14.07.2024, 14:47
Ihm war nicht wohl dabei, aber Liam war niemand, der irgendwem Anweisungen gab oder sein schlechtes Gefühl auf andere übertrug. Lola eilte vor, Ceall und er folgten ihr behutsamer, waren aber nicht gewillt, ihren Rücken gänzlich ohne Deckung zu lassen. Der Schmuggler an seiner Seite und er schienen ähnliches zu denken, als sie den verletzten Mann am Boden entdeckten. Während Lola sich gleich hilfsbereit und voller Hingabe begann, um die Wunden zu kümmern, legte sich Liams Stirn in besorgte Falten, denn er erkannte das Gesicht, als die Laterne seines Begleiters es endlich gänzlich in Licht gehüllt hatte.
„Scheint, als wäre Euch ein Handel nicht ganz so gut bekommen, hm?“, bemerkte er und gestand so auch dem Händler am Boden ein, dass er ihn erkannte.
Liam warf Ceall einen kurzen Blick zu, um ihm zu bedeuten, dass er auf die Umgebung achten sollte, während er Lola zur Hilfe eilte. Das ungute Gefühl in seinem Inneren hatte noch immer nicht von ihm abgelassen, während er Nilocs Gesicht musterte, als könne er darauf lesen, was passiert war. Solange für sie allerdings keine Gefahr drohte, interessierte ihn der Tathergang nicht - vorerst, jedenfalls. Denn er war wirklich übel zugerichtet und er kam nicht umhin, zu fürchten, dass das etwas mit ihren eigenen Problemen zu tun hatte. Lolas Handgriffe wirkten gezielt und gekonnt, weswegen er lediglich daneben kniete und bereit war, irgendwelche Aufgaben zu übernehmen, die sie ihm deligierte. Er war nicht sonderlich versiert in der Medizin, konnte zwar Verbände wechseln und wickeln, war mit solchen Situationen aber absolut überfordert. Vielleicht hätte Per ansonsten überlebt ...
Ceall erinnerte daran, dass sie sich hier nicht zu lange aufhalten sollten und rief Liam dadurch wieder etwas zurück in die Gegenwart. Leise Bewunderung galt dem Händler, der sich unheimlich zusammenreißen musste, um ihnen so entgegenzutreten, wie er es gerade tat. Oder er hatte sich einfach längst mit seinem Tod abgefunden, wenn er der Dringlichkeit glauben konnte, die in Lolas Stimme mitschwang. Letztlich war es Liam allerdings nur vergönnt, irgendwie tatenlos danebenzusitzen, weil Lola sich selbst zu helfen wusste, aber das fand er gar nicht so schlimm. Er nutzte die Zeit, um das Gesicht des flüchtigen Bekannten zu mustern. Erst, als Lola schließlich verkündete, dass sie bereit waren, rutschte er auf die gegenüberliegende Seite des Mannes, um ihn ebenfalls zu stützen und auf die Beine zu hieven. Sineca war inzwischen von seiner Schulter gesprungen und strich kurz um Cealls Beine, ehe sie die Szenerie von dort aus skeptisch beäugte.