02.05.2024, 15:34
Mit einem dumpfen Geräusch sackte sein Körper nach hinten gegen die Wand und glitt langsam zu Boden. Seine Lippen zierte ein schmerzverzerrtes, bitteres Lächeln, während sich Schritte eilig nach links entfernten. Sie klangen so fern und doch so präsent in seinem Kopf nach und Niloc wusste, dass er sie heute nicht das letzte Mal gesehen hätte. Dafür würde er schon sorgen. Seine Hand pochte unangenehm an der Stelle, wo sich bis eben noch zwei seiner Finger befunden hatten. Finger, von denen er bislang nicht gewusst hatte, dass er sie vermissen würde, wenn sie irgendwann nicht mehr wären. Das, was er in diesem Moment aber viel mehr vermisste als sein eigen Fleisch, war der Ring, den sie mit sich genommen hatten, als sie ihn hier zurückgelassen hatten. Zum Sterben, vielleicht, doch so einfach würde es Niloc ihnen nicht machen, ungeschoren davon zu kommen. Auge um Auge, hieß es. Auge um Auge würde es kommen.
Das Hemd an seinem Unterbauch wurde allmählich ebenfalls feucht und färbte sich rot. Stimmt, dorthin war der letzte Stich gegangen, ehe er zusammengesackt war. Gezielt und schnell wie der Biss einer Schlange, nur tiefer und weniger tödlich vermutlich in diesen tropischen Gegenden. Drei, vielleicht vier Stiche, schätzte der Händler, ohne die Wunde wirklich in Augenschein genommen zu haben. Aber er hatte die Klinge lange genug beobachten können, während sie sich Finger für Finger durch sein Fleisch geschnitten hatte. Nilocs Mundwinkel zuckten, ehe er sich mit einem leisen Ächzen eines der Stofftaschentücher mit rechts aus der Tasche zog. Kurz verschwanden die Stummel in seinem Mund, um die Wunde wenigstens grobflächig zu säubern, dann wickelte er sie in das Tuch ein und brachte es auf Zug. Ein bisschen Alkohol würde schon Abhilfe verschaffen. Aber zwei Finger mehr oder weniger - er würde seine Mission schon bewältigt bekommen. Sie hatten sich mit dem Falschen angelegt. Doch die Rache musste warten. Warten, bis er genug Energie hatte, um sich wieder aufzurichten und seine Wunden zu versorgen.