24.05.2024, 12:16
Tarón hörte zu und gab den anderen beiden Raum, um auf seine eigenen Gedanken zu antworten und das Gesagte zu analysieren, ehe er selbst etwas sagte. Darin war er gut - immer gewesen. Und darin, die Stärken der Menschen zu nutzen, mit denen er zu tun hatte. Die beiden bei ihm jedoch - Alex und Cassy - waren Menschen, deren Puzzleteile für ihn noch große Lücken aufwiesen. Bei Alex war ein Teil des Bildes, das er von ihm zu haben geglaubt hatte, erst kürzlich durcheinandergewirbelt worden. Was es zeigen würde, wenn die Teile wieder an ihrem Platz waren, würde sich noch offenbaren. Aber der Falke lernte in jeder Sekunde mehr über seine Mitstreiter - aus ihrem Schweigen genauso wie aus ihren Worten.
Alex versperrte sich zumindest nicht, auch wenn sein brummiger Tonfall deutlich machte, dass er sich nach wie vor ungerecht behandelt fühlte. Doch das taten auch Arschlöcher nur allzu oft und gerne - und meist mit voller Überzeugung.
Später. Die Lösung dieses Rätsels würde warten müssen.
Was Alex sagte, war jedoch zweifellos richtig - Frauen wie die drei fielen auf! In ihrer grundsätzlichen Erscheinung, aber noch viel mehr in der Art, wie sie sich trugen. Wie sie gingen und sich bewegten.
"Ja..." raunte er nachdenklich auf die Zeitfrage.
SIE hatten in jedem Fall zu viel verschwendet, dessen war sich Tarón fast sicher. Natürlich mochte es genauso übereifrig sein - jetzt noch. Vielleicht saßen die drei sturzbesoffen irgendwo und lachten sich über irgendetwas tot, während sie hier wie die Idioten in Panik verfielen. Aber wenn nicht...
Dann waren es eventuell Tage, die sie verloren hatten.
Und diesen Gedanken hatte auch Alex. Schiffe.
Natürlich war ihm der Gedanke auch gekommen, dass sie weggebracht wurden - über Land oder Wasser. Ja, Schiffe waren ein guter Stichpunkt.
Seine Augen legten sich ernst auf Alex, dem er knapp zunickte.
Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit jedoch auf Cassy.
Sie war sogar noch eine größere Unbekannte als Alex. Viel wusste er über sie noch nicht. Aber auch sie offenbarte ihm mit jedem Wort ein wenig mehr.
Er ließ den Vorschlag eine Weile in den Wassern seines Geistes schwimmen und wog ab, was er selbst davon hielt.
Die Idee war nicht dumm. Aber sie WAR riskant. In der Dunkelheit könnten sie schnell übersehen, was einzelne Akteure taten, und im schlimmsten Fall alarmierten sie jemanden, der sich berufen fühlte, Geiseln zu beseitigen. Andererseits... ins Wespennest zu schlagen würde Leute aufscheuchen - Mitwisser und Täter gleichermaßen. Und hatte er nicht selbst gesagt, sie spielten gegen die Zeit?
Zudem würden Entführer in jedem Fall davon ausgehen, dass die Frauen früher oder später gesucht werden würden. Dann wüssten sie nur, dass die Crew ihre Schritte begonnen hatte - wenn das nicht ohnehin der Fall war.
Wenn Blayron dahintersteckte, wäre er ein Narr, keine Spione auf sie angesetzt zu haben, die ihre Bewegungen überwachten. Und heute war fast die gesamte Crew in Grüppchen losgezogen - viel eindeutiger konnte wohl nicht sein, was sie vorhatten.
Zwei Möglichkeiten: Wer auch immer dahintersteckte - WENN jemand dahintersteckte! - wusste, dass die Frauen zur Crew gehörten. Und damit würden sie damit rechnen, dass diese sich in Bewegung setzte, um sie zu suchen.
Oder aber es waren Leute beteiligt, die weder von ihnen wussten, noch sie von ihnen.
"Gut. Ich stimme dafür. Es ist riskant, aber das sind erfolgsversprechende Dinge meist und wir sind uns einig, dass es um Zeit geht. Ich schlage vor, du erwähnst die Crew nicht, Cassy. Sag, du suchst deine Freundinnen. Wenn Leute bereits von uns wissen, ist es so, aber wenn nicht, macht es das für Alex und mich leichter, in der Menge unauffällig nach Auffälligkeiten zu sehen."
Er sah zu dem anderen Mann.
"Ich hoffe, deine Augen sind gut. Wir sollten es so angehen, dass wir einen möglichst guten Überblick haben... also ein ausgeleuchteter Platz unter uns und wir weiter oben..."
[Auf dem Weg zum Marktplatz | Alex &Cassy]