26.05.2024, 22:25
Mit einem Schnauben wandte sie ihren Blick auf eines der verwitterten Holzschilder, die den Laden oder die Werkstatt kennzeichnen sollten.
Das Schild? Bestand aus Holz. Die Schrift? Eine rote Farbe, die sich im Laternenschein nicht sonderlich gut lesen ließ.
Es würde Ewigkeiten dauern, hier jedes Schild nachzuprüfen. Bis sie hier eine Kneipe, ein Bordell oder eine Taverne entdeckt hätten, wären ihre Gefährten vermutlich wirklich in einem Fass.
Genervt blies sie angestrengt Luft aus den geschlossenen Lippen, kramte in ihrem Beutel und holte eine dunkle Masse hervor, die sie eine Weile geistesabwesend in den Fingern zu einer Kugel rollte.
Irgendwann führte sie die Kugel zum Mund und begann auf dieser herumzukauen. Der würzige Geschmack des Kautabaks breitete sich in ihrem Mund aus. Ihr Speichel begann sich mit dem leicht salzigen Aroma zu vermengen. Das Nikotin entfaltete schnell seine Wirkung und eine Welle der Beruhigung zog sich durch ihren Körper.
Sie glaubte nicht daran, dass die verschwundenen Crewmitglieder sich in diesem Bezirk befanden. Aber sie würde nach ihnen suchen. Jedoch hielt sie das nicht ab, etwas Sinnvolles zu tun, und so beschloss sie, ein wenig die Sprache zu üben, die in diesen Gefilden der Welt gesprochen wird. "Vohogäl, Vogehl, Vogäl, Vogähl, Voggel, Vohgähl." Immer wieder wiederholte sie ihr Wort laut, während sie von einem Schild zum anderen ging, in der Hoffnung, es würde etwas darauf stehen, was auf ein aufregendes Etablissement deutete. Aber nichts dergleichen war auffindbar. Stattdessen gab es einen Schmied, einen Küfer, einen Drahtzieher und noch viele andere Handwerksbetriebe.
Ihre Begeisterung, das Wort Vogel in verschiedenen Variationen aufzusagen, schien von Schild zu Schild zuzunehmen. Dann, mit einem Mal, verstummte sie. Es war, als würde sie in ihrer Bewegung einfrieren.
Da saß etwas. Fast unsichtbar in der Dunkelheit. Majestätisch.
"Wir brauchen diesäs Kahtzä," meinte sie und zeigte auf die Augen, die das Licht der Laterne reflektierten. "Sie wird uns hälfen im dunkäln zu sähen." Damit ging sie in die Hocke, um die Katze anzulocken. Doch diese wollte sich nicht anlocken lassen. Sie sprang auf und rannte in eine Gasse.
Dahlamon Tali konnte jedoch nicht zulassen, dass der Vierbeiner in der Dunkelheit verschwand. Sie war sich sicher: Wenn sie Erfolg auf ihrer Mission haben sollten, dann würden sie dieses Tier brauchen. Mit einem plötzlichen Spurt folgte sie dem domestizierten Tiger.
Nur noch ihre Rufe hallten zu ihren beiden Gefährten: "Kommt, klaines Prins und andäre Frau! Wir fangän dieses Kahtzä!"
{ auf dem Weg zum Handwerksviertel | mit Rúnar, Isala, Harald (Haustier) }