05.06.2024, 11:13
Wäre nicht die permanente Sorge um die verschwundenen Frauen gewesen, hätte Isala das Lichterfest tatsächlich genossen. Die Nacht hatte schon immer etwas mysteriöses und fabelhaftes an sich und wenn man die vielen Laternen und Kerzen betrachtete war dort ein kurzer Moment, als die Frau träumte, wie es wäre ohne Ablenkung einfach durch die Straßen zu ziehen - ohne die Bilder von Leichenteilen in irgendwelchen Fässern.
Isa war ganz in ihren Gedanken und hörte den beiden anderen gar nicht mehr richtig zu... ihr Blick glitt hinauf in den dunklen Himmeln und kurz verlor sie sich in ihren Erinnerungen von damals. Als sie auch in solch einer Dunkelheit am Strand ausgeharrt und gewartet hatte, dass Tarón von seinen Reisen wieder kam. Dass er ihr ähnlich wie Black Tooth damals seine Geschichten erzählte und sie in einsamer Trauer darüber, dass er sie nicht mitnahm, neben ihm gesessen und gelauscht hatte. Das Kleine Mädchen wollte stets die Zeit genießen, wenn er da war und ihm kein schlechtes Gewissen einreden.
Ein Knall riss die Frau aus ihren Gedanken und schnell sprang ihr Blick zum Ursprung des Geräusches. Ein Mann hatte eine der vielen Laternen runter fallen lassen und wurde gerade von einer Frau - eventuell seine Ehefrau? - dafür getadelt. Gerade wollte Isala sich mit Rúnar darüber austausche, als sie merkte, dass dieser nicht an ihrer Seite war.
Ein seltsames Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit, als Isa selbst die große Frau Tali nirgendswo mehr sah und diese war wahrlich nicht zu übersehen! Hektisch flog nun ihr Kopf hin und her und ihr Blick suchte nach bekannten Gesichtern zwischen den Menschen, die ohnehin auf den Straßen unterwegs waren.
"Rùnar?! ...Tali?", versuchte sie zaghaft zu rufen, doch außer irritierte Blicke der Fremden um sie herum, kam keine Ressonanz.
Isala lief ein paar Schritte rückwärts, sah kurzerhand in ein paar unscheinbare Gassen und rief die Namen ihrer Freunde (Ja, selbst Talis schreckliches Antlitz wäre ihr nun lieber, als vollkommen allein hier zu sein). Ein Fremder rempelte Isa an und sofort breitete sich eine Gänsehaut über ihren Körper aus ... sie konnte nicht richtig atmen, als Panik sich auf ihre Brust setzte und ihre Kehle zuschnürrte.
Eine Frau sprach irgendetwas zu ihr mit einem besorgtem Blick, doch Isa wich ihr aus und lief durch die Menschen hindurch. Überall war Berührung und Kontakt mit ihrem Körper und das feuerte ihre Panik noch an, als sie ziellos weiter lief - beinahe rannte - wie ein aufgescheuchtes Reh...
Doch urplötzlich wurde ihr Lauf gestoppt als sie sie mit voller Wucht gegen ein Hindernis prallte und die Frau kurzerhand wieder ein paar Schritte rückwärts strauchelte. Immer noch hektisch atmend erhob sich ihr Blick um zu sehen gegen was sie da eigentlich gelaufen war.
[ Bei Aric | in den Gassen der Außenbezirke]