12.06.2024, 07:50
Vögelchen. VÖGELCHEN!
Wieso erfanden die Menschen nur so furchtbare Spitznamen? Shanaya konnte mit vielem lieben, aber dieses… Schätzchen und Vögelchen. Ihr lief bei diesen Worten jedes Mal ein eiskalter Schauer über den Rücken. Einer der sehr unangenehmen Sorte. Die anderen Worte des Mannes nahm die junge Frau nur halbherzig wahr. Es interessierte sie nicht unbedingt, immerhin kannte sie diesen Jack nicht. Und ob seine Eier noch zwischen seinen Beinen baumelten oder am Kiel eines Schiffes war ihr herzlich egal. Und so richtig verstand sie noch nicht, was Tarón in dieser Geschichte für eine Rolle spielte. Das war das einzige, was sie daran interessierte. Nicht, um Taróns Vergangenheit auseinander zu nehmen (die war ihr immerhin auch recht egal, wie die Vergangenheit von jedem anderen Crewmitglied), sondern einfach um ein wenig mehr über den Quartiermeister zu erfahren. Besagter Mann mischte sich in diesem Moment ein, unterbrach den kleinen Monolog von Foxy, der sich ein wenig daran zu erfreuen schien, Jacks Geschichte zu erzählen und Tarón damit etwas aufzuziehen. Milde ausgedrückt. Die beiden diskutierten kurz, was Shanaya mit einem fast amüsierten Lächeln hinnahm. So bekam sie einigermaßen, worauf sie es abgezielt hatte, eine andere Seite des Älteren. Auch, wenn es ihr egal war, was die einzelnen Menschen in ihrer Vergangenheit erlebt hatten, war es doch spannend zu sehen, was das Erlebte aus ihnen gemacht hatte. Und bei Tarón brodelte ganz offensichtlich einiges unter der Oberfläche.
Die blauen Augen der Frau lagen auf dem Schleimer, bei Tarón befürchtete sie immerhin keinen Hinterhalt. So sah sie nur auf den Augenwinkeln die Bewegung des Quartiermeisters, im nächsten Moment wurde die Hand des Fremden mit einer Klinge an den Tisch genagelt. Das hatte sie schon oft genug selbst getan, es war also kein Anblick, der sie groß schockierte. Ob sie Tarón so etwas zugetraut hätte, war egal, immerhin bekam sie gerade in erster Reihe mit, dass er sehr wohl dazu fähig war. Einige Herzschläge richtete sie den hellen Blick auf das Gesicht des Mannes, betrachtete ihn, ehe sich ein beinahe amüsiertes Schmunzeln auf ihre Lippen zog und sie sich wieder an den Schleimer richtete.
„Ich würd’s ja lieber lassen. Er hat heute morgen schon drei Leuten jedem einzeln die Finger abgeschnitten. Wenn du deine also behalten willst…“ Die Schwarzhaarige gluckste beinahe. „Oder meinst du, er sollte sich auch deinen Eiern widmen? Dann könntest du Jack Gesellschaft leisten.“
Ihre Augen ruhten auf der Hand des Mannes, dennoch bekam sie mit, wie es um sie herum unruhiger wurde. Wie manch einer zu tuscheln begann, auf die kleine Dreiergruppe deutete.