach vorne und kam auf Cassy zu.
Stadtwache. Das mochte hilfreich sein.
Mit einem kurzen intensiven Blick auf die Frau hin lehnte Tarón sich wieder in die Dunkelheit zurück.
Cassy hatte von sich gesprochen - nicht von einer Gruppe, die die Frauen suchte - und diesen Eindruck würde Tarón erst dann brechen (und sie damit einer kleinen Lüge überführen und potentiell ihre Glaubwürdigkeit untergraben), wenn das absolut notwendig wurde. Alleine lassen würde er sie mit dieser Situation jedoch nicht. Und das hieß er musste jetzt auf die anderen beiden Männer vertrauen und das nagende Gefühl in ihm beiseite schieben, dass ihn anstacheln wollte die Jagd ebenfalls aufzunehmen und die Dinge selbst zu kontrollieren.
Doch anstatt loszurennen, lauschte er, beobachtete er weiter - und überließ vorerst Cassy das Gespräch mit der Wache.
'Erregung öffentlichen Ärgernisses' - nun...das klang zumindest schonmal nach einer vielversprechenden Spur.
Aus den Augenwinkeln behielt er auch die Menge im Auge. Einige Leute waren bereits wieder weitergegangen, doch noch immer hörten auch Fremde zu, nun wohl darauf angefixt, wie die Geschichte des armen Mädchens weitergehen mochte, dass ihre Freundinnen suchte. Doch etwas wirklich Auffälliges tat sich nicht mehr. Wahrscheinlich gut angesichts der Tatsache, dass sie sich nicht weiter aufteilen sollten.
Also zuhören, beobachten - und Eingreifen, wenn es nötig wurde.
[Marktplatz | Zunächst mit Cassy, Alex &Kieran, dann nurnoch mit Cassy (?)]