16.07.2024, 09:32
In seinem momentanen Zustand hatte er dem Ehrgeiz der Blonden nicht viel entgegenzuwirken. Demnach gab er sich geschlagen und machte ihrer Hand Platz, als sie es unbedingt übernehmen wollte, die Wunde abzudrücken. Niloc verzog das Gesicht unter dem kurzen Stich, der sich fremd und neu durch seinen Körper zog, weil sie eben doch mehr Druck aufbrachte, als er es in der letzten Minute getan hatte, während er den Schmerz wie einen alten Freund begrüßt hatte. Seine Stirn lag noch immer angestrengt in Falten und gerne hätte er irgendetwas auf die Worte des Größten der Runde erwidert, doch die Handgriffe der jungen Frau raubten ihm ein bisschen die Konzentration. Niloc war kein besonders körperbetonter Mensch. Er mied Berührungen, wo es nur ging und hatte Menschen meist lieber vor statt hinter sich. Na, zumindest im Bezug auf den letzten Aspekt hatte er gerade Glück. Sie jedenfalls schien ein wenig blass um die Nase und äußerst konzentriert. Der Händler rang sich ein angeschlagenes Lächeln ab, als sie ihn ebenfalls korrigierte.
„Üblicherweise lebe ich nicht im Luxus.“
Und da mussten dann eben auch mal ein oder zwei Tücher reichen, wenn man eigentlich mehr benötigte. Es war kein Vorwurf, im Gegenteil. Er war ja froh, dass man ihm helfen wollte - er war nur nicht gut darin, diese Hilfe anzunehmen. Niloc hob den Blick abermals zu dem Hochgewachsenen hinauf, der ihn transportbereit wissen wollte. Wohin auch immer sie ihn bringen wollten - gerade interessierte es ihn herzlich wenig. Er hatte ihnen ohnehin nichts entgegenzusetzen. Dann mischte sich die Stimme des Letzten mit ins Gespräch. Der Händler war überrascht, lächelte dann aber doch ein angeschlagenes Lächeln, als er den jungen Träumer von neulich erkannte.
„Sagen wir, jemand hat sich den falschen Gegner ausgesucht. Ich habe nur die erste Schlacht verloren.“
Was hieß, dass es noch weitere geben würde, sobald er wieder auf den Beinen war. Indes kümmerte sich die Blonde weiter um seine Wunden. Ihre schnippische Antwort auf seine Bitte, dass sie sich wegen ihm keine Umstände machen sollte, quittierte er mit einem stummen Lächeln und einem Hauch von Anerkennung im Blick. Er hob die Hände in einer Geste der Ergebenheit, nur ganz leicht, und ließ sie tun, was sie tun wollte. Dabei wirkte sie zumindest recht entschlossen und erfahren in ihren Handgriffen.
„Es sind keine lebenswichtigen Organe verletzt.“, sagte er dann mit leiser Stimme zu ihr und suchte ihren Blick. Sein flüchtiger Bekannter saß daneben, schwieg jedoch. „Es war eine etwa drei Zentimeter breite Klinge. Die Wunde sollte also etwa vier haben. Die Tiefe schätze ich ähnlich ein. Der Dolch war nicht groß. Die Blutung sollte bald stehen. Und die hier -“ Er hob die Hand, die er längst in eines seiner eigenen Tücher gewickelt hatte. „Sind ohnehin verloren. Ein Arzt wird auch keine Wunder mehr vollbringen können.“
Ein müdes Lächeln galt ihr, dann streifte sein Blick erst den Lockenkopf und schließlich den dritten im Bunde. Im nächsten Moment wollte man ihm auf die Beine helfen. Niloc war kurz überfordert mit dem Gedanken und musste wohl schwerer wirken, als er war, bis es ihm gelang, die Beine wirklich durchzudrücken. Sein Atem war zittrig und ja, vielleicht fehlte auch ihm ein bisschen Farbe im Gesicht, doch das Lächeln auf seinen Lippen ließ sich nicht lumpen.
„Ich bin euch zu Dank verpflichtet.“
Jetzt schon, egal wie die Sache ausgehen würde.
[ Liam, Lola, Ceallagh | Gasse im Gesundheitsviertel ]