27.06.2024, 23:17
Die Spannung im Körper des Musikers war greifbar. Ähnlich der seinen. Sie blieben beide vorerst auf gesundem Abstand. Was ihnen entweder das Leben retten konnte oder dazu beitrug, dass sie die Antwort auf all ihre Fragen verschmähten. Wie Liam schenkte auch Ceallagh seinen Begleitern einen knappen Seitenblick. Doch noch ehe er selbst einen Schritt voraus nehmen und die Gasse ein paar Meter mehr ins Licht tauchen konnte, schob sich Lola bereits an ihnen vorbei. Unbeschwert leichtsinnig… wie unerwartet. Mit vorausgestrecktem Oberkörper lugte sie in die Dunkelheit. Hinterließ auf den Zügen des Schmugglers ein schmallippiges Lächeln und wagte sich Schritt um Schritt weiter in die Gasse hinein. Unter einem tiefen Atemzug folgte ihr der Hüne letztlich und hob die Laterne knapp auf Höhe ihrer linken Schulter, um den Schatten zu verringern. Einen Schatten den sie just in jenem Moment warf, als sie zu Seite trat und sich ihr Atem sich veränderte. Stockte. Schwerer wurde. Ganz als erkannte sie irgendetwas.
Ceallagh kam nicht einmal mehr dazu seine Lippen zu öffnen. Im selben Augenblick wandte Lola bereits ihren Kopf halb herum und raunte ihnen zu, was sie an der Wand der Gasse erspähte. Der Schmuggler hielt inne. Die Furchen auf seiner Stirn wirkten im Licht der Laterne noch um einiges tiefer, skeptischer. Nachdenklicher.
Ein verletzter Mann inmitten einer Gasse? Mh… Kneipenschlägerei? Attentat? Arashi? Scheint auf jeden Fall allein zu sein. Zumindest hallten in der kleinen Gasse keine anderen Geräusche wieder, als die Schritte und Worte der Umstehenden. Kein seltsames Atmen. Kein unangenehmes Kribbeln im Nacken. Nur Lola und der Fremde, der sich ob seiner wohl brenzlichen Situation in Humor übte. Mit ernster Miene musterte Ceallagh nun Liam, der in nur wenigen Zügen an seine Seite getreten war. Folgte ihm näher an Lola heran und wurde erst dann des Blutes gewahr, als die junge Frau sich bereits hinab bückte.
“Mein Freund… du siehst übel aus. Ein paar Tücher, Nadel und Faden helfen dir da nicht auf die Beine.“
Man musste nichts beschönigen. Ganz offensichtlich wusste der Fremde selbst sehr gut über sein Schicksal Bescheid und legte eine Höflichkeit an den Tag die durchaus ungewohnt war. Und die sicherlich nicht zu seiner Verletzung geführt hatte.
“Kriegst du ihn Transport bereit?“
Das Ärztehaus war nicht mehr allzu weit von hier. Ein paar Häuserzüge voraus, irgendwo auf der rechten Seite, wenn sich der Schmuggler nicht irrte. Fast beiläufig hätte er mit seinem freien Arm in der Schlinge nach dem Riemen seines Rückenbeutels gegriffen. Nur um darin irgendeinen Fetzen Stoff oder irgendetwas anderes nützliches hervor zu holen, solange Lola mit der Versorgung des Fremden beschäftigt war. Doch der ziehende Schmerz der Schusswunde belehrte ihn eines besseren und stülpte ihm unfreiwillig den Posten der menschlichen Laterne über.
[ Liam, Lola, Niloc | Gasse im Gesundheitsviertel ]