02.05.2024, 15:32
Er war schon immer gewesen wie er war - Fürsorglich, offen und ehrlich. Seine Antwort war wahr und lud trotzdem nicht zwingend dazu ein, sich weiter darüber zu unterhalten. Es ging ihm nicht gut. Das war offensichtlich und absolut legitim, wie er fand. Sollten die Menschen doch glauben, was sie wollten. Für Liam zählte nicht deren Empfinden, für ihn zählte sein eigenes. Mit Shanaya hatte er allerdings genügend Zeit auf diesem Schiff verbracht, um zu wissen, dass sie es nicht anders handhabte - ihm aber den Freiraum ließ, sein eigenes Empfinden auszudrücken, auch wenn sie es nicht zwingend nachvollziehen konnte. Langsam öffnete er die Flasche, während er ihren Worten lauschte. Seine Lippen zuckten freudlos, ehe er seufzte und einen Moment schweigend den Rum zwischen seinen Fingern musterte.
„An Per? Nein.“, gab er zu, ließ die Flasche kurz in seiner Hand kreisen. „An der Situation? Auch nicht allein.“ Er hoffte, dass sie alle in diesem Moment ähnlich gehandelt und den Jungen (und die anderen Kinder) nicht einfach seinem Schicksal überlassen hätten. „Irgendwie ist es ja schon unsere Aufgabe, denen zu helfen, die sich selbst nicht helfen können.“
Er bereute es nicht. Rayon ebenso wenig, mit Cassy hatte er darüber noch nicht gesprochen. Sie hatten geahnt, dass es gefährlich werden würde. Vielleicht wäre es anders ausgegangen, hätte man ihn nicht erwischt. Aber in Was-Wäre-Wenn-Szenarien verlor sich Liam so gut wie nie. Es war ein Risiko gewesen, aber sie hatten gewusst, dass sie handeln würden, wenn ihre Vorahnung Recht hatte. Sie alle hatten das gewusst.
„Ich werde mich wohl trotzdem nie daran gewöhnen, dass man manchmal einfach nur schneller sein muss, wenn man überleben will.“
Schneller damit, ein Leben auszulöschen. Liam hasste es. Er würde es immer hassen. Er würde immer zögern, wenn es eine Alternative gab. Ausschalten statt ausschalten. Er wusste, dass er damit auf diesem Schiff fast alleine war.