24.05.2024, 18:14
Wie viel Soula dafür geben würde, dass ihr Verstand genau so klar und deutlich funktionierte, wie sonst auch. Die letzten Tage hatten ihr gezeigt, dass das wohl keine Selbstverständlichkeit war. Alles musste sie sich mühsam zusammenklauben. Gedanken, Erinnerungen und irgendwie wollte alles nicht zusammenpassen. In so einer Situation hatte Soula sich noch nie befunden und es Ängstigte sie. War es ein Anflug von Panik, der in ihr aufstieg? Mehr, als ihr lieb war… Einzig die Tatsache, dass sie hier nicht alleine war, schien Soula ein wenig zu beruhigen. Ansonsten war alles fremd. Die Umgebung, ihre Gedanken, ihre eigene Stimme. Sie hatte Talin angesprochen, da sie sich nicht sicher war, ob sie noch schlief. Anscheinend tat sie das nicht mehr, was deutlicher wurde, nachdem sie sich übergeben hatte. In Soula rief es ebenfalls ein flaues Gefühl hervor.
Das Blut, das wegen ihres schnelleren Herzschlags durch ihre Adern pulsierte, ließ es nur noch mehr in ihrem Kopf hämmern. Soula war sich nicht sicher, ob sie in diesem Zustand oder dem der letzten Tage nicht lieber tot wäre. Das alles war beängstigend und mit nichts zu vergleichen, was sie bisher erlebt hatte. Sie sah dabei zu, wie Talin sich erhob. Essen… Soula wusste gar nicht, ob sie wirklich etwas runterbekommen würde. Hunger verspürte sie nicht, die Worte von Talin ergaben dennoch Sinn und stachen nochmal in das panische Wespennest, das sich in Soula langsam ausbreitete. Der Versuch ruhig zu bleiben gelang nicht wirklich, das Gefühl der völligen Hilflosigkeit, die die letzten Tage geherrscht hatte, war der Horror für Soula gewesen und langsam sickerte das an die Oberfläche. Talin hatte keine Antworten für sie. Keine, die sie sich erhofft hatte und es blieb ungewiss. Alles. Es fiel Soula unglaublich schwer, damit umzugehen.
Die Frage, die Talin ihr nun stellte war etwas, an das Soula versuchte, sich zu klammern, doch man konnte ihr ansehen, dass sie verzweifelt war. Auch in ihrer Stimme konnte man die Panik hören.
„Ich erinnere mich an fast gar nichts“, meinte sie und wandte den Blick ab.
Es war nicht nur Panik, das nächste Gefühl, das aufstieg, war Scham. Scham darüber, wie unkontrolliert Soulas Gefühle hier flossen. Ihre Hände fingen an zu zittern. Bei allem, was ihr heilig war, das konnte doch einfach nicht wahr sein.